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Geburstag im "Grauen Wolf" Geburstag im "Grauen Wolf": Mit 80 am Zapfhahn

Von Karina Blüthgen 13.11.2017, 15:06
Otto Dorbrietz steht auch mit 80 Jahren noch am Zapfhahn.
Otto Dorbrietz steht auch mit 80 Jahren noch am Zapfhahn. Thomas Klitzsch

Wittenberg - Einmal Gastwirt, immer Gastwirt - möchte man meinen. Auch wenn er die Leitung der Gaststätte „Zum Grauen Wolf“ vor fast 17 Jahren abgegeben hat, Otto Dorbrietz mag nicht gänzlich aufhören. Noch immer ist er abends in der Schankstube zu finden, wo er mit den Stammgästen plaudert.

„Und wenn er nicht da ist, kommt oft die Frage: Wo ist denn Otto?“, weiß Tochter Gabriele Liebchen, die seit 2001 mit Ehemann Frank das Haus in der dritten Generation weiter führt.

Heute wird es etwas mehr Trubel geben als sonst. Otto Dorbrietz vollendet sein 80. Lebensjahr, und sein Alter sieht man ihm überhaupt nicht an. Was vielleicht an der Grundeinstellung des Seniors liegen mag. „Wir haben viele nette Gäste, und wir haben schon immer Wert auf Harmonie gelegt“, betont er.

Spaß gemacht habe ihm der Beruf des Gastwirts immer. Er stand hinter dem Tresen, Ehefrau Barbara führte die Küche. Dort, so erzählt er, habe sie in Ermangelung von Schnitzel und Koteletts zu DDR-Zeit, die „Wolfstatze“ kreiert: eine aufgeschnittene und von beiden Seiten angebratene Bockwurst mit Ei daneben. Er selbst hat seinerzeit mit einem 500er Trabant Bier geholt. „In das Auto passte genau ein Hundert-Liter-Fass.“

Dabei ist Otto Dorbrietz gelernter Gärtner und hätte um ein Haar Wittenberg ganz den Rücken gekehrt. Doch als sein Vater (der ebenfalls Otto hieß) krank wurde, kam er wieder her, machte eine Ausbildung zum Kellner und Gaststättenleiter und übernahm 1960 das Traditionshaus.

Das Faible für die Blumen, besonders Alpenveilchen, ist ihm bis heute geblieben. Seinem Gewächshaus im Garten gilt noch immer täglich der erste Besuch. Auch seine Ehefrau Barbara, inzwischen verstorben, war von Beruf Zierpflanzengärtnerin.

Wie es der Zufall will, hat er seine Leidenschaften an die beiden Töchter weitergegeben. Christine, die ältere, ist Gärtnerin geworden. Gabriele hat Kellnerin gelernt und lange bei der HO gearbeitet, bevor sie den „Grauen Wolf“ übernahm. „Wenn man jemanden gefunden hat, wie ich meine Tochter, soll man denjenigen nicht zu lange warten lassen“, erklärt Dorbrietz, warum er das Haus nicht länger geführt hat.

So manche Episode aus seiner Kindheit kann er erzählen. „Damals kamen viele Bauern aus dem Fläming hier vorbei, die Heu von den Elbwiesen geholt haben. Die haben hier ausgiebig Rast gemacht“, weiß er. Wie das Haus und seine Bewohner früher aussah, hat ein Maler in den 40er Jahren festgehalten.

Das Bild hängt im Hausflur. „Der Junge da, der bin ich“, zeigt er auf spielende Kinder vor dem Gasthof. „Der andere ist Günter Haberland, mit dem ich bis heute befreundet bin.“

Etwa 50 Gäste erwartet Otto Dorbrietz heute an seinem Ehrentag. „Vormittags werden sicher ein paar Kollegen kommen, zum Kaffee ist die Verwandtschaft hier.“ Am Abend dürfte das Gros der Gratulanten kommen, neben Stammgästen rechnet der Senior mit Vertretern der vielen Vereine, die sich in der Gaststätte regelmäßig treffen. Darunter sind Radfahrer, Imker und Oldtimer sowie Igelfreunde. (mz)