Dorfschmiede Reuden Dorfschmiede Reuden: Metallbaufirma ist der Tradition verpflichtet

REUDEN - Die Kinder der Kita „Heidekörbchen“ im Ort waren die ersten Gratulanten. „Wer will fleißige Handwerker seh’n, der muss mal zu Schimmels geh’n“, lautete ihr umgetextetes Lied, mit dem sie den Jubilar beglückten. Der Jubilar ist eigentlich ein Unternehmen in Reuden, das vor 175 Jahren als Hufschmiede begann und inzwischen eine renommierte Metallbaufirma ist. Deren Chef Edelfried Schimmel rechnet kurz durch. Das Alter der singenden Kinder plus das der Erzieherinnen - da könnten auch 175 Jahre zusammenkommen.
Am Freitag wird gefeiert, und im Vorfeld ist es gar nicht so einfach, die Vorbereitungen dafür und die noch zu erledigende Arbeit unter einen Hut zu bringen. Ein großes geschweißtes Metalltor liegt da aufgebockt. Im Büro werden Akten und anderes in staubdichte Kisten verpackt. Eine Fläche am Ortseingang ist frisch gemäht, sie wird als Parkplatz dienen. Und in Werkstatt und Hof wird Platz geschaffen für die Schar der Gratulanten.
Am Abend öffentlich
Ehrengäste haben sich reichlich angesagt (siehe „The Butlers kommen...“), doch Edelfried Schimmel will mit allen feiern: geladenen Gästen, Firmenkunden und Bürgern. Deshalb lässt er am Abend vor der Werkstatt „The Butlers“ spielen, „die kenne ich persönlich. Die Puhdys oder Helene Fischer kann ich mir nicht leisten“, meint er lachend. „Das ist ein Dankeschön an die Treue der letzten 25 Jahre, von denen ich reden kann.“
1991 stieg der heute 58-Jährige mit dem Erhalt des Gesellenbriefes als Metallbauer in die Firma seines Vaters ein. Ursprünglich hat Schimmel studiert und als Lehrer gearbeitet. Doch als sein Vater nach einem Unfall 1983 vieles nicht mehr allein in der Werkstatt bewältigen konnte, ging er ihm mit offizieller Genehmigung helfend zur Hand. Zu DDR-Zeiten wurde allerdings seinem Antrag, den lehrenden Hauptberuf an den Nagel zu hängen, nicht stattgegeben. Das funktionierte erst mit der Wende.
Ab 1993 bereitete er sich auf seine Meisterprüfung vor, die er 1996 ablegte. „Das sind die Jahre, in denen ich mehr oder weniger das Ruder in der Firma übernommen habe.“ 1992 wurde der erste Mitarbeiter eingestellt, in Spitzenzeiten waren es bis zu sieben. Zertifizierungen wie die DIN Euronorm 1090 sind die notwendigen Voraussetzungen, dass Metallbau Schimmel auch öffentliche Ausschreibungen wahrnehmen kann. Neben dem Metallbau sorgen Schließ- und Sicherheitstechnik, der Bau von Garagentüren und Feuerschutztoren sowie Stahlbau in kleineren Dimensionen für ein solides, breit aufgestelltes Unternehmen.
Die Anfänge des Reudener Unternehmens finden sich im Jahr 1840. „Da ist in der Chronik des Ortes erstmals die Dorfschmiede mit Hufbeschlag Pötzsch mit landwirtschaftlichem Betrieb erwähnt“, weiß Schimmel. Erster Besitzer war Carl Franz Pötzsch.
Nach Franz Pötzsch führte Otto Pötzsch die Schmiede, „mein Opa, den ich noch persönlich kannte“. Dessen Tochter Lisettchen heiratete den Schmiedemeister Rudolf Schimmel. Dass es beruflich passt, hätten beide nicht voneinander gewusst, verrät Edelfried Schimmel ein Kuriosum. Fünf Generationen sind es nun bis zu ihm. Auf die sechste angesprochen, lächelt er nur. „Es gibt zwei mögliche Tendenzen. Aber die sind noch nicht entschieden und ich möchte nicht darüber sprechen“, hält er sich konsequent bedeckt. Groß investieren will er jedenfalls nicht.
Erfahrener Kommunalpolitiker
Bleibt bei all der Arbeit als selbstständiger Unternehmer Zeit für sein Ehrenamt als Ortsbürgermeister? „Man muss es klug planen. Ich bin ein Frühaufsteher und kann, bevor das Telefon klingelt, schon einiges erledigen“, erklärt Edelfried Schimmel.
Erfahrung in der Kommunalpolitik hat er schon lange, seit Ende der 70er Jahre gehörte er dem Rottaer Gemeinderat an, später dem Ortschaftsrat. Seit einigen Jahren sitzt er im Stadtrat von Kemberg. „Es bleibt wenig Zeit, aber ausreichend für Familie und Freizeit“, fügt er hinzu.
Im Büro von Edelfried Schimmel hängen die Urkunden und Meisterbriefe von ihm und seinem Vater Rudolf. „Schön wäre es gewesen, wenn meine Eltern noch hätten mitfeiern können“, ziehen seine Gedanken erneut in die Vergangenheit. Doch die Kiste mit den Gummibärchen bringt ihn wieder in die Gegenwart. Die Kiste darf nämlich nie leer sein, sie ist für die Enkeltochter, die ihn regelmäßig im Büro besucht. (mz)