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Grau, das war gestern

Von Stefanie Hommers 25.10.2006, 17:34

Wittenberg/MZ. - Mit seiner Frau wohnt Günther Kühn deshalb im Moment in einer Gästewohnung der Wiwog in der Straße der Völkerfreundschaft, die Möbel sind andernorts untergestellt.

Nach Entkernung, Einziehen von Trockenbauwänden, Wärmedämmung, Dachsanierung, Balkonbau und einer neuen farbenfrohen Fassadengestaltung mit rot gestrichenen Kopfbauten und hellen Häuserzeilen werden 400 neue Wohneinheiten entstehen, die sich sehen lassen können. Ein Schmuckstück für Wittenberg solle das Ensemble werden, wünscht man sich bei der Wiwog. Dass sich das alte Gemäuer mit zum Teil desolaten Dächern und Durchfeuchtungsschäden schon in recht ansprechendem Zustand präsentiert, kann seit September anhand einer Musterwohnung begutachtet werden.

"Das Interesse ist bereits jetzt groß", berichtete Wiwog-Mitarbeiterin Carmen Kayser kürzlich bei einer Informationsveranstaltung, zu der der VDI Wittenberg eingeladen hatte, "es gibt etliche Bewerbungen." Für den ersten Bauabschnitt mit Sanierungsarbeiten in Schiller- und Falkstraße sowie im Amselweg werden 3,5 Millionen Euro veranschlagt. Das entspreche Kosten von 700 Euro pro Quadratmeter. "Ein guter Preis für eine so komplexe energetisch anspruchsvolle Lösung", betonte Frau Kayser.

Bis Ende des Jahres sollen die Häuser bezugsfertig sein. 2007 folgen Bauabschnitt zwei und drei in der Berliner und der Sternstraße. Das gesamte Investitionsvolumen beträgt, inklusive Wohnumfeldgestaltung, etwa 14 Millionen Euro. Vorbereitende Untersuchungen zur Aufwertung des Wohngebietes hatte die Stadtverwaltung bereits 2005 vorgenommen; schon ein dreiviertel Jahr später erfolgte 2006 die Erarbeitung einer Sanierungssatzung, wie Birgit Körber, bei der Stadt zuständig für die Bauleitplanung, erläutert. "Hier hat die Verwaltung schnell gearbeitet", loben Carmen Kayser und ihr Kollege Rando Gießmann das zügige Engagement. Für einen Stadtteil mit guter Verkehrsanbindung, Nähe zur Altstadt, Einkaufsmöglichkeiten und viel Grün. Hier sei Wohnen in hoher Lebensqualität möglich, so Frau Körber.

Bei den entstehenden neuen Wohnungen mit vielfältigen Grundrisszuschnitten dominieren Zwei-Raum-Wohnungen, aber auch ein Reihenhaus für Familien mit Kindern ist in der Planung enthalten. Nach einer Bedarfsanalyse hatte die Wiwog den kleineren Wohneinheiten den größten Raum zugestanden, auch um einen Ausgleich für die abgerissenen Wohnblocks in der Otto-Nuschke-Straße zu schaffen. Interessenten für die Wohnungen können sich schon bei der Wiwog melden. "Wir koordinieren die Anfragen und geben den Interessenten dann Bescheid", erläutert Rando Gießmann das Verfahren.

Günther Kühn hat seine Zusage in Form eines unterzeichneten Vorvertrages schon in der Tasche. Die Vorfreude darauf, wieder in seine alte Wohnung zurückzukommen, mischt sich allerdings mit etwas Wehmut angesichts des veränderten Gesichts der Wohnung. Immerhin wohnt das Ehepaar in der Gagfah-Siedlung seit 1937. Da falle es schwer, sich umzugewöhnen. Eines ist für Günther Kühn indes auch nach der Sanierung sicher: "Das ist eine schöne ruhige Ecke. Wir wollten nie woanders hin."