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Verkehrssicherheit Gefahr für spielende Kinder in Assau?

Vater kritisiert Tempo 50 auf der Dorfstraße des kleinen Ortes. Er hat sich an die Stadt gewandt, doch die sieht keinen Handlungsbedarf.

Von Irina Steinmann 08.12.2021, 12:00
Hier geht es in die Assauer Dorfstraße hinein, hinter den Häusern macht die Straße eine Kurve. Die Situation sei lebensgefährlich für spielende Kinder, sagt Robert Winkler, selbst Vater von vierjährigen Zwillingen.
Hier geht es in die Assauer Dorfstraße hinein, hinter den Häusern macht die Straße eine Kurve. Die Situation sei lebensgefährlich für spielende Kinder, sagt Robert Winkler, selbst Vater von vierjährigen Zwillingen. Foto: Thomas KLitzsch

Assau/MZ - Vor einigen Jahren gab es in der MZ-Redaktion Überlegungen, einen Artikel über „Das Kind von Assau“ zu schreiben. Es kam dann nicht dazu, doch der Singular war nur leicht übertrieben: Ein Kind zu sein in dem Boßdorfer Ortsteil, der wiederum mit heute insgesamt 43 Seelen zu den allerkleinsten Wittenberger Dörfern zählt, war in jedem Fall eine eher einsame Angelegenheit. Inzwischen gibt es wieder einige Kinder in Assau. Es sind auch Kinder von Menschen, die sehr viel früher selbst dort einmal Kinder waren. Robert Winkler zum Beispiel ist einer von jenen, die in Assau auf der Straße spielten.

Vater fragt im Stadtrat nach

Das sollte man heute lieber lassen. „Lebensgefahr für Kinder“ sieht Winkler dort, wo die Dorfstraße mit der alten Linde in Nord-Südrichtung Assau durchschneidet, um schließlich in die Landesstraße zu münden, das ist die L 123 Boßdorf - Kropstädt. Und deshalb hat sich der Vater von vierjährigen Zwillingen an die Stadt Wittenberg gewandt, erst über den Boßdorfer Ortschaftsrat, das war Anfang Oktober, und jetzt auch im Wittenberger Stadtrat. Ja, er habe eine Antwort vom Oberbürgermeister erhalten, erklärte Robert Winkler in der Einwohnerfragestunde, er sei mit dieser aber nicht zufrieden. Was nun zu tun sei, wollte er wissen. Man stellte ihm daraufhin, das ist auch sonst so üblich, eine schriftliche Antwort in Aussicht.

Winkler ist kein Mann der lauten Worte. Aber er möchte, dass die nach seiner Auffassung gefährliche Situation mitten im Ort entschärft wird. 50 km/h darf man dort bisher fahren; ob man die auch fahren kann, ist eine andere Geschichte, es habe jedenfalls schon Vorfälle gegeben, Vorfälle, die ihm zeigten, dass auch Tempo 30 nicht ausreichen würde. Die Geschichte hat weitere Ebenen, es geht um einen Spielplatz, den es dort einmal gab und dann nicht mehr, um private Versuche, einen solchen dort wieder anzulegen, und anschließenden Krach mit den Behörden. „Verkehrsberuhigt“, sagt Robert Winkler, das müsste die Straße im Ortskern sein. In einer Anfrage an die Stadtverwaltung hat auch Boßdorfs Ortsbürgermeister Werner Matthes (CDU) sich der Angelegenheit angenommen.

Man hat ihm daraufhin zunächst erklärt, dass es eine „Spielstraße“ - so hatte Matthes die gewünschte Verkehrsberuhigung genannt - verkehrsrechtlich gar nicht gebe und dass sich andererseits die von ihm angeregten Schwellen zur zwangsweisen Geschwindigkeitsbeschränkung für Straßen mit Tempo 50 wiederum verböten. Da sitzen sie nun in Assau, Teil von Boßdorf, und die Kinder werden größer.

Es ist nicht so, dass die Stadt Wittenberg nur erklärt hätte, was nicht geht. Sie hat auch nicht nur, das freilich schon, auf Paragraph 3 der Straßenverkehrsordnung verwiesen, der Autofahrer zu besonderer Vorsicht gegenüber schwächeren Verkehrsteilnehmern auffordert. Der „Verkehrsrat (Polizei, Straßenbaulastträger und örtliche Straßenverkehrsbehörde)“ habe sich den Ort angesehen, schreibt die Stadt an Winkler, und dabei festgestellt, dass „bedingt durch die bauliche Situation der Straßen geschwindigkeitsregelnde Beschilderungen nicht notwendig und teilweise nicht zulässig“ seien. Nach bundesdeutschem Recht, und das ändert sich nur langsam, hat der reibungslose Autoverkehrsfluss Vorrang, wo immer es geht.

Damit aber möchte sich der Assau-Rückkehrer Robert Winkler, studierter Sportwissenschaftler und Firmenberater bei der Deutschen Rentenversicherung, nicht zufriedengeben. „Uns geht es nicht darum, bestehende Rechtsvorschriften erläutert zu bekommen, wir akzeptieren diese selbstredend und halten es dennoch zwingend für notwendig über unsere Beobachtungen vor Ort zu berichten“, hat der Vater mit einem Schreiben vom 3. November an die Stadtverwaltung noch einmal nachgelegt.

Unübersichtliche Stelle

„Fahrzeugführer können kleine Kinder nicht oder erst sehr spät wegen der Kurvenführung erkennen“, argumentiert er. Die Anwohner seien davon „überzeugt, dass diese Gefahr relativ einfach eingedämmt werden kann“, gemeint ist die Verkehrsberuhigung. „Für uns ist die Sache nicht beendet. Wir gehen davon aus, dass es eine zeitnahe Lösung gibt.“ Die Antwort der Stadt steht noch aus. Deshalb, sagt Robert Winkler, sei er am 1. Dezember ja auch in den Stadtrat gekommen.