Bildung Homeschooling wirkt im Landkreis Wittenberg nach
Die Schulen im Landkreis kehren allmählich in den Normalbetrieb zurück. Die MZ fragt nach, was dabei für Erfahrungen gemacht werden.

Wittenberg - Das Infektionsgeschehen in der Corona-Pandemie entspannt sich, auch im Landkreis Wittenberg ist die Sieben-Tage-Inzidenz zuletzt stabil niedrig. Zu den vielfältigen Lockerungen im öffentlichen Leben kommt an Schulen die Rückkehr zum Normalbetrieb. Die MZ hat sich in einigen Einrichtungen in Wittenberg und der Region nach dem Stand der Dinge erkundigt.
1Dass am Montag alles entspannt angelaufen ist, erklärt der Direktor des Lucas-Cranach-Gymnasiums in Wittenberg, Bernd Ludlei. Zwar gelten weiterhin Hygieneregeln wie etwa die Corona-Testpflicht zweimal pro Woche. Auch müssen Schüler ab Klassenstufe sieben im Unterricht Masken tragen, im Haus gilt das Einbahnstraßensystem, der Schulhof bleibe segmentiert. Dennoch seien alle froh, auch jene, die vielleicht Angst vor einer Ansteckung haben. Ludlei erklärt das auch mit der sozio-kulturellen und emphatischen Komponente, die in der Schule eine viel größere Rolle spiele, als dies in der Gesellschaft wahrgenommen werde, und die von der Digitalisierung nicht ersetzt werden könne.
Die Frage, ob es Eltern gibt, die von der Möglichkeit, ihre Kinder unter den gegebenen Umständen vom Präsenzunterricht zu befreien, Gebrauch machen, bejaht er. Ludlei will das aber nicht bewerten, zumal, wie er sagt, es sich um ein „Randthema“ handelt, weil es im Cranach-Gymnasium, das von 580 Schülerinnen und Schülern besucht wird, nur wenige betreffe.
2Im Paul-Gerhardt-Gymnasium in Gräfenhainichen kennen sie das Problem, doch auch dort ist die Zahl derer, die ihre Kinder zu Hause lassen, extrem gering. Von drei Elternhäusern spricht Schulleiter Roland Franke - bei einer Gesamtschülerzahl von 520. Jenen, die nicht zum Präsenzunterricht erscheinen, würden von den Lehrkräften Aufgaben erteilt, sie müssten sich aber auch selbst kümmern.
Wie Ludlei, so will auch Franke die Gründe nicht bewerten, er sagt aber, sollte es sich um den Schutz von gefährdeten Familienangehörigen handeln, dann sei das nachvollziehbar. Bei allen fortbestehenden Hygieneregeln sei die Rückkehr zum Präsenzunterricht „ein ganz wichtiger Schritt“. Franke erinnert daran, dass es freigestellt war, diese oder erst nächste Woche anzufangen. Er habe sich sofort für diese Woche ausgesprochen. Die Schüler, findet er, „brauchen soziale Kontakte“ und es sei nun „ein gewisser Grad an Freude“ zu spüren.
3Es sei toll, „dass sich jetzt alle wiedersehen“, sagt in Oranienbaum die stellvertretende Leiterin der Gesamtschule im Gartenreich (GiG), Alida Ziehm. Aus organisatorischen Gründen (etwa im Hinblick auf Klassenarbeiten) hatte man sich in der Einrichtung, die von 250 Schülerinnen und Schülern besucht wird, entschieden, ab dem 7. Juni in den Präsenzunterricht zurückzukehren. Dies sei auch mit den Elternsprechern beraten worden, die sie unterstützt hätten. Auch an der GiG nutzen Ziehm zufolge zwei Elternhäuser die Möglichkeit der Befreiung vom Präsenzunterricht.
4Am Montag kehrt die Gemeinschaftsschule Friedrichstadt in den Regelbetrieb zurück, in der vergangenen Woche waren die Klassen noch halbiert: „Wir hatten die Freiheit, über den Zeitpunkt zu entscheiden“, erklärt Leiterin Ines Petermann. Dass es am Anfang, nach so langer Zeit von Homeschooling und Wechselunterricht ein bisschen turbulent werden könnte, ist den Lehrern klar. Es braucht eine Eingewöhnungsphase. Für einige Schüler werde es eine Umstellung bedeuten, wieder früh anzufangen und den Tag in der Schule zu verbringen.
Das soziale Miteinander zu organisieren, sei eine der Herausforderungen, so Petermann: „Die Gruppen haben sich zum Teil weit voneinander entfernt.“ Das Team freue sich, „aber es gibt auch eine gewisse Aufregung“, räumt die Schulleiterin ein. Die Zeit des Homeschoolings werde nachwirken. Eine ordentliche Portion Fingerspitzengefühl sei jetzt gefordert. Sie hofft, dass es keine unliebsamen Überraschungen gibt - also möglichst keine weiteren Corona-Fälle. Dass nicht alle Kinder zum Präsenzunterricht am Montag erscheinen werden, sei schon klar. Allerdings rechnet Ines Petermann nicht mit allzu vielen Schülern, die zuhause bleiben. „Vielleicht zwischen sechs und zehn.“
5Alle Kinder wieder an Bord sind in der Trebitzer Grundschule. Das sagt Leiterin Jana Müller. Die Umstellung habe gut funktioniert, mit den Schülern ist im Deutschunterricht besprochen worden, was am Homeschooling gut und weniger gut gewesen sei. Auch sie betont: „Ich hoffe, dass es bis zum Schuljahresende nun keine Änderung mehr gibt.“ Was im Übrigen problemlos klappe, das seien die Tests. „Wir fangen Montag und Donnerstag immer zehn Minuten eher an. Ich lege die Tests hin und schaue dann nach Ergebnissen.“ Gottlob waren bislang alle negativ. (mz)