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Italienische Eistradition Italienische Eistradition: Familie De Martin eröffnet Café in Coswig

Von Ilka Hillger 04.09.2017, 14:48
Famiie De Martin verkauft jetzt auch Eis in Coswig.
Famiie De Martin verkauft jetzt auch Eis in Coswig. Klitzsch

Coswig - Auf der Piazza San Marco ist man für einen Espresso nebst Wasser schnell mal im zweistelligen Eurobereich. Das ist der Venedig-Preis für den Blick auf den Markusdom. Im San Marco von Renato De Martin geht es günstiger und man muss den Kopf nur ein wenig zur Seite drehen und blickt auf eine nicht minder berühmte Sehenswürdigkeit: die Wittenberger Schlosskirche. Und Touristen, wie auf dem Markusplatz, gibt es in diesem Sommer auch reichlich. Bei De Martin legen sie eine Pause ein und lassen sich das Eis des Italieners schmecken.

Vor mehr als 20 Jahren brachten die De Martins die italienische Eistradition in die Lutherstadt. Erst kam der große Bruder mit seinem „Dolce Vita“ und der holte bald Renato nach, der bei ihm auch schon in die Lehre gegangen war. „1997 habe ich hier eröffnet“, sagt der 55-Jährige im Café in der Schlossstraße 33. 20 Jahre später ist für De Martin ein neues Geschäft hinzugekommen. Wieder in der Schlossstraße, diesmal allerdings in Coswig, hat vor wenigen Tagen das Eiscafé „Veneto“ aufgemacht. „Das ist natürlich der Name aus meiner Heimat“, erzählt De Martin, der freilich schon seit seiner Jugend in Deutschland lebt.

Das „Veneto“ ist ein Glücksfall für die kleine Ladenzeile gegenüber vom Coswiger Markt. „Ich habe früher schon immer geguckt, was dort möglich wäre. Aber die Straße war einfach nicht schön. Das hat sich jetzt zum Glück geändert“, sagt Renato De Martin und fand die grundhaft sanierte B 187 und vor allem deren Umfeld nun bereit für seine Expansion in die Nachbarstadt.

Eiscafé „Veneto“: Neues Leben nach Coswig gebracht

Der Vermieter steckte Geld in den Umbau und in seinem früheren Mitarbeiter Galin Dimitrov fand der Italiener einen Pächter, der das Café ganz in seinem Sinne führt. „Ich finde, wir haben jetzt etwas Leben an diesen Ort gebracht“, freut sich De Martin. Recht hat er damit, denn ist das Wetter schön, nehmen die Coswiger gerne auf den Stühlen vor der Tür Platz. Man sieht tatsächlich Leute, die verweilen und nicht nur von einem Laden in den nächsten gehen. „Am besten war es, als mir in der Fußgängerzone lauter Kinder mit Eis in der Hand entgegen kamen“, so De Martin.

Kann eine Eisdiele also eine Geheimwaffe im Kampf gegen entvölkerte Ladenstraßen sein? Renato De Martin lacht. Wenn es so wäre, hätte er sicher schon mehr Geschäfte eröffnet als das in Coswig und Wittenberg. Dass Eis hingegen glücklich macht, glaubt er ganz fest, vor allem, wenn es von Italienern gemacht wird. „Unser gutes Eis liegt vielleicht an unserer Fantasie, das ist auch mit der Pizza so. Vor allem muss man mit dem Herzen dabei sein, sonst kommt nichts dabei raus“, sagt er.

Eine Sorte, für die das Herz des Eismannes nicht schlägt, landet bei ihm deswegen auch nicht im Verkauf. Ein wenig mit Schaudern erinnert er sich ans Schlumpfeis. Das hatte er nur hergestellt, weil es sich so viele Mütter von ihm wünschten. Beim kurzen Intermezzo ist es geblieben. Das „San Marco“ ist eine himmelblaufreie Zone und Waldmeister-Eis gibt es auch nur deshalb, weil der Farbstoff natürlich und nicht künstlich ist.

„Wittenberg ist eine gute Gegend für Marzipangeschmack“

„Ich mache es wirklich nicht gerne“, gesteht Renato De Martin. Da steht er lieber in seinem „Eislabor“, wie er seinen Arbeitsplatz fasst wissenschaftlich nennt, und experimentiert ein wenig herum. Eine neue Sorte im Jahr muss es mindestens sein, für diesen Herbst verspricht er noch was Neues, „wenn die ganze Feier hier abklingt“.

Bis dahin reichen er, seine sechs fest angestellten Mitarbeiter und etliche Saisonkräfte die kalten Küllerchen über die Eistheke, natürlich Vanille, Schoko, Erdbeer und Stracciatella besonders häufig. „Aber Wittenberg ist auch eine gute Gegend für Marzipangeschmack“, hat er festgestellt. Nun muss man nur noch abwarten, welche geschmacklichen Besonderheiten sich bei den Coswigern herausbilden. (mz)

Schloss-Straße, die zweite. Auch in Coswig geht seit kurzem das Eis der Familie De Martin über die Theke.
Schloss-Straße, die zweite. Auch in Coswig geht seit kurzem das Eis der Familie De Martin über die Theke.
Thomas Klitzsch