Gedenktafeln in Wittenberg Gedenktafeln in Wittenberg: Das "von" kam erst später zum Goethe

Wittenberg - Ein kurioser Nebenkriegsschauplatz hat sich im Zuge der kleinen Debatte um die De-facto-Umbenennung des historischen Gasthofs „Goldener Adler“ aufgetan. Die MZ-Redaktion erreichte die Zuschrift eines Lesers, der aus diesem Anlass offenbar genauer hingeschaut hatte und nun die Beschriftung einer ebenfalls an der Fassade befindlichen Gedenktafel monierte.
Die Tafel erinnert an einen Besuch Goethes anno 1778 in dem Haus am Markt. Aber warum um alles in der Welt, fragte der Mann bitter, fehlt beim Goethe das „von“? Tja, warum?
Um die Antwort vorwegzunehmen: Weil der Herr Geheimrat und Dichter Johann Wolfgang Goethe damals noch gar nicht geadelt war. Dies geschah erst vier Jahre später, nämlich 1782.
Richard Thomas, den die MZ in dieser Angelegenheit befragte, weiß dazu aber noch einiges mehr. „Geheimrat Goethe weilte im Frühjahr 1778 in politischer Mission in Berlin. Über Potsdam und Wittenberg reiste er mit der Kutsche Richtung Weimar zurück. Am 23. Mai 1778 machte er Halt in Wittenberg, speiste im ,Goldenen Adler’, unternahm zuvor oder danach (?) einen kurzen Stadtrundgang, denn er erwähnt in seinem Tagebuch das ,frederici augusteum’.
Er besuchte offenbar die Wittenberger Universität, bevor er am Nachmittag über Coswig nach Wörlitz weiterfuhr.“ Soweit Richard Thomas über diesen einen Goethe-Tag vor mehr als 240 Jahren.
Zu der Gedenktafel selbst meinte Thomas, dass diese noch aus den „Altbeständen“, aus der Zeit von Heimatforscher Heinrich Kühne stammt. Der Wittenberger Rotary-Club, in dessen Reihen Thomas für diese Art der Erinnerungskultur zuständig ist, kümmert sich seit 1997 um die Pflege und Ergänzung der Tafeln, derzeit sind es rund 125. (mz)