Das Opfer wohnte im «Haus Ypsilon»
Wittenberg/MZ/wam. - Doch warum er "mit massiver Gewalteinwirkung" ums Leben gebracht worden ist, weiß im so genannten "Haus Ypsilon" niemand. Die Stimmung bei Bewohnern und Betreuern sei "sehr gedrückt". "Der Gesprächsbedarf ist außerordentlich groß", sagt Frau Freygang. Derzeit werden im "Haus Ypsilon" 16 Erwachsene betreut. Sie alle haben Haftstrafen hinter sich und sollen in Wittenberg an ein Leben außerhalb der Gefängnismauern herangeführt werden.
Das Opfer aus dem Mittelfeld war einer von ihnen. Im November vergangenen Jahres hatte Resowitt den jungen Mann aufgenommen. Seitdem habe er sich in der Gruppe gut eingefunden. "Defizite haben alle Teilnehmer - auch er, sonst bräuchten sie das Projekt ja nicht", sagt Frau Freygang. Besonders aufgefallen sei er nicht. Er habe sich an die Regeln gehalten - auch was das Abmelden beim Verlassen von "Haus Ypsilon" angeht. Wollte er überziehen, habe er sich in der Regel auch gemeldet.
In der Woche bevor er tot aufgefunden worden ist, war das anders. Man habe mehrmals versucht, ihn telefonisch zu erreichen, dies sei aber nicht gelungen, erklärt Cornelia Freygang. Bevor man eine Vermisstenanzeige stellen konnte - das übliche Procedere, falls sich Teilnehmer nicht zurückmelden - sei die Polizei mit der Meldung schon da gewesen. "Wir sind emotional so angegriffen, dass wir zunächst schauen, dass der Betrieb ordentlich weiterläuft", sagt Cornelia Freygang. Den sechs Betreuern werde eine Supervision angeboten, "damit sie weiterhin am Ziel festhalten", wie die Vorstandsvorsitzende Gerlinde Gonszczyk betont. Der tragische Vorfall stelle die Arbeit im "Haus Ypsilon" keineswegs in Frage. Dass der 25-Jährige am Projekt teilgenommen habe, habe nichts damit zu tun, dass er Opfer geworden sei. "Wir stehen zu dem Projekt, mit dem Straffälligen eine Chance gegeben wird, sich in der Gesellschaft zurechtzufinden."
Der 42-Jährige, der in Zusammenhang mit dem Verbrechen am vergangenen Freitag verhaftet worden war, befindet sich nach wie vor im Gefängnis, sagte Oberstaatsanwalt Christian Preissner am Mittwoch.