Flugkapitän der DDR Flugkapitän der DDR: Flieger-Legende Kallbach zu Gast in Wittenberg

Wittenberg - Die Flieger-Legende Heinz-Dieter Kallbach kommt nach Wittenberg. Am Freitag ist der Mann, der als „wohl berühmtester Flugkapitän der DDR“ bezeichnet wird, im Mehrgenerationenhaus in der Sternstraße (gegenüber dem Kino) zu Gast.
Die Veranstaltung mit Kallbach, die der Wittenberger Werner Schmidt organisiert hat, beginnt um 17 Uhr. Schmidt ist selber stark an der Fliegerei interessiert, er ist unter anderem Vorsitzender einer Arbeitsgruppe im Dessauer Technikmuseum „Hugo Junkers“. Dort werden seit langem erfolgreich alle vier Wochen Vortragsveranstaltungen offeriert, zu Gast war neben anderen zum Beispiel der Kosmonaut Siegmund Jähn. „Die Vorträge in Dessau sind zum Selbstläufer geworden. Daher die Idee, auch einmal Wittenberg einzubinden“, sagte Schmidt am Dienstag gegenüber der MZ. Wenn die Resonanz am kommenden Freitag stimmt, kann er sich vorstellen, derartige Veranstaltungen öfter anzubieten.
Mit der IL-62 ein Denkmal setzen
Berühmt geworden ist Heinz-Dieter Kallbach, ein Mann aus der Lausitz, der in diesem Jahr 75 wird, mit einer spektakulären Landung am 23. Oktober 1989, die bringt ihm sogar einen Eintrag im Guinness-Buch der Rekorde ein. Kallbach setzte eine Iljuschin 62 punktgenau auf eine 900 Meter lange Wiese unweit des Dörfchens Stölln im Havelland. Eine heikle Sache, denn eigentlich benötigt die Linienmaschine russischer Produktion eine zweieinhalb Kilometer lange Landebahn - ohne Grasbelag. Eingehüllt in eine riesige Staubwolke kommt der Flieger sicher zum Stehen. In Stölln war einst 1896 der Luftfahrtpionier Otto Lilienthal tödlich verunglückt. Die Gemeinde wollte ihm mit der IL-62 ein Denkmal setzen.
Ruhm bringt dem erfahrenen Piloten überdies sein Mut bei einem Flug am 28. März des Jahres 2000 ein. Er, mittlerweile in den Diensten der Charter-Airline Germania stehend, war mit einer Boeing 737 über Spanien unterwegs und musste sich gegen einen Selbstmörder zur Wehr setzen, der ins Cockpit eindrang und Kallbach angegriffen hatte. In 12 000 Metern Höhe tobte ein Kampf auf Leben und Tod. Nach sechs Minuten gelang es, den Attentäter zu überwältigen. Kallbach konnte die Maschine sicher landen, den 148 Menschen an Bord rettete er das Leben. Trotz dieser Verdienste suspendierte ihn die Fluggesellschaft 2005 vom Dienst, kurz bevor er regulär in Rente gegangen wäre. Kallbach hatte sich in einem Interview kritisch über die aus seiner Sicht unzureichenden Arbeitsbedingungen bei Billig-Fluglinien geäußert.
In Wittenberg wird der Pilot unter anderem aus seiner Biographie lesen und Videos zeigen. Der Eintritt zu dem Vortrag im Mehrgenerationenhaus ist frei, um eine Spende wird allerdings gebeten. (mz/mac)