Elbeschwimmen in Wittenberg Elbeschwimmen in Wittenberg: Erlebnis im Strom

wittenberg - Shantys erklingen aus Lautsprechern am rechten Ufer der Elbe. Die „Wittenberger Wassersportgemeinschaft 1962“ hat zum Elbeschwimmen eingeladen. Viele Zuschauer und Wasserratten sind der Offerte auf das Gelände in der Dresdner Straße 175 gefolgt.
Der strahlend blaue Himmel sowie eine Wassertemperatur von 19,5 Grad sind für Vereinsvorsitzenden Uwe Gerlach eine Bestätigung dafür, dass der Zeitpunkt für diese Traditionsveranstaltung einst richtig gewählt wurde. „Seit 15 Jahren organisieren wir an jedem letzten Wochenende im Juni dieses Schwimmen durch die Elbe“, erzählt er. Wir, das sind derzeit 100 Mitglieder der Abteilungen Kanusport, Segeln und Motorbootsport.
Eine Ausnahme
„An diesem Tag darf, nach Zustimmung des Wasser- und Schifffahrtsamtes Dresden, hier gebadet werden. Ansonsten ist das aus rechtlichen Gründen auf unserem Grundstück streng verboten“, erläutert Gerlach und fährt fort: „Wer die Elbe nicht kennt, sollte sehr vorsichtig sein. Neben unserem Gelände mussten wir schon mehrfach Leute raus holen, die es allein nicht mehr geschafft hätten“.
Alexander Kölling, Vorsitzender der Ortsgruppe Wittenberg der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft (DLRG), kann dem nur zustimmen. Gemeinsam mit 15 Kameraden sichert der Mann im roten Neoprenanzug die Veranstaltung ab. „Wir haben drei Boote vor Ort. Eines davon begleitet die Schwimmer und zwei Boote sperren den Fluss für andere Schiffe, solange sich Menschen im Wasser befinden“, verrät Kölling.
Anlass zum Treffen
Gute Stimmung herrscht in einer Gruppe älterer Herren um Albrecht Schmidt. Das Wittenberger Urgestein, auch als „Schwimmschmidt“ bekannt, war bis 1990 langjähriger Übungsleiter bei den aktiven Schwimmern in Piesteritz. Den Tag der sportlichen Elbquerung nutzen er und seine ehemaligen Mitstreiter Jahr für Jahr für ein Treffen in der Lutherstadt. Viele hat es in alle Himmelsrichtungen verschlagen, das letzte Juniwochenende hat jedoch in ihren Terminkalendern einen unverrückbaren Platz.
Peter Böttcher ist schon einmal mit dem Fahrrad aus Leipzig angereist. Trotz seiner Beinprothese hat er sich in vergangener Zeit mit in die Fluten gestürzt. „Du hast die Gene deines Vaters geerbt“, spielt Schmidt auf Werner Böttcher an. Der Leichtathlet stand bei den Olympischen Spielen 1936 im Endlauf über die 1 500-Meter-Distanz. Erinnerungen machen die Runde. „Wir sind an und mit der Elbe groß geworden. Manchmal sind wir ein Stück geschwommen und haben von den anliegenden Gemüsefeldern unseren Proviant gemopst“, erzählt Schmidt.
Sich ein bisschen treiben lassen
Gegen 11 Uhr ruft Gerlach das erste Mal zum Start. Etwa 30 furchtlose Damen, Herren und Jugendliche begeben sich zum Ufer. Unter ihnen Ira Mehnert aus Berlin. Ihr Vater ist Wittenberger. Für sie ist dies ein Grund, seit Jahren an diesem Event teilzunehmen. „2006 war ich unter den Frauen die Erste“, verkündet sie stolz. Und schon geht die Post ab. Alle Schwimmstile sind gefragt. Manch einer findet sofort den richtigen Winkel zur Strömung und erreicht schon nach wenigen Minuten das gegenüberliegende Ufer, manch einer wird relativ weit abgetrieben. Ohne besondere Vorkommnisse erreichen alle das Zwischenziel. Nach einem Fußmarsch von 100 Metern stromauf geht es zurück ins kühle Nass. Kurze Zeit später ist der Ausgangspunkt wieder erreicht. Als erste steigt Helga Freund aus den Fluten. „Das ist immer wieder schön“, so das Fazit der DLRG-Sportlerin. (mz)