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Historische Feuerlöscher in Wittenberg Historische Feuerlöscher in Wittenberg: Guter Tausch für Wasag und Türmerwohnung

Von Karina Blüthgen 06.10.2020, 10:56
Klaus Nunweiler (links) und Andreas Keller mit den Objekten der Begierde in der Türmerwohnung der Wittenberger Stadtkirche.
Klaus Nunweiler (links) und Andreas Keller mit den Objekten der Begierde in der Türmerwohnung der Wittenberger Stadtkirche. Thomas Klitzsch

Apollensdorf Nord - Tauschgeschäfte sind dann am besten, wenn beide Seiten danach zufrieden sind. Klaus Nunweiler vom Wittenberger Heimatverein ist es. Er hat für die Türmerwohnung über der Stadtkirche endlich einen Feuerlöscher gefunden, der dorthin passt. Für Andreas Keller vom Geschichts- und Forschungsverein „Wasag Haupt-Werke Reinsdorf“ ist der alte Kohlensäure-Trocken-Feuerlöscher ein Stück Geschichte der Siedlung in Apollensdorf Nord. Er wird dort einen Platz in der künftigen Ausstellung finden.

Löscher für Turm gesucht

Dass zwei Vereine nun authentische Zeitzeugnisse vorzuweisen haben, ist der Freundschaft dieser zwei Männer und dem Zufall zu verdanken. Begonnen hat alles damit, dass Nunweiler einen Feuerlöscher für die Wohnung des ehemaligen Türmers suchte. „Wir wissen, dass es dort einen gab“, sagt er. Und da er sich seit einiger Zeit um die Ausstattung der Wohnung kümmert, machte er sich auf die Suche nach solch einem Gerät, möglichst aus den 20er oder 30er Jahren.

Durch einen Kontakt nach Apollensdorf Nord erhielt er ein Foto von einem Pulverlöscher, der viele Jahre im Keller eines Wohnhauses stand. Auf dessen Schild war die Jahreszahl 1936 eingeschlagen. Nunweiler machte der Besitzerin ein Angebot und tauschte das historische Stück gegen einen neuen funktionstüchtigen.

Auf dem Stadtturm machte sich die Neuerwerbung ganz gut - bis ihn vor fast einem Jahr Andreas Keller sah, der auf Einladung von seinem Freund Klaus Nunweiler die Türmerwohnung besichtigte. Er sah den Löscher und konnte ihn zur Wasag zuordnen. „Der muss wieder nach Hause, dachte ich“, so Keller.

Allerdings gab es die Bedingung, für die Türmerwohnung wieder einen historischen Feuerlöscher zu beschaffen. Dieser ist nun in Form einer funktionsfähigen 25-Liter-Kübelspritze aus den 1940er Jahren dort, erworben aus dem Internet. Am vergangenen Wochenende tauschten Nunweiler und Keller offiziell die begehrten Löscher.

Noch Pulver drin

Der alte Pulverlöscher der Firma Total besteht aus zwei Teilen. In einem ist ein Löschpulver, „da ist auch noch was drin“, berichtet Andreas Keller. Die andere Komponente ist eine Treibgasflasche.

Angeschafft wurden Löscher wie dieser mit dem Bau der Wohnkolonie in Apollensdorf Nord in den 30er Jahren, um die Häuser brandschutztechnisch gut auszustatten. Nach dem verheerenden Explosionsunglück in der Wasag (das ist die Westfälisch-Anhaltische Sprengstoff-Aktien-Gesellschaft) im Jahr 1935 wurde 1937 zudem eine neue, modernere Werksfeuerwehr errichtet.

Am Mittelweg (heute Finkenweg), so Andreas Keller, entstanden Fahrzeughalle, Geräteräume und eine Siemens-Brandmeldeanlage. In naher Umgebung wurden Wohnungen gebaut. Dort wohnten die etwa 80 festangestellten Feuerwehrleute, konnten so bei Alarmierungen schnell vor Ort sein.

Gut möglich, dass der Pulverlöscher früher im Wohnhaus eines Feuerwehrmannes stand. Auf jeden Fall soll er, nach Fertigstellung der Räume, in der Ausstellung des Dokumentationszentrums des Geschichts- und Forschungsvereins zur Wasag seinen Platz finden. Und so ist das „Tauschgeschäft“ für beide Vereine und auch Geschichtsinteressierte ein Gewinn. (mz)