Gasthof "Zum Eichenkranz" in Wörlitz Gasthof "Zum Eichenkranz" in Wörlitz: Singen für den guten Zweck

wörlitz/MZ - Dieses Stück ist vielschichtig, seine Mitwirkenden sind: das Textilunternehmen Ernsting’s Family, das Anhaltische Theater Dessau, die Gesellschaft der Freunde des Dessau-Wörlitzer Gartenreiches und der Männerchor der Chorgemeinschaft Dülmen aus dem Westmünsterland. Die Handlung? Aktuell - ein Benefizkonzert, das die Sänger im Gasthof „Zum Eichenkranz“ in Wörlitz gegeben haben (dort wollen die Gartenreichfreunde die „Sonnen“-Decke restaurieren lassen). Historisch - ein Theater, das die Stiftung des Textilunternehmens in Coesfeld bauen ließ und zu dessen Eröffnung 2007 das Dessauer Theater die „Zauberflöte“ aufführte. Ja, haste Töne?!
Als Logistiker in Klieken
Noch bevor am Sonntag beim Konzert im „Eichenkranz“ der erste Ton erklang, erinnerte sich Herbert Gielen, zweiter Vorsitzender des Chores aus Dülmen, an diese Geschichte. Als Logistiker hatte ihn Ernsting’s, Gielen war 35 Jahre für das Unternehmen tätig, einst nach Klieken entsandt, als dort die Zweigstelle gebaut wurde. Er hat nicht nur gearbeitet, sondern in der Freizeit auch Menschen vor Ort kennengelernt. „Inzwischen sind Freundschaften entstanden“, sagt der Ruheständler, der übrigens seit sechs Jahren auch als Inspizient am Coesfelder Theater ist. Gielen lobt die Bühne, die ein reines Gastspieltheater ist, aber gleichwohl als Vier-Sparten-Haus geführt wird. Das ist auch das Anhaltische Theater Dessau, dessen Verwaltungsdirektor zur Zeit des Gastspiels in Coesfeld Joachim Landgraf war. Heute ist Landgraf Geschäftsführer der Gesellschaft der Gartenreichfreunde, so schließt sich der Kreis. Ihr Konzert im Wörlitzer „Eichenkranz“ gaben die Sänger aus dem Westmünsterland im Rahmen ihrer jährlichen Sommerreise.
Das Ensemble besteht seit 1905, insgesamt vereint die Chorgemeinschaft laut Gielen fünf Chöre, seit über 50 Jahren dirigiert Musikdirektor Otto Groll, der im „Eichenkranz“ den Flügel spielte. (Auch die Existenz dieses Instruments ist bekanntlich dem Engagement der Gartenreichfreunde zu danken.) Konzertreisen führten den Chor in große Hallen im In- und Ausland. Der Saal im „Eichenkranz“ ist nicht sehr groß, aber am Nachmittag dieses 28. Juli angesichts tropischer Außentemperaturen sehr aufgeheizt. Das führte nicht nur dazu, dass Plätze leer blieben und mancher seine reservierte Karte gar nicht erst abgeholt hat. Es wirkte sich auch auf die Einnahmen aus: 303 Euro waren es am Ende des Tages. Für die Restaurierung besagter Decke, deren Mitte eine Sonne ziert, werden 3 000 Euro benötigt. Landgraf nahm’s mit Fassung: Die Absagen auf Seiten des Publikums aufgrund der Wärme konnte er verstehen, erklärt er später und auch, dass man weitere Spendenaktionen vorbereiten werde. Bei einem Rundgang erinnerte Landgraf noch einmal an den Aufwand, der bei der Sanierung des „Eichenkranzes“ betrieben werden musste. Die gute Nachricht: „Wir sind auf der Zielgeraden.“
Altes Stück, neues Kapitel
Bevor die Männer der Chorgemeinschaft auf ihre konzertante Zielgerade einbogen, zitierte ihr Moderator Klaus Demes den guten Goethe: „Was wir in Gesellschaft singen, wird von Herz zu Herzen dringen.“ Es folgten schöne Titel, chorisch überreicht oder von Solisten. Alle zusammen haben sie dem eingangs erwähnten alten „Stück“ ein kleines neues Kapitel hinzugefügt.