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Event in Wittenberg Event in Wittenberg: 15. Erlebnisnacht führt ins Gefängnis

Von Corinna Nitz 14.08.2017, 14:00
Im Asisi-Panorama kann der Besucher einen Tag im Wittenberg des Jahres 1517 durchleben.
Im Asisi-Panorama kann der Besucher einen Tag im Wittenberg des Jahres 1517 durchleben. thomas klitzsch

Wittenberg - Abriss klingt furchtbar. Da schwingt die Abrissbirne schon mit, am Ende bleibt nur ein Haufen Schutt. Man kann den Abriss auch, euphemistisch verbrämt, Rückbau nennen - das Ergebnis ist in der Regel das gleiche, denn vom Alten bleibt nicht viel. 15 Jahre ist es inzwischen her, dass in Wittenberg mit dem Rückbau einer Plattenbausiedlung im Wohngebiet Lerchenberg/Trajuhnscher Bach begonnen wurde. Inzwischen wurden, wo einst etwa in der Otto-Nuschke-Straße graue Blöcke (zuletzt leer) standen, hübsche neue Häuser errichtet.

Torräume werden bespielt

Das Verschwinden der Platte ist nun Gegenstand einer Dokumentation, mit der sich der Fotograf Sven Wieder an der 15. Wittenberger Erlebnisnacht beteiligt. Als Fassadenprojektion soll sie am Haus Schlossstraße 29 zu sehen sein. „Quartiersmanagement - Neubauten im Sanierungsgebiet“ titeln die Macher der Erlebnisnacht von der Lutherstadt Wittenberg Marketing GmbH in ihrem Programmheft.

Das weist wie berichtet 31 Erlebnisstationen aus. Davon werden neun von r2017, dem Organisationsverein der Weltausstellung Reformation „Tore der Freiheit“, der in diesem Jahr Kooperationspartner ist, bespielt. Im Osten der Altstadt kann von 19 bis 22 Uhr das Asisi-Panorama „Luther 1517“ besucht werden. Auf dem nahen Bunkerberg, dem Torraum Spiritualität, werden Führungen angeboten, zudem werden nach Auskunft von Johanna Matuzak von r2017 die in die Landschaft hineingebauten verspiegelten Stege erleuchtet.

Tanz unterm Weingarten

Zu den weiteren Orten der Weltausstellung, die an der Erlebnisnacht beteiligt sind, gehört auch die Württemberger Halle in der Kupferstraße. Wo sich die Evangelische Landeskirche Württemberg in einer ehemaligen Schlosserei und unter einem kunstvollen hängenden Weinberg präsentiert, wird am 19. August die Showcompany „FacettenReich“ mit einer (was das Ziel betrifft, nicht näher definierten) Tanzreise angekündigt. Im Torraum Ökumene soll es im „Christuszelt“ spirituelle Impulse zur Nacht geben, außerdem werden die sogenannten Wunschwolken, jene Acrylröhren, die in Netzen zwischen stattlichen Bäumen gespannt sind, erleuchtet.

Etwa 90 Künstler sind an der 15. Erlebnisnacht am 19. August beteiligt. Als Eintritt gelten die Tickets der Weltausstellung, da der Verein r2017 Kooperationspartner ist. Die Karten sind als Kulturtickets zu unterschiedlichen Preisen an den Ticket-Shops der Weltausstellung zu erwerben (Marktplatz, Schlossplatz, Hauptbahnhof). Am 19. August wird es weitere Abendkassen geben. Die Saisontickets der Weltausstellung gelten auch für die Erlebnisnacht.  

Eingeladen wird auch in den Torraum Kultur: Programm gibt’s dort auf der Paradiesbühne und in deren Nähe eine Filminstallation, die unter dem Titel „Reformation und Zeitbild“ firmiert. Selbst aktiv werden können Nachtschwärmer im Schweizer Pavillon, der sich ebenfalls im Torraum Kultur befindet und dessen freundliche Betreiber die Besucher von 19 bis 22 Uhr an ihre alte Buchdruckerpresse lassen.

Und wer schon mal in diesem Torraum ist, kann über die Berliner Straße gehen und im alten Gefängnis die Ausstellung „Luther und die Avantgarde“ mit zeitgenössischer Kunst in den Zellen besuchen. Draußen auf dem Hof, wo Gefangene früher ihre Runden gedreht haben und jetzt ein Gastronom Kulinarisches aus dem „Offenen Vollzug“ anbietet, wird Jazz gespielt.

Musik über Gräbern

Von der Justiz gut erreichbar ist die Schlosskirche, seit Ende Oktober haben fast 300.000 Besucher die „Ruhmeshalle der Reformation“, zu der sie mal unter den Preußen wurde, gesehen. Die Reformatoren Martin Luther und Philipp Melanchthon liegen dort Seite an Seite, jetzt wird’s laut über ihren Gräbern, wenn zur Erlebnisnacht das Ensemble „percussion posaune leipzig“ aufspielt. Freilich mit Niveau: Das Programm weist neben lateinamerikanischen Rhythmen unter anderem altenglische Madrigale und Johann Sebastian Bach aus. Und wer kennt sie nicht, die vielleicht berühmteste Bach-Kantate auf Luthers „Ein feste Burg...“?

In der Schlosskirche ist übrigens Ernst Barlachs schwebender Engel aus Güstrow zu sehen - er blickt zum Altar und verweist doch zugleich auf eine bemerkenswerte Sonderausstellung, die gegenwärtig die Stiftung Christliche Kunst in ihren neuen Räumen im angrenzenden Schloss präsentiert. Dass sie am 19. August öffnen, ist klar. Und auch, dass die MZ bis dahin noch einige weitere Stationen dieser Erlebnisnacht vorstellen wird. (mz)

Die Zelle von Jonathan Meese im Gefängnis Wittenberg
Die Zelle von Jonathan Meese im Gefängnis Wittenberg
Klitzsch