Gartenbau in Wittenberg Gartenbau in Wittenberg: Maiblumen ins Museum

Wittenberg - Der örtliche Heimatverein möchte die historische Wittenberger Maiblumenzucht im Stadtmuseum verwurzelt wissen. Diese „Besonderheit“ der Stadt sollte „natürlich“ Teil der Dauerausstellung im Zeughaus sein, sagte am Donnerstag der Vorsitzende des Heimatvereins Lutherstadt Wittenberg und Umgebung, Bernhard Naumann, und bestätigte damit entsprechende MZ-Informationen. In einem Schreiben an den Oberbürgermeister habe man dies der Stadt gegenüber bereits angeregt.
Keine Kritik an Auswahl
Als Kritik an der bisherigen Konzeption beziehungsweise Auswahl der stadtgeschichtlichen Exponate will der Verein seinen Vorschlag ausdrücklich nicht verstanden wissen, es gehe ihm auch nicht darum, für die Maiblume etwa etwas anderes aus der noch jungen Dauerausstellung zu entfernen, so Naumann, der auch Stadtrat und Mitglied in dessen Kulturausschuss ist. Man wolle keine „Sofortmaßnahme“, sondern die Berücksichtigung dieser laut Naumann mindestens für Sachsen-Anhalt und Ostdeutschland einzigartigen Wittenberger Tradition bei einer späteren Überarbeitung der Schau.
Mit Bernhard Naumann selbst, dessen Familie sich noch beruflich der Maiblume widmete, und Günter Haberland, der einst über dieses Thema promovierte, hat der Heimatverein selbst Spezialisten zum Thema in seinen Reihen. „1840 begann der kommerzielle Aufbau dieser Freilandzierpflanze“, schreibt Haberland in einer kurzen Zusammenfassung für die MZ, bereits „20 Jahre später exportierten die Maiblumenanbauer Treibkeime nach Holland und England“ und ab 1900 „in fast alle europäischen Länder und nach Amerika“ - alle Welt war scharf auf Maiglöckchen made in Wittenberg. Krieg und Nachkrieg setzten dem Exportschlager zu und schließlich ein Ende. „Nach 1945 erforderte der verstärkte Gemüseanbau die Entwässerung und Kalkung der Böden“, so Haberland. Das bekam der Maiblume nicht, hinzu kam der hohe manuelle Arbeitsaufwand. „Die Produktion wurde unrentabel“, 1974 wurde der Anbau aufgegeben. Die Erinnerung an diese besondere Tradition der Stadt wird allerdings wachgehalten. Es gibt moderne Publikationen zum Thema und es gibt, seit vielen Jahren, das Maiblumenfest, seit 2019 „Maiblumenmarkt“ genannt. Und vor wenigen Wochen, Mitte Dezember, strahlte der MDR einen Film über den Wittenberger Maiblumenanbau aus, an dessen Entstehung Haberland mitwirkte und den man sich natürlich auch exklusiv im Heimatverein angesehen hat. Nur im Museum...
In der Medienstation
Im Museum wird die Maiblume rascher sein, als es sich der Verein erhofft hat. „Wir haben schon eine Lösung“, erklärte am Donnerstag dessen Leiter Andreas Wurda. Man werde entsprechendes Material in die neuen Medienstationen einspeisen. Diese würden gerade programmiert und voraussichtlich in einigen Wochen zur Verfügung stehen. Es gebe auch viele Fotos zu dem Thema, die man sich dann an den großen Monitoren ansehen könne, so Wurda. Er verwies auf die seit Jahren engen Kontakte zum Heimatverein und das gemeinsam herausgegebene Buch zur Maiblume, einem „Markenzeichen von Wittenberg“.
Der Heimatverein hat unterdessen schon weitere Pläne: Der Maiblumenanbau sollte, so Naumann, auch bei der Bewerbung zur Landesgartenschau eine Rolle spielen, hier werde sich der Verein aktiv einbringen. Möglicherweise ließe sich dann auch vorführen, wie man die Pflanze korrekt „putzt“, sprich, den Treib- vom Blattkeim trennt: Treibkeime, so habe man es früher Anfängern erklärt, schreibt Günter Haberland, „sehen aus wie der Wittenberger Schlosskirchenturm“.
(mz)