Frühjahrsputz in Wittenberg Frühjahrsputz in Wittenberg: So viele Lutherstädter beteiligten sich an Müllaktion

Wittenberg - Die Müllsäcke sind schon wieder alle! Als hätten sie nur darauf gewartet, dass mal jemand zum Aufräumen einlädt, haben am Freitag Nachmittag Hunderte Wittenberger ihre Ekelschwelle überwunden und sind dem Aufruf der Stadtverwaltung zum Großreinemachen in den Wäldchen und auf Brachflächen der Lutherstadt gefolgt.
Für eine Premiere ist der Frühjahrsputz erstaunlich gut vorbereitet. In Labetz etwa, einem von 32 Treffpunkten in der Stadt und ihren Ortsteilen, werden die ehrenamtlichen Müllsammler von zwei Mitarbeiterinnen des Stadtordnungsdienstes erwartet. Aus dem Kofferraum ihres Autos heraus verteilen Kathrin Habedank und Ines Buchheister blaue Müllsäcke und stabile Arbeitshandschuhe.
Der „Frühjahrsputz“ fand an weit über 30 Stellen in der Stadt und den Ortsteilen statt. 480 Wittenberger hatten sich zum freiwilligen Aufräumen angemeldet, weit über 500 werden es laut Bürgermeister Kirchner aber insgesamt gewesen sein. Vor allem Vereine hatten ihre Mitglieder mobilisiert, es gab aber auch viele Einzelhelfer.
Eine Auswertung der Aktion soll in der kommenden Woche veröffentlicht werden, so Stadt-Sprecherin Austermann. Die Stadt hatte den Helfern über die KSW 1 500 Müllsäcke sowie Arbeitshandschuhe zur Verfügung gestellt. Die KSW war mit zehn Multicar im Einsatz. Für alle Helfer wurde am Abend am Neuen Rathaus gegrillt. (mz/irs)
Die braucht man auch. Im Wäldchen zwischen der vormaligen Firma Altex und der ICE-Trasse ziehen Mitglieder der Hoffnungskirche den Abfall von Jahrzehnten aus dem Gras. Plastik, Folien, Glas, „alles was nicht verrottet“, fällt Hildegard Stibbe in die Hand. Ekel? Ach nee, gibt doch Handschuhe. Es ist erst kurz nach 14 Uhr - der offizielle Auftakt - doch die Säcke sind schon voll! Michael Döring macht sich auf zum Stadtordnungsdienstwagen und holt neue. Mal sehen, wie lange die reichen. Der Multicar nimmt die erste Ladung aus Labetz mit.
Die „Stadtwache“, nahezu vollständig angetreten, hat sich das Gebiet an der Elbe hinter der Kuhlache ausgesucht. Auch ein sehr ergiebiges Terrain. „Das ist ’ne Schweinerei“, schimpft „Waschweib“ Gabriele Hennig - und strahlt. Auch hier finden sie kuriose Dinge, braucht wer vielleicht ’ne Computertastatur?
„Das ist meine Joggingstrecke und es kotzt mich an, wie es hier aussieht“, begründet Gärtnermeister Thomas Möbius sein Mittun. Möbius steht in Arbeitsklamotten am grünen Rand des Neumühlenwegs, neben ihm Stadt-Sprecherin Karina Austermann: Wenn Leute schon Tannengrün in die Gegend schmeißen, warum lassen sie die Plastiktüte drum? Ja, warum?
Halbe Autos werden wenige Kilometer weiter, an der Reinsdorfer Lindenstraße aus dem Straßenwald gezogen, hier sammelt die Stadtspitze, Oberbürgermeister und Bürgermeister. Den Blaumann, den sie werbewirksam fürs Plakat übergezogen hatten, haben sie zu Hause gelassen. In derber Kleidung packen Torsten Zugehör und Jochen Kirchner an. Am Straßenrand stehen bereits große Metallteile zum Abtransport bereit. Aber die Säcke sind schon wieder alle. Zugehör ordert Nachschub. „Das war der Auftakt, wir machen weiter“, kündigt er an. Das nächste Frühjahr kommt bestimmt und mit ihm leider wohl auch wieder Müll. (mz)