1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Wittenberg
  6. >
  7. Erste-Hilfe-Olympiade : Erste-Hilfe-Olympiade : Kühlen Kopf bewahrt

Erste-Hilfe-Olympiade  Erste-Hilfe-Olympiade : Kühlen Kopf bewahrt

Von Karina Blüthgen 05.06.2016, 13:52
Nahe an der Realität: Eine der Wittenberger Jugendgruppen der Johanniter versorgt im Praxistest einen Mann nach einem Mopedunfall.
Nahe an der Realität: Eine der Wittenberger Jugendgruppen der Johanniter versorgt im Praxistest einen Mann nach einem Mopedunfall. Thomas Klitzsch

Wittenberg - Die junge Frau neben den Grill-Utensilien schreit, dass es durch Mark und Bein geht: „Es ist einfach explodiert. Seht euch meine Arme an. Muss das operiert werden?“ Da heißt es für die Johanniter-Jugend, einen kühlen Kopf bewahren und schnell helfen. Samantha Wagner und Jasmin Hanke kümmern sich um die Verletzte, deren Arme mit Brandwunden bedeckt sind. Steril abdecken, der Frau gut zureden, Hilfe holen ist das Gebot der Stunde. Ihre Mitstreiterinnen Denise Kotzer und Jana Bauer betreuen derweil ein junges Mädchen, das den Vorfall beobachtet hat und unter Schock steht. Es sagt kein Wort, hier müssen die Helfer selbst erkennen, worauf es ankommt, und handeln.

In zwei Kategorien konnten die Wittenberger Johanniter am Wochenende die Sieger stellen. Eine Mannschaft gewann in der Kategorie A (Sanitätshelfer ab 16 Jahre), eine zweite in der Kategorie B (Ersthelfer zwischen zwölf und 19 Jahren). Sie hatten einen theoretischen Teil, dazu verschiedene Praxistests und zum Teil auch Herz-Lungen-Wiederbelebung durchzuführen.

„Es ging zum Teil sehr knapp zu“, sagt Anne Barthel vom Landesverband Sachsen-Anhalt/Thüringen. Beide Teams sind durch ihren Sieg für den Bundeswettkampf qualifiziert, der 2017 in Koblenz stattfinden wird. Aus Wittenberg, das dem Regionalverband Sachsen-Anhalt Südost der Johanniter angehört (Sitz in Dessau), waren sieben Mannschaften an den Start gegangen.

Am Sonnabend sind Aufgaben der Johanniter, die auf der Wittenberger Schlosswiese und in den Wallanlagen agieren, so verschieden wie der Ausbildungsstand. Der Landesverband Sachsen-Anhalt/Thüringen richtet hier seine Erste-Hilfe-Olympiade aus, auch der Landesverband Sachsen nimmt teil. Rund 550 Teilnehmer in knapp 40 Mannschaften, von den „Ersthelfern von morgen“ (Kinder zwischen sechs und zwölf Jahren) bis zu den Profis (Rettungs- und Notfallsanitäter) zeigen, was sie können.

Es gibt einen theoretischen Teil und verschiedene praktische Aufgaben, etwa den Tragetest, bei dem eine Trage mit Gewicht und einer beweglich aufgehängten Schüssel Wasser über verschiedene Hindernisse bewegt werden muss. Samantha Wagner (14) und Jana Bauer (15) sind seit einem Jahr Mitglied bei den Johannitern in Wittenberg. Besonders die Fallbeispiele, bei denen sie aktiv helfen müssen, bezeichnen beide als die schwierigsten Aufgaben an diesem Tag.

Kniffliger Mopedunfall

Der Mopedunfall erweist sich für beide als knifflig. Jana hat den bewusstlosen Fahrer zu versorgen. Helm abnehmen, Wärmedecke umlegen, „ich glaube, ich habe einiges vergessen“, meint sie. Samantha hingegen hat einen Verletzten mit innerer Fraktur. „Der wollte sich nicht helfen lassen“, beschreibt sie, was die Übung so realistisch macht. „Einmal kommt schon Hektik auf. Den Schiedsrichter habe ich aber irgendwann ausgeblendet“, schildert sie den Druck. Das bestätigt auch Jana. „Man ist dann nur auf den Patienten konzentriert. Aber die Leute sind so toll geschminkt, man vergisst irgendwann, dass es eine Übung ist.“ „Ich mache es nicht, um zu gewinnen“, erklärt Samantha. „Ich will sehen, wo ich mit meinem Wissen stehe und wie ich helfen kann. Wobei auch Gewinnen schön wäre.“

Selbst die Profis kommen bei den Aufgaben ins Schwitzen. „Mit eine der schwersten Aufgaben“ nennt Mathias Bent von der Salzwedeler Gruppe die „Explosion an einer Bushaltestelle mit zwei Schwerverletzten“. Schwierig, „weil man jeweils als Zweierteam alles koordinieren muss, auf die Örtlichkeit zu achten hat und auf das eingehen muss, was sich noch auftun könnte“. Seit acht Jahren arbeitet der jetzt 28-Jährige im Rettungsdienst, seit fünf Jahren ist er bei den Johannitern. Für ihn ist es die zweite Olympiade. Seine Motivation: „Es stärkt den Teamgeist. Die Firma gibt einem viel, man möchte auch etwas zurückgeben.“

Bis dahin haben die Jüngsten noch Zeit. Thora Richter und Ronja Louise Schneider, beide neun Jahre alt und aus Wittenberg, haben sich mit ihrer Mannschaft ganz gut geschlagen. Neben den theoretischen Aufgaben müssen sie ganz praktisch eine Frau mit Hundebiss versorgen. Den Kreativtest, bei dem aus vorgegebenen Materialien ein Herz zu gestalten ist, haben sie jedenfalls gut gelöst. „Mit 28 von 30 Punkten“, strahlt Thora. (mz)