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Jähes Ende einer Freizeit Corona-Fälle: „Kinderland Sorglos“ muss Fahrt nach Kemberg abbrechen - Häme und böse Kommentare im Netz

Das Kinderland Sorglos muss seine Fahrt nach Kemberg wegen Corona-Fällen abbrechen. Die Vorsicht des Vereins sorgt im Netz für Häme.

Von Julius Jasper Topp 29.10.2021, 14:17
Pflanzaktion im Wald zwischen Lubast, Gniest und dem Ochesenkopf.
Pflanzaktion im Wald zwischen Lubast, Gniest und dem Ochesenkopf. Foto: KV/Baumbach

Kemberg/MZ - Seit inzwischen 16 Jahren organisiert der Verein „Kinderland Sorglos“ eine Ferienfreizeit für Kinder aus sozial benachteiligten Familien im Kiez Friedrichsee bei Kemberg. In diesem Jahr fand die Veranstaltung allerdings erstmals ein jähes Ende, weil es mindestens ein auf Corona positiv getestetes Kind gab. Das - und auch die generelle Vorsicht der Veranstalter - führten zu unschönen Reaktionen im Netz.

Seit 2006 aktiv

Vera Zech organisiert die Fahrt, an der in diesem Jahr rund 70 Kinder teilnahmen. Über 1.500 Kinder hat sie in den Ferienfahrten seit 2006 schon mit auf diese Freizeit genommen. Damit die Fahrt auch unter Pandemie-Bedingungen für alle Teilnehmer sicher ist, habe sie mehr unternommen, als die Auflagen vorschrieben. „Ich habe 300 Schnelltests mitgebracht und ein mobiles Testzentrum eingerichtet. Wir wollten einfach die Kinder schützen“, sagt Zech. Am Buffet im Speisesaal galt Maskenpflicht - und auch im Freien, wenn die Abstände nicht eingehalten werden konnten. Das traf etwa auf Baumpflanzaktionen des CDU-Bundestagsabgeordneten Sepp Müller und von Landrat Christian Tylsch (CDU) zu. Müller postete in den sozialen Medien ein Bild von sich samt Schaufel, Baum, Maske und maskierten Kindern - und erhielt höhnische Kommentare. Kinder, die im Wald eine Maske aufsetzten, empfanden viele offenkundig als rotes Tuch. Angeblich, so der Tenor der kritischen Kommentatoren, zeuge die Maske im Wald von „Verblödung“.

Kinder, die sich nicht vor Ort testen lassen wollten, konnte auch ein aktuelles Testergebnis mitbringen. Trotzdem habe es dann eine Handvoll positiver Schnelltests gegeben. Zehn Kinder mussten in Quarantäne. In einem Fall bestätigte ein PCR-Test eine Corona-Infektion, erzählt Vera Zech. Symptome habe das Kind nicht gezeigt. Dennoch entschied sich das Betreuerteam daraufhin für den Abbruch. „Da sind auch Tränen geflossen“, sagt Zech. In der Kommentarspalte unter einem Artikel der MZ bei Facebook über die Baumpflanzaktion von Landrat Tylsch brodelte schnell die Gerüchteküche rund um den Abbruch der Fahrt.

Ehrenamtliches Engagement

Zech bedauert die teils bösartigen Kommentare im Netz. Die Ferienfreizeit endete nun am Donnerstagabend statt am Freitagmittag. „Wir machen das alle ehrenamtlich und nehmen uns extra für diese Woche Urlaub“, sagt sie. Neun Betreuer und zwei Praktikanten waren mit im Kiez Friedrichsee. Während die Eltern der Kinder meist noch sehr verständnisvoll waren, wurden anonyme Kommentatoren in den sozialen Netzwerken ausgesprochen unfreundlich. „Irgendwie hat das einen sehr bitteren Geschmack“, sagt Vera Zech. Dennoch wird es nicht die letzte Ferienfreizeit des Vereins gewesen sein.