Glücksmomente Glücksmomente : Telefonat mit Langzeitfolgen

Wittenberg - Stephanie Eichelbaum hat Plakate gejagt. Nicht direkt, vielmehr ist sie mit offenen Augen durch Wittenberg gefahren. Irgendwann wusste sie ganz genau, wo der Radiosender MDR Jump seine Plakate fürs neue Gewinnspiel aufgehängt hatte, und konnte dort anrufen. „Es war ja schon ein Glück, dass ich überhaupt durchkam“, sagt die 30-Jährige. Und nun, eine Woche später, ist sie um 10.000 Euro reicher und wird heiraten. Alles als Ergebnis eines Anrufs.
Bei Gewinnspielen des Senders hat Stephanie Eichelbaum schon öfter mitgemacht, zwei Mal auch 100 Euro gewonnen. Diesmal hatte sie sich mehr erhofft und auch bekommen. Beim Teneriffa-Urlaub in diesem Sommer mit Freund Michael Schenker hatten die beiden sogar davon geträumt, was mit dem Geld möglich wäre. „Dann wollten wir heiraten“, sagt Stephanie Eichelbaum.
Antrag einfach drangehängt
So kommt es nun auch. Denn als die junge Frau am Morgen ihres Gewinnanrufes auf dem Parkplatz ihrer Firma in Coswig stand und ihr Name aus der Lostrommel gezogen wurde, da freute sie sich nicht nur über gewonnene 10.000 Euro – den Höchstbetrag - sondern hängte den Heiratsantrag für Michael gleich noch dran, live im Radio. „Das ging alles so schnell, da habe ich es einfach gesagt“, erzählt sie. Michael Schenker stand derweil im Autohaus, in dem er als Service-Mitarbeiter arbeitet, am Radio, blieb ziemlich cool gegenüber den Kollegen und schickte sofort ein „Ja, ich will“ als Nachricht aufs Telefon der Freundin.
„Dann kamen die SMS mit Glückwünschen hintereinander weg“, berichtet der 26-Jährige von dem ereignisreichen Tag, an dem sich seine Freundin kurzerhand frei nahm. „An Arbeiten war ohnehin nicht mehr zu denken“, sagt sie. Also ging sie zum Friseur, um sich für Michael schön zu machen, und als er dann dort auftauchte und seine Zusage erneuerte, „waren die Friseurinnen sichtlich gerührt“.
Als sie 17 Jahre alt war, wurde bei Stephanie Eichelbaum multiple Sklerose, eine Nervenkrankheit, diagnostiziert. „Aber ich bin mit Medikamenten und Spritzen so gut eingestellt, dass ich damit leben kann“, sagt sie. „Diese Öffentlichkeit gibt mir auch Gelegenheit, anderen MS-Kranken Mut zu machen. Es gibt auch viele gute Verläufe dieser Krankheit“, weiß sie aus eigener Erfahrung. Lebenslust und Tatendrang lässt sich die Sachbearbeiterin jedenfalls nicht nehmen.
Und mit der Hochzeit im kommenden Jahr gibt es ein großes Ziel.
Michael Schenker will seine Freundin unterdessen auch noch zum Lotto-Spielen animieren. „Offensichtlich hat sie jetzt gerade eine Glückssträhne“, mutmaßt er. Dann wäre schließlich für die beiden vielleicht auch noch eine tolle Hochzeitsreise drin.
Es ist freilich nicht so, dass das junge Paar ausgerechnet den Gewinn für eine Hochzeit benötigte. Aber diese Sicherheit im Rücken macht die Planungen doch einfacher. „Sonst hätten wir sicher noch zehn Jahre für solch ein Fest sparen müssen. Es ist einfach Wahnsinn, was eine Hochzeit kostet“, so Stephanie Eichelbaum. Nun wird es für die beiden schneller ins Standesamt gehen. Bloß wann? „Nächstes Jahr ist Reformationsjubiläum, da soll es mit den Terminen für eine Trauung schon eng werden und bei den Locations muss man auch suchen“, hat Michael Schenker bereits festgestellt.
Aber er vertraut da auf seine Freundin, die mit ihrer künftigen Trauzeugin Jessica auch eine erfahrene Hochzeitsorganisatorin an der Seite hat.
Es muss nicht der Mann sein
Dass Stephanie ihm in Sachen Heiratsantrag zuvorkam, hat der junge Mann derweil verkraftet. „Es ist ja heute nicht mehr so, dass dies nur vom Mann ausgehen muss“, meint er. Und im Urlaub, da war er sogar schon ganz nah dran, es fehlte nur noch eine zündende Idee. Die kam nun ausgerechnet vom Radiosender, den die beiden jungen Leute aus Wittenberg tagtäglich hören und in dem Stephanie Eichelbaum auch ihre chronische Erkrankung thematisierte.
(mz)