Eiserne Hochzeit in Zieko Eiserne Hochzeit in Zieko: Der Lange mit dem Rad

Zieko - 1949 radelte öfter ein junger Mann die Ziekoer Dorfstraße entlang. Ein Neuankömmling im Dorf bei Coswig, beäugt von den Alteingesessenen und den Mädchen im Ort. „Der Lange ist meiner“, sagte eines der Mädchen eines Tages zu ihren Freundinnen. So kam es und so blieb es, 67 Jahre lang. Am Karfreitag feierten Elfriede und Heinz Ache in der Dorfstraße 22 ihren 65. Hochzeitstag. Sie sind das älteste Ehepaar im Dorf, Heinz Ache der älteste Ziekoer.
„Niederschlesien ist meine Heimat, aber hier in Zieko bin ich zu Hause“, sagt der 87-Jährige an diesem Jubeltag. Der wird gefeiert, im Haus, in das das Paar 1976 einzog. Am Freitag ist die Haustür von einer grünen Girlande und orangenen Blumen gerahmt. Ein großer Tisch steht in der Küche, in der sich die Familie versammelt hat. Fast alle sind gekommen. Die Kinder Birgitt und Hans-Jürgen, vier Enkel und sechs Urenkel. Der Platz ist knapp und es wird noch enger, als der Ortsbürgermeister mit Blumen in der Tür steht. Eine Glückwunschkarte zum Eisernen Hochzeitstag gibt es vom Ministerpräsidenten und eine weitere von Coswigs Bürgermeistern Doris Berlin.
Im Wohnzimmer erzählen die beiden aus einem langen Eheleben. Elfriede Ache ist noch vorsichtig unterwegs. Erst am Montag wurde die 86-Jährige nach einem Oberschenkelhalsbruch aus dem Krankenhaus entlassen. „Wir mussten die Feier noch einmal umorganisieren“, sagt Ehemann Heinz. Es sollte eigentlich eine große Party werden, sogar Servietten für die Tafel wurden dafür gedruckt. 15. März 1951 steht drauf. Nun will man vielleicht im Sommer das eigentliche Fest nachholen. Auch 1951 feierte man Ostern, als sich die beiden trauten. „Es war Liebe auf den ersten Blick“, sagt Elfriede Ache über den Moment, als Heinz an ihr vorbei radelte und sich die beiden wenig später beim Tanz in der „Linde“ näher kamen. Ostern 1950 verlobten sie sich, im Jahr darauf war Ostersonntag die Hochzeit und exakte neun Monate später kam Sohn Hans-Jürgen am 23. Dezember zur Welt. „Das hat schon gut geklappt“, lächelt das Paar, hält sich bei den Händen und gibt sich einen immer noch verliebten Hochzeitstagkuss für den Fotografen.
„Wir sind immer der gleichen Meinung. Der eine spricht etwas aus, was der andere auch gerade sagen wollte“, sagt Heinz Ache. Streitereien kennen sie nicht. Wenn die Chemie stimmt, kann über viele Jahrzehnte alles gut gehen. „Heute trennt man sich wohl sehr viel schneller“, hat Elfriede Ache beobachtet. Solche Überlegungen gab es bei den Aches nie. Wohl auch, weil vor allem Heinz Ache schon viel Schweres erlebt hatte, bevor er als junger Mann nach Zieko kam. Zuvor war er vier Jahre in polnischer Kriegsgefangenschaft und arbeitete dort unter Tage. Als er frei kam, hatte er keine Ahnung, wo er Mutter und Großmutter, die aus Niederschlesien geflüchtet waren, suchen sollte. Eine Tante in Thüringen wusste die Adresse: Zieko.
Die ersten 20 Ehejahre verbrachten die Aches in der alten Ziegelei mitten im Wald und zogen dann Mitte der 70er Jahre ins Dorf. Elfriede Ache arbeitete als Köchin im Kinderferienlager Buko. „Ich wusste genau, was Kinder gerne essen“, sagt sie. Ehemann Heinz, der gelernte Tischler, arbeitete in der Roßlauer Schiffswerft und im Kreisbaubetrieb. Nebenbei war er Imker, viele Jahrzehnte und qualifiziert als Bienenseuchensachverständiger. „Ich esse immer noch früh und nachmittags mein Honigbrötchen, aber ohne Butter“, so Ache. „Honig hält gesund.“
Ehefrau Elfriede streicht ihm den Arm, froh darüber, dass er eine Krebserkrankung vor einigen Jahren meisterte und ihr heute behilflich sein kann. „Ich mache sogar noch meine tägliche Radtour, wenn das Wetter stimmt“, sagt der 87-Jährige. Dabei gibt es zwar nicht mehr die bewundernden Blicke junger Mädchen wie im Jahr 1949, dafür aber respektvolle Grüße für den ältesten Ziekoer. (mz)