Förderung Die Millionen-Hoffnung in Wittenberg
Die Stadt Wittenberg will Mittel aus dem neuen Bundesprogramm zur Stärkung der Innenstädte beantragen. Nächste Woche wird das Projekt Interessierten vorgestellt.

Wittenberg - Der Zustand der Wittenberger Innenstadt steht erklärtermaßen weiter ganz oben auf der Agenda der Stadtverwaltung. Nach der Installation eines City-Managements im August 2020 und dem - gescheiterten - Versuch, eine offizielle „Smart City“ zu werden, greift die Lutherstadt jetzt erneut nach einem Bundesfördertopf. „Zukunftsfähige Innenstädte und Zentren“ heißt das millionenschwere Programm aus dem Hause Seehofer.
Maximal fünf Millionen
250 Millionen Euro will das Bundesinnenministerium demnach Kommunen zur Verfügung stellen, damit diese „innovative Konzepte“ erarbeiten und umsetzen können. Mit Peanuts gibt man sich dabei nicht ab: Mindestens 200.000 Euro schwer müssen die beabsichtigten Vorhaben der jeweiligen Kommune sein, maximal sind je fünf Millionen Euro möglich. Wobei sich Städte in finanziellen Notlagen - wie Wittenberg - bei einem Zuschlag über eine 90-Prozent-Förderung freuen dürften, alle anderen bekämen 75 Prozent, um ihre von Online-Handel und Corona-Krise in die Zange genommenen Herzen zu stärken.
Der Deutsche Städtetag - dem auch Wittenberg und sein Oberbürgermeister Torsten Zugehör (parteilos) angehören - hat in einem Positionspapier vom Juli schon mal festgeklopft, wohin die Reise gehen soll. „Multifunktional“ heißt das Zauberwort. „Nicht mehr der Konsum ist der Hauptanlass für den Besuch der Innenstädte“, konstatiert der Städtetag und bringt damit Gastronomie, Kultur und Bildung als mindestens ebenso wichtige Mitspieler in Stellung. Freilich: „Diese Nutzungsmischung wird nicht einfach herzustellen sein“ und es gebe hierfür auch „keine Patentlösung“.
Wichtig sei es, den Spielraum der Städte zu erweitern und so deren Experimentierfreude zu fördern. Als Beispiele werden seitens des Auslobers selbst zwecks „Stärkung der Resilienz und Krisenbewältigung“ etwa Zwischenanmietung und Zwischenerwerb leerstehender Objekte durch die Kommune, Einrichtung beziehungsweise Ausbau von City-Management sowie eine erleichterte Bauplanung benannt, ebenso Maßnahmen zum Klimaschutz. Viel Zeit bleibt den an diesem Förderprogramm interessierten Kommunen nicht: Bis 17. September sollen sie dem Ministerium ihre Projektskizze vorlegen.
Beteiligung gefragt
Was die Lutherstadt Wittenberg hier im einzelnen plant, um an die Millionen zur Stärkung ihres Zentrums zu kommen, ist noch nicht bekannt. Ins Spiel gebracht hatte Bürgermeister Jochen Kirchner allerdings bereits vor einigen Monaten im MZ-Gespräch einen möglichen Ausbau des City-Managements oder auch Änderungen im Baurecht, um dank Fördermitteln die genannten Ziele zu erreichen. Gewiss ist, dass man in der Verwaltung vor der Bewerbung auf eine breite Beteiligung baut: Für nächsten Dienstag ist im Stadthaus eine Veranstaltung mit geladenen Innenstadt-Akteuren geplant, die Einladung durch den Oberbürgermeister erfolgte unter anderem über den Gewerbeverein.
Ziel sei, mit diesen „engagierten Akteuren“ aus „Kultur, Bildung, Wissenschaft, Kirchen sowie aus der Wirtschaft, Gastronomie und Einzelhandel“, die das Wittenberger Zentrum schon heute mit einem „reichhaltigen und vielfältigen Programm bespielen“, die Pläne der Stadt zu erörtern, die dann beim Bund eingereicht werden, schreibt Oberbürgermeister Torsten Zugehör (parteilos) an seine Gäste.
„Wir hoffen, dass es eine rege Beteiligung gibt“, erklärte am Montag Stadt-Sprecherin Karina Austermann. „Für uns ist das ein Brainstorming“, sagte sie, für das die Entwicklungsgesellschaft Saleg, auch nach Gesprächen mit dem Vermieter Wiwog, die Diskussionsgrundlage liefern werde, um zu klären, welche der genannten Instrumente vor Ort geeignet sind. Vernetzung bleibe ein wichtiger Punkt, auch mit dem Immobilienmarkt. Zwischenanmietungen, um bestimmte Orte zum Wohl der gesamten Altstadt zu beleben, könnten damit auch in Wittenberg zum Tragen kommen.
Eine erhebliche Differenz bleibt unterdessen zwischen der Offerte des Bundesinnenministers und den Forderungen des Deutschen Städtetags: Letzterer verlangt 2,5 Milliarden, der Fördertopf aber fasst mit 250 Millionen nur einen Bruchteil davon. (mz)