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Eine Standpauke zum erreichten Gesellenbrief

Von Stefanie Hommer 01.10.2006, 16:10

Wittenberg/MZ. - Zudem, so klagte der Vorsitzende der Prüfungskommission aus dem Landkreis Bitterfeld, lasse der erreichte Notendurchschnitt erheblich zu wünschen übrig. 3,5 lautete das Mittel im praktischen Teil, in der Theorieprüfung erreichten die Auszubildenden gar lediglich einen Durchschnitt von 4,0. Der feierliche Akt der Freisprechung fiel angesichts dieser Ergebnisse in diesem Jahr nicht ganz so freundlich aus.

Die frisch gebackenen Tischler Sebastian Andert, Karsten Arndt, Patrick Bruder, Oliver Lehmann, Martin Runzer und David Scholzel durften sich nicht nur ihren Gesellenbrief abholen, sondern mussten sich zugleich eine kleine Standpauke anhören. "Da habt ihr für die Zukunft wenig zu erwarten", schrieb ihnen Altmeister Hirsekorn ins Stammbuch. Als löbliche Ausnahme erwähnte der Prüfer ausdrücklich Patrick Rothkamm, der seine Prüfungen als bester Lehrling mit einer glatten Zwei in Theorie und Praxis abgeschlossen hatte. "Tischler war mein Wunschberuf und wenn man etwas gern macht, fällt einem das Lernen leichter", sagte der 19-Jährige, der in Wolfen gelernt hatte, zu seiner Leistung. Doch auch der Primus wurde, ebenso wie alle anderen Gesellen, von seinem Ausbildungsbetrieb nicht übernommen. Derzeit nimmt er an einer Trainingsmaßnahme teil.

Die Schuld an der Misere ist in den Augen der Prüfer nicht in erster Linie bei den Betrieben, sondern bei den Jugendlichen selbst zu suchen. Sie würden die Ausbildung vor allem zu Beginn oft nicht ernst genug nehmen. "Aber man kann nicht erst kurz vor der Prüfung mit dem Lernen beginnen", so Roland Pötzsch. Händeringend suche man zum Teil qualifizierte Fachkräfte, so der Vorsitzende der Prüfungskommission im Landkreis Wittenberg, erst am Freitagmorgen sei er auf der Ausbildungsmesse gewesen, um nach geeigneten Kandidaten Ausschau zu halten. Doch das sei gar nicht so einfach. Gefeiert wurde die Freisprechung gleichwohl; nach der Übergabe der Gesellenbriefe saßen die Neu-Tischler zusammen mit Angehörigen und mit ihren Prüfern und Lehrer bei einem Essen zusammen.