Freisprechung im Handwerk Freisprechung im Handwerk : Der Treueschwur in Wittenberg

Wittenberg - Wer für die Freisprechung der Friseurgesellen eine große Feier erwartete, der wurde enttäuscht. Nur vier junge Frauen und ein Mann schlossen im Landkreis Wittenberg in diesem Jahr ihre Lehre erfolgreich ab. Eine Zahl, über die der Kreisobermeister der Handwerkerschaft, der Kemberger Friseur Hendrik Hiller, alles andere als zufrieden ist, ja, die ihn mit Sorge erfüllt. Zumal auch Maler und Bäcker bei dieser Veranstaltung freigesprochen worden wären, aber für diese Berufe hatten sich keine Auszubildenden gefunden.
Das spielte bei der Freisprechung von Sarah Senff, Selina Breu, Alexandra Weigert, Anna-Marie Carolin Jahnke und Eric Estel dann allerdings eine untergeordnete Rolle.
Unter den Worten von Hans Sachs „Verachtet mir die Meister nicht und ehret ihre Kunst“ und vor der Innungslade aus dem 17. Jahrhundert erhielten sie ihre Zeugnisse, einen Blumenstrauß und ein kleines Geschenk in der alten Bibliothek des „Haus des Handwerks“.
Verfolgt wurde das Geschehen von den Eltern, Freunden und natürlich auch den Inhabern der Ausbildungsbetriebe. Ob sie denn ihrem Beruf treu bleiben, wollte Henrik Hiller wissen. Zwei beantworteten die Frage mit „Ja“, zwei andere meinten, weiter lernen zu wollen, und der junge Mann bleibt dem Beruf treu, allerdings nicht im Landkreis.
Nachdem sie von Elke Hartung, Leiterin der Prüfungskommission, und Lehrlingswart Feit Baier ihre Urkunden bekamen, wurden sie von Henrik Hiller freigesprochen mit dem Worten: „Nach altem deutschen Handwerksbrauch spreche ich Euch öffentlich und feierlich frei. Macht Eurem Handwerk stets Ehre, haltet hoch die guten Sitten Eurer Väter, seid fleißig, sparsam, treu und redlich, werdet tüchtige, dem Modernen gegenüber aufgeschlossene Handwerker.In diesem Sinne spreche ich Euch los von den Verpflichtungen, die Ihr in Eurer Ausbildung übernommenen habt.“
Die Freisprechung, so erläuterte der Kreishandwerksmeister, gehe auf Zeiten zurück, in denen die Lehrlinge noch bei ihrem Meister im Haus gewohnt haben und dort auch ihre Verpflichtungen hatten. Damals mussten sie zu ihrer Freisprechung für den Meister Essen und Trinken bezahlen. Darauf werde jedoch heute verzichtet.
Für die musikalische Umrahmung der kleinen Feierstunde sorgte Franz Hiller auf seiner Gitarre mit einigen jugendgemäßen Rhythmen. Nach dem obligatorischen Foto mit der Familie blieb etwas Zeit, das Geschehene sacken zu lassen, ehe sich dann alle zum gemeinsamen Abendbrot trafen.
(mz)