Martin Luther Exponate der Ausstellung Here I stand über Martin Luther zurück in Wittenberg

Wittenberg - Ob er eigentlich Gelegenheit hatte, die Luther-Ausstellungen „Here I stand“ in den USA selbst zu besichtigen? Nein, sagt Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU). Doch kenne er alle drei Orte, an denen die vom Auswärtigen Amt der Bundesrepublik Deutschland initiierte Exposition in den Staaten präsentiert wurde.
Im Übrigen wäre er „mit verkrampftem Herzen“ abgereist angesichts der Tatsache, dass er all die Schätze aus Sachsen-Anhalt hätte zurücklassen müssen. Umso begeisterter wirkt Haseloff nun an diesem Mittwochnachmittag: Im Refektorium des Lutherhauses Wittenberg stehen Klimakisten dicht an dicht, darin sich jene 89 Kostbarkeiten befinden, welche die Stiftung Luthergedenkstätten in Sachsen-Anhalt allein aus diesem, ihrem wichtigsten Museum ausgeliehen hatte.
„Unschätzbar wertvoll“ sind Luther-Exponate in Wittenberg
Nun öffnen Mitarbeiter der Firma Hasenkamp, Spezialisten in Sachen Kunsttransporte, medienwirksam eine Kiste - und heraus kommt ein Luther-Porträt. Die nächste Kiste gibt ein Bildnis von Katharina von Bora frei. Aus einer anderen wird das Wittenberger Heiltumsbuch herausgeholt. Haseloff weist auf die darin enthaltene älteste Darstellung der Schlosskirche hin und erklärt, dass das Buch wegen der aufgeführten Reliquien „mittelbar Anlass für die Reformation“ war.
Dann ist da natürlich noch jener Metallkoffer, in dem ein Kurier den Brief Martin Luthers an Kaiser Karl V. transportiert hat. Haseloff kann sich kaum sattsehen und es scheint, als könnte die Auspackerei für ihn noch eine Weile so weitergehen. Wie der Versicherungswert für den Brief, Unesco-Weltdokumentenerbe, war?
„500.000 Euro“, sagt von der Stiftung Mirko Gutjahr, der das kostbare Stück im Oktober 2016 hin- und diese Woche auch wieder nach Deutschland zurückgebracht hat. Dass es tatsächlich unbezahlbar sei, betont Stiftungsdirektor Stefan Rhein. Schließlich handelt es sich um den einzigen Brief, den Martin Luther an den Kaiser geschrieben hat.
Insgesamt hatten wie berichtet über 30 Leihgeber Exponate für die Schau „Here I stand“ in die USA geschickt. Dass viele dieser „unschätzbar wertvollen Originale“ Deutschland noch nie verlassen hatten, hatte im Vorfeld der Exposition Tomoko Emmerling betont. Die Wissenschaftlerin am Landesmuseum ist Projektleiterin der Ausstellung und am Mittwoch in Wittenberg ebenfalls sichtlich voller Freude über die Rückkehr der Schätze.
Von den fast 200.000 Besuchern, die die Ausstellungen an den drei Standorten in den USA gesehen haben, seien allein 111.000 im Institute of Art in Minneapolis gewesen. Dort wurde nicht nur Luthers Leben und Werk veranschaulicht, sondern auch das kulturhistorische Umfeld der Reformation im 16. Jahrhundert.
Mit Hilfe von archäologischen Funden aus Luthers Elternhaus in Mansfeld und dem Lutherhaus in Wittenberg wurden die Lebensumstände des Reformators und seiner Familie greifbar. Emmerling zufolge habe die durchschnittliche Verweildauer der Besucher dieser Schau bei zwei Stunden gelegen.
New York Times verweist auf Lutherland in Mitteldeutschland
Doch ob nun Minneapolis, Atlanta oder New York: Überall haben sie „die Objekte als Botschafter der Stätten der Reformation sprechen lassen“ - mit dem Ergebnis, dass sogar die „New York Times“ nun auf Mitteldeutschland verweist. Umgekehrt, so Gutjahr von der Stiftung Luthergedenkstätten, war die Vorbereitung der Ausstellungen eine gute Gelegenheit, einzelne Stücke noch mal restauratorisch zu begutachten und zu behandeln.
Die Mehrzahl der Leihgaben aus Wittenberg, die aus den USA zurückgebracht wurden, ist demnächst wieder in der Dauerausstellung im Lutherhaus zu sehen. Die vorübergehende Schließung des Museums hatte das Projekt „Here I stand“ mit so vielen Originalen auch aus Mitteldeutschland in den Staaten erst möglich gemacht. Über die laufende Renovierung des Lutherhauses sagte jetzt der Direktor der Stiftung Luthergedenkstätten, Stefan Rhein: „Wir schaffen das.“ Gemeint sein dürfte der Wiedereröffnungstermin am 4. März. In Teilen fertig sei die Beleuchtung, es wurde saniert und erneuert. Erstmals seit 1967 wird die Lutherstube restauriert. Zwei Monate nach Wiedereröffnung des Lutherhauses wird im Augusteum die Nationale Sonderausstellung „Luther! 95 Schätze - 95 Menschen“ eröffnet. (mz/cni)
Beiwww.3xhammer.deund www.martinluther.de stehen weitere Informationen im Netz.
In den USA zu sehen war das Ausstellungsprojekt „Here I stand“ seit Oktober 2016. Der Versicherungswert der Stücke lag wie berichtet bei über 55 Millionen Euro. Normalerweise legen Leihgeber über derlei Beträge gern den Mantel des Schweigens, dieser Tage hatte die Magdeburger Staatskanzlei die Zahl öffentlich gemacht.
Unterdessen ist sich Haseloff über eines sicher: Die Kunstfreunde in den USA hätten die Ausstellungen „als kleine Kostprobe verstanden, um nun an die Originalschauplätze der Reformation zu kommen“. In Wittenberg wird ihnen demnächst einiges geboten, wenn beispielsweise im Mai die Nationale Sonderausstellung „Luther! 95 Schätze - 95 Menschen“ im Augusteum öffnet.
(mz)

