Eine neue Karriere für die automobilen Filmstars
COSWIG/MZ. - Gerade ist er mit der Restauration eines Mercedes 250, Version Maybach, von 1976 fertig geworden. Den Benz mit der knalligen Farbe hatte der gelernte Autoschlosser für 50 Cent erworben und in das automobile Leben zurückgeholt. Gesehen hat der Schlitten jedenfalls eine Menge. Nach Wenkes Aussagen spielte die Limousine im Schimanski-Streifen "Rattennest" von 1998 mit Götz George eine wichtige Rolle.
Der Mercedes ist nicht die einzige Rarität im Fuhrpark des Coswigers. In seinem Fundus befindet sich beispielsweise ein Wolga GAS 21 von 1958, der zum Fuhrpark des russischen Regierungs-Chefs Nikita Chruschtschow gehört haben soll. Derzeit bastelt Wenke in seinem Domizil in der Luisenstraße an einem Wolga der Deutschen Volkspolizei. Auch dieser Wagen war scheinbar zu Höherem berufen. Das DDR-Fernsehen lieh sich den Wolga für ihre Serie "Polizeiruf 110" aus. Zudem rollte der M 21 (Baujahr 1962) auch im Film "Auf der Suche nach dem wunderbaren Vögelchen" über die Mattscheibe. "Ich habe noch einiges zu tun, will ihn aber wieder soweit in Schuss bekommen, dass ich ihn spätestens im nächsten Jahr zeigen kann", meint Wenke und lenkt die Aufmerksamkeit auf einen weißen Wolga von 1957.
Den Bürgermeister von Odessa soll das Auto als Dienstwagen durch die Lande geschunkelt haben, hat er in Erfahrung gebracht. Neben einer Vier-Gang-Knüppelschaltung besitzt das erhabene, russische Mobil einen Hirsch als Galionsfigur auf der Motorhaube. Dieses Detail an sich scheint nicht weiter von Bedeutung zu sein, schließlich schieben auch andere Marken ihre Symbole durch den Wind, die berühmteste dürfte die "Emily" von Rolls Royce sein. Und doch ist der Hirsch schon eine Besonderheit, wurde er doch später in der Sowjetunion verboten. Nach Unfällen mit Fußgängern zog der Staat das silberne Wild kurzerhand aus dem Verkehr. Wenkes Sammelleidenschaft kennt unterdessen scheinbar keine Grenzen. Er stöbert nach dem Außergewöhnlichen und wird immer wieder fündig. Man muss halt nur wissen, wo man suchen muss. So sicherte er sich einen Moskwitsch 412, der einst als das einmillionste Fahrzeug dieser Baureihe in Moskau vom Band gelaufen ist. Seine vier- und zweirädrigen Schätze sollen indes nicht in irgendwelchen Lagerhallen verstauben. In spätestens zwei Jahren will Wenke ein Oldtimer-Museum eröffnen. Deshalb führt er auch mit dem ehemaligen Besitzer der GAS-Werke in Nishni-Nowgorod Gespräche. In den Verhandlungen, sagt er, geht es unter anderem um Ersatzteile und Exponate für Ausstellungen.