Handball Grün-Weißer Transfercoup in Piesteritz
Bundesliga-Profi Tomas Pavlicek wechselt in die Mitteldeutsche Oberliga. Der 35-Jährige erhält einen Zwei-Jahres-Vertrag beim SV Wittenberg-Piesteritz.

Wittenberg/MZ
- Das ist der Transfercoup der Vereinsgeschichte. Erstmals verpflichtet der SV Grün-Weiß Wittenberg-Piesteritz einen Bundesliga-Profi. Tomas Pavlicek erhält nach Angaben vom SV-Manager Patrick Pusch einen Zwei-Jahres-Vertrag unabhängig von der Ligazugehörigkeit. Das Dokument gelte auch „für die dritte Liga“, scherzt Pusch. Unbestritten steht der Klassenerhalt in der Mitteldeutschen Oberliga im Blickpunkt aller Bemühungen.
Dessaus Publikumsliebling
Der Neue, der bei dieser Mission helfen soll, hat in der Region einen großen Namen. Der 35-Jährige ist in Dessau ein Kultspieler und Publikumsliebling. „Ich liebe die Emotionen mit den Fans“, betont der Mann aus Tschechien und sagt: „Ich bin aber kein Star.“ Allerdings ist der Außenspieler eben auch kein Unbekannter und deshalb ist der Wechsel von der Anhalt-Arena in die Stadthalle doch etwas ganz Besonderes.
Die Entscheidung für die Lutherstädter fällt aber nicht über Nacht. „Der Patrick hat seit gefühlt fünf Jahren immer wieder angerufen“, berichtet Pavlicek im Gespräch mit der MZ. Und als in den sozialen Medien die Nachricht vom nahenden Abschied aus der Muldestadt verkündet wird, dauert es keine Stunde, bis beim Profi wieder das Handy klingelt. „Ich musste lachen“, sagt der Außenspieler, als er die Nummer des Grün-Weißen sah. Jetzt hat sich die Beharrlichkeit also ausgezahlt. Die Erwartungen an den 1,81-m-Mann sind groß. „Ich werde in einem Spiel keine 30 Tore werfen oder 30 Treffer verhindern“, warnt er.
Aber möglicherweise können die Grün-Weißen nach dem Weggang von Pjotr Bielec schon vorfristig die Suche nach einem neuen Siebenmeter-Schützen zu den Akten legen. „Ich mache das gern“, betont der Mann selbstbewusst. „Das ist gut“, sagt SV-Trainer Armands Uscins. In die Karten schauen lässt sich der Coach aber nicht. Es sei möglich, dass noch andere Spieler für diese Aufgabe zur Verfügung stehen. „Wir haben noch Zeit bis zu den Punktspielen“, so Uscins, der Pavlicek sehr gut kennt. Beide Männer haben einst in Dessau zusammen gespielt. „Das ist lange her: acht Jahre“, so der Cheftrainer, der die ungewöhnliche Konstellation nicht als Problem sieht. Pavlicek geht es ähnlich. Dass sein Ex-Mitspieler nun sein Chef ist, sei nichts Besonderes. Er hat seinen „vollen Respekt“.
Was er in der Oberliga erwartet, weiß der Neue noch nicht so genau. Sein Wissen bezieht er aus dem Internet und ist sich sicher: Grün-Weiß wird punktemäßig besser abschneiden als in der vergangenen Saison. Dass die Grün-Weißen mehr als einen Zähler erkämpfen, liegt nicht nur im Bereich des Möglichen. Im Übrigen bezeichnet sich Pavlicek als „Spieler der alten Schule“. Das bedeutet, der Handballer agiert nicht nur auf dem Parkett diszipliniert. In Dessau werden Verstöße mit Geldstrafen geahndet. Er gehöre hier nicht oft zu den Sündern, die Buße tun müssen. In seinem neuen Verein hat er sich in diesem Punkt auch etwas vorgenommen. „Ich zahle nichts in die Mannschaftskasse ein. Das habe ich vertraglich geregelt“, scherzt er.
Tipp für einen Kreisläufer
Pavlicek hat mit sechs Jahren das Handball-Abc erlernt. Jeder Steppke träume in Tschechien von der deutschen Bundesliga. Er habe sich diesen Traum erfüllen können. „Ich werde für mein Hobby bezahlt“, sagt er. Deutschland ist für ihn längst zur einer zweiten Heimat geworden. Er arbeitet in einem Fitness-Studio, baut ein Haus und ist stolz auf seine kleine Tochter und hört schon die Hochzeitsglocken läuten. Und Pavlicek hilft seinen Landsleuten, einen ähnlichen Weg zu gehen und empfiehlt hiesigen Vereinen Handballer. „Ich bin aber kein Spielerberater“, sagt er auf MZ-Anfrage. Allerdings sollen auch die Grün-Weißen schon einen Tipp für einen Kreisläufer erhalten haben.
