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Jubiläum Ein bisschen Zuflucht beim Exil-Verein in Wittenberg

Seit 30 Jahren gibt es in Wittenberg den Exil-Verein. Coronabedingt kann momentan zwar nicht gefeiert werden, aber nichts spricht gegen einen Blick zurück.

Von Corinna Nitz Aktualisiert: 28.05.2021, 09:07
Bastian Loran (links) und Stefan Kretschmar vom Vorstand des Exil-Vereins, hier in der Ludothek: Über 1.000 Spiele können dort ausgeliehen werden.
Bastian Loran (links) und Stefan Kretschmar vom Vorstand des Exil-Vereins, hier in der Ludothek: Über 1.000 Spiele können dort ausgeliehen werden. (Foto: Löber)

Wittenberg - Zu den Erfolgsgeschichten des Wittenberger Exil-Vereins gehört die Ludothek. Über 1.000 Spiele haben sie inzwischen, die ausgeliehen werden können. Einmal im Monat ist, so Corona es zulässt, Spieleabend. Nach Auskunft von Bastian Loran vom Vereinsvorstand kommen „in der Regel immer zehn Leute“, die fasst der Raum ganz gut.

Er gehe aber davon aus, dass es viel mehr wären, würde man, zum Beispiel, ins Stadthaus gehen. Was uns das sagt? Dass es auch jetzt oder womöglich gerade in einer immer digitaler werdenden Welt ein Bedürfnis nach echten Begegnungen und Austausch gibt.

Als vieles zu war

Letzteres ist pandemiebedingt gerade nur höchst eingeschränkt möglich, weshalb heute in den Vereinsräumen im Cranach-Haus nicht gefeiert wird. Grund dazu hätten sie, denn auf den Tag vor genau 30 Jahren wurde der Exil-Verein gegründet. Ja, der Begriff ist nicht positiv besetzt, man assoziiert schnell Fremde und Heimatlosigkeit. Aber in gewisser Weise ging es darum damals, wie Stefan Kretschmar, ein Mann der ersten Stunde und seit kurzem designierter Geschäftsführer der Cranach-Stiftung, erinnert: Viele Jugendeinrichtungen waren 1991 zu.

„Die Idee war, wieder etwas für Jugendliche zu machen“, sagt er und auch, dass dieses Exil als Zufluchtsort gedacht war. Von einer Insel für eine alternative Jugendinitiative ist auf der Vereinsseite die Rede. Wohl etwas Vergleichbares fand fünf Jahre nach der Gründung auch Bastian Loran. Der heute 47-Jährige aus Coswig, der als Gemeindepädagoge bei der Evangelischen Landeskirche Anhalts arbeitet, hat damals in der Band „Morbid Vision“ gespielt.

Besonders die Probenbedingungen waren offenbar nicht optimal: „Und da kam Stefan und hat gefragt, ob der Verein uns unterstützen kann.“ Überhaupt sei es eine „coole Sache“, wenn ein Verein es schafft, Jugendliche zu begeistern und zwar auch dafür, etwas für andere zu machen.

Der gemeinnützige Verein wurde schließlich Freier Träger der Jugendhilfe. In einer Übersicht zum Jubiläum schreiben Stefan Kretschmar und Jana Brode vom Vorstand, man habe „so manchen jungen Menschen begleitet und wieder auf den richtigen Weg geführt“. Kretschmar spricht gegenüber der MZ auch von straffällig gewordenen Jugendlichen.

Wichtige Säulen

Das ist alles lange her, ebenso die Zeiten, in denen große ESF-Projekte realisiert wurden oder beispielsweise Jugendtheater und ein Jugendband-Projekt und man mehrere Menschen in AB-Maßnahmen beschäftigte. Heute wird der Verein im Ehrenamt betrieben. Und sie konzentrieren sich auf ihre drei wichtigsten Säulen: Neben der Ludothek ist das die Beteiligung am Fest „Luthers Hochzeit“ und die Sommerkino-Reihe.

Während das Stadtfest von den Verantwortlichen wegen Corona erneut abgesagt wurde, hoffen sie beim Exil-Verein, dass das Sommerkino 2021 stattfinden wird. Dessen Strahlkraft reicht längst über Wittenberg hinaus.

Ansonsten bleibt festzuhalten: Die Feier zum 30-jährigen Bestehen des Vereins soll nachgeholt werden, sagt Kretschmar und äußert die Hoffnung, dass (Stichwort: Altersstruktur) mehr junge Leute dazukommen. Dazu passt Lorans Wunsch, „dass junge Menschen Lust haben, sich zu engagieren, und Wittenberger sich ermutigt fühlen, etwas für ihre Stadt und die Menschen zu machen“.

Weitere Informationen zum Verein sind unter www.exil-wittenberg.de auch im Internet abrufbar. (mz)