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Filmdreh in Wittenberg Filmdreh in Wittenberg: MDR inszeniert Cranach den Jüngeren

Von Corinna Nitz 22.03.2015, 19:10

Wittenberg - Genauso hätte es gewesen sein können: Der Maestro geht durch seine Werkstatt, an den Staffeleien wird gearbeitet - er gibt ein paar Ratschläge, etwa solle man den Lichteinfall beachten. Dann wendet er sich seinem Altgesellen Valentin zu, weil der ihm eine gerade erstandene Leinwandprobe reicht. Die Auswahl sei nicht groß gewesen, sagt Valentin, aber Lucas Cranach der Jüngere wirkt durchaus nicht unzufrieden.

Am Sonntag spielen sich Szenen wie diese in Wittenberg ab: Der MDR dreht für seine Reihe „Geschichte Mitteldeutschlands“ einen Film über den jüngeren Cranach, der anlässlich seines 500. Geburtstags in diesem Jahr in Sachsen-Anhalt mit einer Landesausstellung gefeiert wird. Gedreht wird auf dem Cranachhof in der Schlossstraße 1, dort steht gegen Mittag Frank Kutter, seit 2011 verantwortlicher Redakteur der Geschichtsfilmreihe. Einen „Oberknaller“ nennt er die Location, weil es nicht alle Tage vorkommt, dass sie an Originalschauplätzen drehen können wie in Wittenberg.

„Cranach der Jüngere hat es mir schwer gemacht.“

Wo also sonst in der Neuzeit im Sommer Stipendiaten der Cranach-Stiftung in der alten Werkstatt arbeiten, werden nun Szenen aus der Mal-Manufaktur wie vor 500 Jahren nachempfunden. Wie aber empfindet man das Leben eines Mannes nach, von dem, geht es ins Private, um persönliche Geschichten, so wenig überliefert ist, dass die Autorin und Regisseurin des Films, Gabriele Rose, sagt: „Cranach der Jüngere hat es mir schwer gemacht.“ Andere, sagen wir mal Dürer, haben der Nachwelt mehr von und über sich hinterlassen.

Mit dem Film soll veranschaulicht werden, wie es Lucas Cranach d. J. (1515 bis 1586) trotz politischer Wirrungen gelang, das vom Vater, Cranach d. Ä., errichtete „Imperium“ auszubauen. Als einer der reichsten Bürger Wittenbergs setzte er sich auch für die Belange der Stadt ein und ging ebenfalls als großer Künstler und Mäzen in die Geschichte ein.

Der Film, der 1550 einsetzt und nach Auskunft von Gabriele Rose (Buch und Regie) Schwerpunkte im Beruf und im Privaten setzt, wird zudem den damaligen Alltag in Wittenberg lebendig werden lassen. Produziert wird der Film in der Reihe „Geschichte Mitteldeutschlands“ des MDR.

Diese ist ein Mix aus dokumentarischen Aufnahmen und inszenierten Spielszenen. Erzählt wird sie von Moderator Gunter Schoß. 2015 reicht das Spektrum von der Mystikerin Mechthild von Magdeburg über Lotte Ulbricht, Emmy Göring und Hollywoodstar Gert Fröbe bis zu Cranach dem Jüngeren. Ausgestrahlt wird diese 17. Staffel im August 2015. (cni)

Rose, die u. a. 2014 einen Film über den Dresdener Hofkünstler Canaletto für den MDR drehte, hat sich im Rahmen des Quellenstudiums mit Cranach-Experten beraten. Es wurden auch Verträge gesichtet, aus denen sich offenbar ergibt, dass Cranach der Jüngere im Vergleich zu seinem Vater sanfter, nachsichtiger war, wenn es etwa darum ging, dass Kreditnehmer Darlehen an ihn zurückzuzahlen hatten. Von Fakten abgesehen, hat Rose natürlich in dramaturgischer Hinsicht gewisse Freiheiten. Nicht viel Fantasie gehört dazu sich vorzustellen, dass Cranach der Jüngere nach dem Tod seiner ersten Frau, allein mit drei Kindern nebst Haushalt und plötzlich verantwortlich für den väterlichen Betrieb, ziemlich gefordert war. 1551 heiratete er erneut - Magdalena Schurff, die in dem Film, dargestellt von Julia Gorr, ebenfalls zu erleben sein wird. Während die Werkstattszenen am authentischen Arbeitsort entstehen, werden die privaten Wohnszenen am Montag im Melanchthonhaus Wittenberg gedreht. Dann zieht der Tross weiter, 30 Leute gehören zur Crew und 15 Statisten. Den eingangs erwähnten Altgesellen spielt übrigens Michael Schicketanz, der in Wittenberg eine historische Farbenküche betreibt und insoweit auch Beraterfunktionen übernimmt. In der Rolle von Cranach dem Jüngeren ist Markus Lerch, Ensemblemitglied am Schauspiel Leipzig, zu erleben. Freundlich erklärt er einem Gesellen, wie er auf den Lichteinfall im Bild achten solle. (mz)