Fleischerstrasse Wittenberg Fleischerstrasse Wittenberg: Letzte Saison der Kastanien

Wittenberg - Es dürfte die letzte Saison der Stummelkastanien an der Fleischerstraße in Wittenberg sein. Noch im Mai beginnen die Bauarbeiten an der Fleischerstraße. Nach dem eigentlichen Straßenbau, der ab dem 17. Mai in zwei Schritten realisiert wird, entsteht dort anstelle des großen Parkplatzes und der Bäume, die „Promenade der Generationen“ als Erweiterung der Wallanlagen.
1,4 Millionen Euro sind veranschlagt für das gesamte Bauvorhaben, das zum Jahresende abgeschlossen sein soll. Begonnen wird im Abschnitt Hauptpost bis Kupfergasse. Wie bisher soll die Straße in diesem Bereich beidseitig Fußwege und auf der Nordseite Parkplätze aufweisen, neu hinzu kommen Bäume, die gab es hier zuvor nicht. Weiße Kastanien würden es - Stichwort Miniermotte - mit Sicherheit nicht, sagte der zuständige Fachbereichsleiter Jörg Jordan kürzlich im Bauausschuss; auch keine rotblühenden, da diese wiederum pilzanfällig seien.
Kunden des grünen Marktes haben es am Montagmorgen bereits bemerkt - ihre Händler mussten ein paar Meter umziehen, um Baufreiheit zu schaffen für die Sanierung des historischen Marktbrunnens. Der Brunnen von 1617 wird zu diesem Zweck komplett abgetragen und neu aufgebaut. Die Anlage war über die Jahrhunderte mehrfach geflickt worden, viele Teile sind nicht mehr original und sollen nun nachgebaut werden. 340 000 Euro sind für die Sanierung veranschlagt und im Haushalt eingestellt, es handelt sich vorrangig um Fördermittel, und zwar aus dem Programm „Städtebaulicher Denkmalschutz“. Flankierend hat der Verein „Röhrwassergewerkschaft“ unter Leitung von Stadtwerke-Chef Hans-Joachim Herrmann 2014 eine Spendenkampagne pro Brunnen begonnen. Die Sperrung des Bereichs ist bis 21. April vorgesehen. (mz/irs)
Die Straßenbreite der neuen Fleischerstraße variiert zwischen 6,50 und 7,90 Meter, an der Hoffnungskirche (Kupfergasse) ist eine Querungshilfe vorgesehen. Parkmöglichkeiten auf beiden Seiten erlaube die Straßenbreite in diesem ersten Abschnitt nicht, so Jordan. Zwischen Kupfergasse und dem neuen Minikreisel zu Mauer- und Neustraße werden dagegen beiderseits einige Parkplätze angelegt. Insgesamt werde es in der Fleischerstraße nach der Sanierung 35 Parkplätze geben - ein paar mehr, als das Parkraumkonzept vorsieht, aber eben deutlich weniger als bisher durch den Wegfall des großen gebührenpflichtigen Parkplatzes zugunsten der Promenade. Allerdings stünden auf dem Gelände des abgerissenen KTC und künftigen Asisi-Panoramas 55 öffentliche Parkplätze zur Verfügung, so Fachbereichsleiter Jordan.
Dem stets vermüllten Containerstandplatz am Parkplatz Fleischer-straße dürfte unterdessen niemand eine Träne hinterherweinen. Er verschwindet spätestens zum 1. Juli, wenn die Straßenbauarbeiten auf dem zweiten Abschnitt beginnen. Als neuer Standort ist wie berichtet eine Fläche an der Lutherstraße neben dem Parkplatz im Einmündungsbereich von Bach- und Geschwister-Scholl-Straße vorgesehen, der auch jenen bereits verschwundenen aus der Geschwister-Scholl-Straße ersetzen soll, der ebenfalls ein großes Müll-Ärgernis war. Direkte Anwohner sehen allerdings auch den neuen Standort höchst kritisch.
Mit dem „Dreiecksbeet“ zwischen Parkplatz und Amselgrund hatte die Stadt bereits vor einiger Zeit mit der Wiederherstellung des historischen Parks begonnen, die „Promenade der Generationen“ setzt diese Umgestaltung der Wallanlagen prominent fort. Vorgesehen sind hier insbesondere eine Allee mit einem hindurchführenden Weg aus Mosaiksteinpflaster. Begonnen wird auch dieser Teil der Baumaßnahme Fleischerstraße in diesem Jahr, wenngleich die „Ausstattung“ (Bäume, Sitzmöbel etc.) voraussichtlich erst später erfolge, da die Fläche gegebenenfalls für die „Weltausstellung Reformation“ (Mai bis September 2017) benötigt werde, erklärte Jordan. So oder so: Für die örtlichen Stummelkastanien wird 2016 das allerletzte Jahr. (mz)