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Drachenfest in Wittenberg Drachenfest in Wittenberg: Luftkämpfe auf der Elbwiese am Brückenkopf

Von Alexander Baumbach 14.09.2015, 08:26
Seit über 2 000 Jahren lassen Menschen Drachen steigen - die Faszination hält bis heute an.
Seit über 2 000 Jahren lassen Menschen Drachen steigen - die Faszination hält bis heute an. Baumbach Lizenz

Wittenberg - Kreatives Hobby und Sehenswürdigkeit für schaulustige Gäste kamen am Wochenende auf den Wittenberger Elbwiesen zusammen: Zum 15. Mal trafen sich Drachenflieger aus ganz Deutschland, aus Österreich und der Schweiz auf dem ideal gelegenen Feld hinter dem Brückenkopf.

„Wir legen Wert darauf, dass die Drachenflieger im Mittelpunkt stehen“, erklärt Veranstalter Uwe Klimke vom Drachenclub „Ready to fly“ aus Wittenberg, der im Sportverein Leibnitzdruck heimisch ist. Bei dem Bauingenieur liefen am Wochenende buchstäblich die Fäden der Organisation zusammen. Das eigene Vergnügen scheint dennoch nicht zu kurz zu kommen.

„Man guckt natürlich schon, was die Kollegen so alles mitgebracht haben. Und für mich sind da die kreativen Eigenbauten besonders interessant. Wir haben einige Nachbauten von über hundert Jahre alten Drachen hier auf der Wiese dabei - und auch die Nachbauten von Robert Brasington sind wunderschön“, erklärt er. Der Tasmane gilt weltweit als Kultkonstrukteur von Drachen. Auch die Wittenberger haben einige seiner Konstruktionen in die Luft gebracht.

Kampf und Kür

Neben dem sinnlichen Vergnügen für die zahlreichen Schaulustigen, die auf die Elbwiesen gekommen sind, gibt es für die Profis unter den „Kite“-Piloten auch Wettbewerbe. Im Takt zur Musik wird von einer Jury bewertet, wer die schönsten Tricks und Figuren in den Himmel zaubert. „Ich vergleiche das gern mit Eiskunstlauf, nur dass es bei uns eben lediglich eine Kür und keine Pflicht gibt“, erzählt Klimke. Auch ein Rokkaku-Wettkampf ist am Samstagnachmittag vorgesehen.

Bei dieser Form der Luftschlacht, die japanische Wurzeln hat, lässt ein Feld von bis zu 15 Startern ihre sechseckigen Drachen aufsteigen. „Das ist eine besondere Form. Überspannt man die beiden Querstreben stark nach hinten, steht der Rokkaku wie festgenagelt am Himmel und kann dann auch Leinenschmuck nach oben ziehen. Ist die Drachenfläche aber fast glatt, dann tänzelt der Drachen im Wind. Zieht man im richtigen Moment, dann steigt er in der Richtung auf, in die der Drachen gerade zeigt“, erklärt Klimke.

Ziel des Wettbewerbs ist es, die Leine eines Kontrahenten zu umwickeln oder gar zu durchtrennen. „Alle Starter bekommen von mir das gleiche Material - schwarz, Zugkraft 45 Kilogramm und 33 Meter Länge. Berührt ein Drachen den Boden, dann ist er ,tot’. Man kann aber nach dem Durchschneiden auch losrennen und versuchen, den Drachen noch vor der Bodenberührung wieder festzuknoten und neu zu starten - am Ende entscheidet eine Punktliste, wer als letzter noch am Leben ist“, weiß der versierte Drachenflieger.

Vom ganz kleinen Vertreter, der nur wenige Zentimeter groß ist, bis hin zu mehrere Meter großen stablosen Matten reicht die Bandbreite der gezeigten Fluggeräte. Letztere erzeugen beim Fliegen so große Zugkräfte, dass man sie auch als Antrieb für Buggies - kleine Wägelchen mit dem Piloten darin - benutzt.

Kein Baum, kein Strauch

Hinter dem Einleiner-Feld auf der Elbwiese flitzen die Vertreter dieser Zunft über das Gras. „Wir haben eine Fläche von etwa einem Kilometer Breite und zwei Kilometer Länge zur Verfügung, auf der kein Baum und kein Strauch steht. Das ist toll“, erklärt Uwe Klimke. Mit dem Mikrofon in der Hand erklärt er der Menge Feinheiten, Flugfiguren und Hintergrundinfos zu den fliegenden Blickfängen.

Was für die Aktiven gilt - nämlich, den Drachen in den Vordergrund zu stellen und keinen „Kommerz“ zu fabrizieren, gilt für die Schaulustigen gleichermaßen. Eintritt wird nicht erhoben, lediglich eine Parkgebühr von 1,50 Euro erbitten die Veranstalter von Besuchern. Das leibliche Wohl erstreckt sich auf ein Cateringunternehmen. Der Eiswagen vom Schlosspavillon ist auf die Wiese gekommen. Für die Jüngsten gibt es einen Drachen-Bastelworkshop - die Teilnahmegebühr deckt die Materialkosten ab. (mz)

Mehr Fotos von den Drachen unter www.mz-web.de/wittenberg

So genannte Lift-Drachen heben Leinenschmuck empor.
So genannte Lift-Drachen heben Leinenschmuck empor.
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Fantasievolle Drachen über den Elbwiesen.
Fantasievolle Drachen über den Elbwiesen.
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