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Verbraucherschutz Darf’s etwas mehr sein Vitamin D in Wittenberg sein?

Eine Lebensmitteltechnologin berät auf dem Arsenalplatz zu Nahrungsergänzungsmitteln. Wie es um das „Sonnenvitamin“ D steht.

Von Rainer Schultz 05.08.2021, 09:23
Constanze Bönigk (vorn), Jana Köhler und Josefine Pönicke  von der Verbraucherzentrale beraten Interessierte auf dem Arsenalplatz.
Constanze Bönigk (vorn), Jana Köhler und Josefine Pönicke von der Verbraucherzentrale beraten Interessierte auf dem Arsenalplatz. (Foto: Thomas Klitzsch)

Wittenberg - Mittwoch - der traditionelle Markttag auf dem Wittenberger Arsenalplatz. Das ist eine Gelegenheit für die Verbraucherzentrale, zum Thema Vitamin-D-Produkte aufzuklären.

Einfach ausgedrückt: Mit Vitamin D verbinden viele Verbraucher Knochenstabilität, aber auch Zahngesundheit und ein intaktes Immunsystem. Werbung macht sich diese Tatsache zunutze. Doch wie sinnvoll ist der Verzehr von Produkten, die mit Vitamin D angereichert sind? Zumal in vielen Lebensmitteln ohnehin diese Vitamine enthalten sind. Dazu zählen besonders Fisch mit 25 Mikrogramm pro 100 Gramm oder Pilze, Eier und Milchprodukte. Mit verschiedenen Fruchtsäften oder Joghurt-Drinks wird dem Verbraucher indes suggeriert, diese aufgrund des Vitamin-D-Gehalts kaufen zu müssen.

Blick auf Strategie

Diplomlebensmitteltechnologin Constanze Bönigk von der Verbraucherzentrale kennt die Marketingstrategie mancher Lebensmittelhersteller. „Mit einem Nischenprodukt versuchen diese den Käufer zu ,fangen’. Oftmals gelingt das durch die große Präsenz in der Werbung.“ So genannte Nahrungsergänzungsmittel werden von vielen Menschen konsumiert. Eine 81-jährige Dame aus Zahna, die an Osteoporose erkrankt ist, erzählt zum Beispiel, auch das Vitaminpräparat Dekristol, vom Arzt verschrieben, einzunehmen.

Inzwischen füllt sich der Stand. Das Interesse an diesem Thema ist groß, gerade unter der Zielgruppe derjenigen, die über 60 sind. Zielgerichtet sind die Fragen. Marie-Luise Puhlmann aus Wittenberg setzt eigentlich auf natürliche Lebensmittel. „Muss ich da noch zusätzlich Vitamin D einnehmen“, fragt sie ein wenig besorgt. Die Verbraucherschützerin empfiehlt eine Konsultation des Arztes.

„Bei 50 Nanomol pro Liter im Blut - ein Grenzwert - dürften Sie keine Probleme haben“, meint Constanze Bönigk. Das setzt jedoch eine Blutlaboruntersuchung voraus. Die Annahme, dass Vitamin D einen Schutz vor dem Corona-Virus bietet, dürfte im Bereich der „Legende“ liegen, da dies nicht belegt ist.

Vorsicht ist bei einer Überdosierung geboten. Viel bedeutet nicht in jedem Fall Gutes für den Körper. Niereninsuffizienz, Kopfschmerzen und Herzstörungen können die Folge sein. Maria Fischer aus Wittenberg greift unterdessen zu den Flyern zum „Sonnenvitamin“ D. Einen kritischen Hinweis gibt es für alle Sonnenstudiobesucher: Eine Fehlannahme sei die positive Wirksamkeit eines Solariums. Dieses trage nicht zur Bildung von Vitamin D bei, dafür aber zu einem erhöhten Hautkrebsrisiko.

Gern öfter gesehen

Marktmeister Klaus Nunweiler zeigt sich hocherfreut über die Resonanz bei der Verbraucherzentrale, die auch noch mit Josefine Pönicke (Pflegerechtsberatung) und Jana Köhler (Finanzdienstleister) vertreten ist. „Ich würde mich freuen, wenn Sie einmal im Monat mit ihrem Beratungsteam auf dem Markt präsent sein könnten“, überlegt der Marktchef schon mal vorausschauend.

Ein Herr aus Pratau schwört indessen auf einen probiotischen Joghurt-Drink, den er seit 20 Jahren täglich einnimmt. „Mein Hausarzt hat nichts dagegen. Deshalb bleibe ich dabei“, meint dieser. „In die Kompetenzen der Ärzte greifen wir nicht ein“, betont Verbraucherschützerin Bönigk. „Von uns kommen nur Empfehlungen.“ Immerhin erfolgt 80 bis 90 Prozent der Vitamin D-Versorgung über die Haut durch den regelmäßigen Aufenthalt im Freien – eine Erkenntnis, die sich noch nicht in allen Köpfen fest gesetzt hat.

Lebensmittel mit Vitamin D anzureichern ist auf Grund der Gefahr einer Überdosierung in Deutschland übrigens verboten. Ausnahmen bilden jedoch zum Beispiel Margarine, Kinderquark und Orangensaft. (mz)