1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Wittenberg
  6. >
  7. Coswiger Züchter mit Zukunftssorgen

Coswiger Züchter mit Zukunftssorgen

Von NADINE PUHLMANN 12.10.2009, 18:25

COSWIG/MZ. - Obwohl sie bis zuletzt bangen mussten, ob sie die Schau überhaupt durchführen können, hatten die Vereinsmitglieder wieder in vielen Stunden eine beeindruckende Ausstellung ihrer zwitschernden Exoten vorbereitet.

Zahlreiche kleine und große Volieren, herbstlich geschmückt, säumten den tristen Bodenbelag der Turnhalle und lockten Groß und Klein an. Jedes Jahr zur selben Zeit stellen die Zuchtfreunde um ihren Vereinsvorsitzenden Hans-Dieter Schubert ihre Zuchterfolge zur Schau. Schubert plagen jedoch ganz andere Sorgen. Der Verein, der 1966 gegründet wurde und zu Spitzenzeiten 25 Mitglieder zählte, bangt um seine Existenz. "Wir haben enorme Nachwuchsprobleme. Nur noch vier Züchter sind aktiv dabei, und wir sind alle nicht mehr die Jüngsten. Dabei haben wir ein lebhaftes Vereinsleben", verriet Schubert und sprach von Grillabenden, Radtouren, Weihnachtsfeiern oder Bowlingturnieren.

Früher ist die Beschaffung des Materials für Volieren eine Herausforderung gewesen. Mit teilweise mehreren tausend Mark Einkaufspreis waren auch manche Vogelarten schlicht zu teuer. Heute fehle vielen Züchtern die Zeit, sich intensiver mit den Tieren zu befassen. "Die Jugend zeigt auch kein sonderliches Interesse. Sicher werden noch Wellensittiche gekauft, doch oft genug werden sie dann zur Pflege an die Großeltern weitergereicht", weiß Schubert aus eigener Erfahrung. Zur jüngsten Ausstellung wollten sich die Züchter von diesen Sorgen aber nicht den Spaß verderben lassen und präsentierten stolz ihre Agaporniden, die als die "Unzertrennlichen" zu Ruhm gelangt sind, oder Goldfasane, Rosakakadu, Alexander-Sittiche und Australische Königssittiche und Diamanttauben. Flatterten die einen noch ganz aufgeregt von einem zum anderen Ende ihrer Voliere, so hatte man bei anderen wiederum das Gefühl, selbst im Fokus der Tiere zu stehen. Argwöhnisch verfolgten sie die Besucher mit ihren Blicken, um dann wohl doch gelangweilt zur Erkenntnis zu kommen, dass sie die Schöneren und Schillerndsten in der Turnhalle waren.

Ein treuer Gast der jährlichen Schau ist Bürgermeisterin Doris Berlin (parteilos). Sie ließ es sich erneut nicht nehmen, selbst vorbeizuschauen, den Züchtern Mut zuzusprechen und sie für ihr Durchhaltevermögen zu loben.

Seit September 1967 veranstaltet der Zuchtverein nahezu regelmäßig diese Schauen, um auch Laien die Artenvielfalt und das Hobby zu zeigen. Anfangs noch in Sportlerheimen, dem Volkshaus und dem Lindenhof aktiv, finden Hans-Dieter Schubert und seine Mitstreiter seit einigen Jahren Unterkunft in der Schulturnhalle und sind dafür sehr dankbar. Aber auch ohne ihre Frauen, loben sie, wären sie oftmals hilflos, denn die Ehepartner helfen und unterstützen ihre Männer, wo sie nur können. So hatten sie auch dieses Mal wieder Kuchen gebacken und Kaffee bereitet, der Besucher und Gäste im Anschluss zum Verweilen und Fachsimpeln einlud. Der Verein hofft nun, dass er mit der Ausstellung das Interesse von ein paar Vogelliebhabern geweckt hat, die vielleicht Mitglied werden und selber züchten wollen.