1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Wittenberg
  6. >
  7. Diakoniehof in Rackith: Diakoniehof in Rackith: 800 Gänse und Enten als Festtagsbraten

Diakoniehof in Rackith Diakoniehof in Rackith: 800 Gänse und Enten als Festtagsbraten

Von Ilka Hillger 20.12.2015, 15:20
Ihre Tage sind gezählt: Gänseschar auf dem Diakonie-Hof in Rackith.
Ihre Tage sind gezählt: Gänseschar auf dem Diakonie-Hof in Rackith. thomas klitzsch Lizenz

Rackith - Von Tag zu Tag wird es ruhiger auf dem Diakonie-Hof in Rackith. Es werden immer weniger, die hier noch schnattern können. So ist es immer kurz vor Weihnachten, einer stressigen Zeit auf dem Hof, an deren Ende mit Heiligabend Stille einkehrt. Denn die Bewohner auf Zeit, die hier seit dem Sommer aufwuchsen und das Grün auf den Wiesen entlang der B 182 pflückten, erfüllen nun ihren eigentlichen Zweck: Sie sind der Festtagsbraten. 800 Gänse und Enten sind es in diesem Jahr, die auf dem Diakonie-Hof aufwuchsen und jetzt an die Kunden gebracht werden, die sich rechtzeitig um eine Bestellung kümmerten.

„Wir sind restlos ausverkauft“, sagt kurz vorm vierten Advent Anke Tietz-Ludwig. Wer jetzt noch auf der Suche nach dem Festessen ist, könne in Rackith nur darauf hoffen, dass bestellte Gänse oder Enten nicht abgeholt werden. „Am besten ruft man vorher an, damit der Weg nicht umsonst ist“, sagt die Mitarbeiterin, die gemeinsam mit ihrer Kollegin Kirstin Werner den Verkauf managt und zugleich für das Schlachten zuständig ist.

„Wenn die Schlachttage anfangen, beginnt hier auch die stressige Zeit“, so Tietz-Ludwig. Dann werde das Team auf sieben Mitarbeiter verstärkt, die Brühautomat, Rupfmaschine und Nachrupfer bedienen. Nach dem Rupfen kommt die Gans ins Wachsbad, um auch die letzten Federchen zu entfernen. 100 Tiere schafft man an einem Schlachttag, am nächsten Tag gehen sie ganz frisch in den Verkauf.

Kirstin Werner hat dort die Bestelllisten vor sich. „Da muss man manchmal ganz schön suchen, weil ein Name falsch verstanden wurde“, sagt die junge Frau. Gerade war es wieder so. Doch zum Glück wird das Ehepaar Sowada aus Mühlanger unter Nowada in der Bestellspalte identifiziert und kann zwei Gänse entgegen nehmen. „Wir holen in diesem Jahr die Gänse zum ersten Mal hier. Sonst sind wir immer weiter gefahren“, erzählt Werner Sowada.

Einen Vogel wird Monika Sowada einfrieren und nach Weihnachten zubereiten, der andere wird noch am gleichen Tag zum Sohn gebracht und den eigenen Weihnachtsschmaus lassen sich Werner und Monika Sowada bei der Tochter servieren. „Meine Gans mache ich dann ganz klassisch mit einer Füllung aus Äpfeln, Zwiebeln und Beifuß, dazu gibt es Rotkohl und Klöße“, so die Frau aus Mühlanger.

Sollte es lieber doch Grünkohl sein, gibt es auch den auf dem Hof. „Der kommt frisch oder schon küchenfertig zubereitet vom Bauern aus Dabrun“, sagt Anke Tietz-Ludwig. „Er wird gut verkauft und soll wunderbar schmecken.“ Sie wird es Weihnachten ausprobieren, im Zusammenspiel mit einer Flugente, denn die ist ihr Favorit. „Eine reicht gut für zwei Leute“, sagt sie. Da haben sich die Vögel in den vergleichsweise wenigen Wochen in Rackith gut Fleisch angefuttert. Das Leben einer Weihnachtsgans ist ebenso kurz: 16 bis 22 Wochen. In der kurzen Zeit hat sich die Gans ungefähr sieben Kilo angefressen. Geschlachtet, gerupft und ausgenommen bleiben rund fünf Kilo übrig. „Wenn sie kommen, sind es Eintagsküken“, erklärt Anke Tietz-Ludwig, die zugibt, dass sie an den ersten beiden Schlachttagen schon ein komisches Gefühl beschleicht. „Aber das ist nun mal mein Job.“ Genauso wie die Vorbereitungen für die kommende Saison. Gleich nach Weihnachten geht es damit los. „Dann richten wir die Ställe her und es kehrt etwas Ruhe ein“, so die Hofmitarbeiterin. Kundschaft komme aber auch dann, denn Bio-Eier und Hühner gibt es das ganze Jahr über, die werden in Bietegast gehalten.

Den weiten Weg für den Kauf einer Gans legen viele Kunden freilich nur vor Weihnachten zurück. „Wir haben Kundschaft aus Halle, Leipzig und Berlin. Ich weiß von Leuten, die unsere Gänse mit nach Stuttgart oder Köln nehmen“, erzählt Tietz-Ludwig stolz. Nur die Leute aus den Dörfern rundum kaufen hier nicht. „Aber das ist normal, hier zieht sich doch fast jeder seinen Braten selbst.“

Und damit der auch wirklich gelingt, verrät Anke Tietz-Ludwig ihren Zubereitungstrick. „Erst die Brust der Gans brühen, dann in den Bräter, mit großer Hitze starten und später bei 80 Grad garen“, empfiehlt sie. Man kann es aber auch so wie ihre Kollegin Kirstin Werner machen. Mit ihrer Familie lässt sie sich bei den Eltern an den Feiertagen bekochen und da gibt es immer auch Schnitzel. Nicht jeder mag eben Gans oder Ente. (mz)

Schlachtreihen
Schlachtreihen
Klitzsch Lizenz