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Engagement Ein Schiff auf dem Dach in Bleddin

Dank einer privaten Initiative bekommt die Bleddiner Dorfkirche eine neue Wetterfahne. Wer dahinter steht und wie sich der Aufbau gestaltet hat.

Von Corinna Nitz 20.09.2021, 09:04
Bleddin: Metallgestalter Jörg Ernst (l.) mit neuer Wetterfahne
Bleddin: Metallgestalter Jörg Ernst (l.) mit neuer Wetterfahne (Foto: Corinna Nitz)

Bleddin - Die kleine Kirche von Bleddin hat wieder eine Wetterfahne. Aufgesetzt wurde sie am Sonnabend - begleitet von einer Andacht und einer Zusammenkunft freundlicher Menschen aus dem Ort, aber auch aus der weiteren Umgebung. Ermöglicht haben die Wetterfahne denn auch Auswärtige, die sich allerdings dem Dorf verbunden fühlen und zwar so sehr, dass sie inzwischen ein Häuschen dort haben: Die Rede ist von Anne und Peter Stechert sowie deren Tochter Lisa und Schwiegersohn Felix Prause.

Ohne Kran geht nichts.
Ohne Kran geht nichts.
(Foto: Nitz)

Wann immer, so Stechert zur MZ, man auf den benachbarten Kirchturm schaute, wurde deutlich: Da fehlt etwas. Anlässlich der Hochzeit von Lisa Stechert und Felix Prause, die bereits im Juni in Elster war, wurde jetzt die Leerstelle auf dem Turm geschlossen.

Ramponierter Vorgänger

Unterdessen gestaltete sich das Aufsetzen, zu dem auch die Unterstützer des Projektes und Eltern des jungen Ehemannes aus Werder angereist waren, schwierig. Das hatte einerseits mit dem Wetter zu tun. Zwar riss die Wolkendecke immer mal wieder kurz auf, aber beständiger war an diesem Septembernachmittag der Regen.

Gabriele Viehweger
Gabriele Viehweger
(Foto: Nitz)

Stechert, von Beruf Architekt und Künstler und eigentlich in Thüringen zu Hause, hatte einen Kran organisiert. Man musste gar nicht selbst mit oben gewesen sein, um sich vorstellen zu können, dass es auf der Plattform am Ausleger nicht direkt gemütlich war. Vor allem aber musste am sogenannten Kaiserstiel auf dem Turm nachgearbeitet werden, um die Wetterfahne sicher zu befestigen. Das kostete Zeit.

Ausgeführt hat das Objekt aus Eisen und Kupfer sowie in Teilen blattvergoldet, der Metallgestalter im Ruhestand Jörg Ernst. Er kennt Stechert aus Thüringen, nach dessen Entwürfen hat Ernst gearbeitet, wiewohl die Idee, die Wetterfahne in Form eines Schiffes zu gestalten, auf ihn zurückgehe. Wann es zuletzt eine Wetterfahne auf dem Bleddiner Kirchturm gab, vermochte an diesem Sonnabend niemand zu sagen.

An den Vorgänger erinnert am Grund des Turmes nur noch die ramponierte Kugel, deren Löcher Gabriele Viehweger auf Einschüsse aus dem Krieg zurückführt.

Reste der alten Wetterfahne
Reste der alten Wetterfahne
(Foto: Nitz)

So wichtig die Familien Stechert-Prause für die neue Wetterfahne sind, so bedeutsam ist Viehweger für die Pflege der Kirche im Allgemeinen. Die Psychologin im Ruhestand und Tochter des verstorbenen Künstlers Erich Viehweger lebt für diesen in der Tat ungewöhnlichen Sakralbau, der von 1688 bis 1690 gebaut wurde und über den sie am Rande der Aktion sagte: „Es ist ein Kleinod, ein Juwel.“

Zeit, aber auch Geld für Anschaffungen investiert sie in die Kirche, deren Ausstattung - viele Schnitzarbeiten, eine Wölkchendecke, Epitaphe - beeindrucken, auch wenn natürlich der Zahn der Zeit mächtig an allem genagt hat. Immerhin außen konnte schon saniert weren: Die geförderten Kosten für die Arbeiten am Dach und der Fassade bezifferte der zuständige Pfarrer Jürgen Hofmann gegenüber der MZ auf etwa 250.000 Euro, die Sanierung des Turmes steht noch aus.

Peter Stechert, Architekt
Peter Stechert, Architekt
(Foto: Nitz)

Ansonsten hatte Hofmann in seiner Andacht Bezug genommen auf das Schiff in der Wetterfahne, beziehungsreiche Überlegungen stifteten Frank und Elke Römer mit dem Lied „Ein Schiff, das sich Gemeinde nennt“. Da war die Rede unter anderem von der Mannschaft, die es braucht auf einem Schiff. Auch sprach Hofmann von dem gemeinsamen Unterwegssein „auf der Lebensfahrt“.

Vor Einbruch der Dunkelheit

Das sind auch Lisa und Felix Stechert-Prause, ohne deren Hochzeit es die Wetterfahne wohl nicht gäbe. Was alles in die goldene Kapsel hinein sollte? Persönliche Dinge, unter anderem die Einladung zu diesem Tag. Der endete dann überaus positiv mit dem Aufsetzen der Wetterfahne. „Kurz vor Einbruch der Dunkelheit waren wir fertig“, sagte Peter Stechert am Sonntag zur MZ. (mz)

Ihr Lokalreporter:
 Paul Damm (pad), 
Telefon:  03491/45 88 24,
E-Mail: paul.damm@mz.de
Ihr Lokalreporter: Paul Damm (pad), Telefon: 03491/45 88 24, E-Mail: [email protected]
(Grafik: MZ)