Commerzbank Wittenberg Commerzbank Wittenberg: Geldtransport im Trabi

Wittenberg - „Wir haben bescheiden angefangen.“ So erinnert sich Angelika Wielewski, langjährige Mitarbeiterin der Commerzbank, die dieses Jahr 25-jähriges Jubiläum hat, an die Anfangszeit der Bank in Wittenberg. Seit 1991 ist sie an Bord, hat die Container-Zeit miterlebt. Einen Computer habe es gegeben, und das Telefonieren mit dem Funktelefon sei ein regelrechter Akt gewesen. Kein Vergleich zu heute, wo praktisch alles online geht. Burkhard Otto, Leiter der Filiale in der Jüdenstraße, ist sehr dankbar für den technischen Fortschritt.
Damals habe man Überweisungen manuell eintippen müssen – „sicher nicht das, wofür man Abi macht“. Trotz stetiger Neuerungen im technischen Bereich bleibe die persönliche Betreuung allerdings ein wichtiger Bestandteil des Konzepts der Commerzbank. Vor allem in der Vermögensanlage, der Altersvorsorge und Finanzierung seien Ansprechpartner vor Ort von Bedeutung. Die Zukunft der Bank ist also „digital und persönlich“, betont Otto.
Anfänge im Container
Seit 1990 ist die Commerzbank in Wittenberg vertreten. Anfangs durch einen Bankbus, der ab dem 1. Juli, dem Tag, an dem die Währungsunion in Kraft trat, zweimal wöchentlich auf dem Markt Halt machte, später, ab dem 17. Dezember 1990, mit einem festen Standort im Container in der Neustraße. Die ersten Monate waren von regelrechten Kundenanstürmen gezeichnet, Sparbücher und Konten wurden eröffnet – „das lief wie’s Brezelbacken“, sagt Wielewski. „Ein wenig chaotisch war es natürlich schon. Kollegen aus den alten Bundesländern waren vor Ort, um uns einzuarbeiten, und wir mussten uns alle erstmal ein Spezialgebiet suchen.“
Burkhard Otto, der nach Beendigung seiner Ausbildung bei der Dresdner Bank in Gütersloh 1993 ins heimische Wittenberg zurückkehrte, beschreibt das Arbeiten im Container als „lustig und familiär“. Zu Spitzenzeiten habe es je 20 Mitarbeiter in den Container-Filialen gegeben, so Otto, heute habe man in der Jüdenstraße zehn Leute im Haus.
Ausstellung lädt zu Rückblicken ein
„Fähnchen gibt es nicht“, sagt Otto über das 25-jährige Jubiläum, „dafür aber eine Ausstellung über die Geschichte und Entwicklung der Bank in unserer Stadt und der Region.“ Ausstellungseröffnung ist am heutigen Donnerstag, laufen wird sie bis Anfang Oktober. Besucher können sich über den Ausbau und Fortschritt der Commerzbank ab 1990 in den neuen Bundesländern informieren. Zudem werden die Wurzeln des Kreditinstitutes in der Lutherstadt dargestellt, die bis in das ausgehende 20. Jahrhundert zurückreichen.
Auch erfährt der Besucher etwas über den damals teils abenteuerlichen Alltag eines Bankkaufmanns: Sicherheitsvorkehrungen in Banken kurz nach der Wende sahen freilich etwas anders aus als heutzutage. Ging den Filialen das Geld aus, fuhr man zur Zweigstelle, bekam dort gegen Vorlage des Personalausweises einen Betrag und brachte diesen anschließend im Auto zu den Filialen.
So kam es denn schon einmal vor, dass Klaus-Peter Müller, heutiger Aufsichtsratsvorsitzender der Commerzbank, mit einer Million Mark im Trabi unterwegs war. Knapp 10 000 Kunden hat die Wittenberger Commerzbank, zumeist aus dem Landkreis, es gibt allerdings auch einige, deren Wohnort etwas weiter entfernt liegt – Südafrika, Äthiopien oder New York sind hier zu nennen.
„Daran sieht man, dass die Bank manchmal die letzte Konstante im Leben ist“, erklärt Burkhard Otto, „das Konto kann schließlich auch aus Afrika oder Nordamerika oder wohin auch immer man zieht, verwaltet werden.“ Die Kundenbetreuung ist laut Otto ein bewährtes Zusammenspiel zwischen Kunden und Mitarbeitern, schließlich seien viele Kollegen bereits seit den neunziger Jahren hier tätig. (mz)