Clack-Theater Clack-Theater : Fundus-Verkauf in der Glitzer-Welt

Wittenberg - Der Fummel ist göttlich. Kräftiges Grün mit Riesenschleppe, rotes Kleid mit überdimensioniertem Kragen und Kopfputz oder kleine Schwarze, Federn für Haupt und Hüften - was hier hängt, hat in der Regel schon Beifall hinter sich. Es glitzert und schillert auf der Bühne des Wittenberger Clack-Theaters, die in diesen Tagen jeder betreten darf.
Zwei Tage wird verkauft, was aus dem riesigen Fundus der Costa Divas nicht mehr benötigt wird. Stefan Schneegaß und Mario Welker trennen sich nicht gern, aber notgedrungen von einer ganzen Reihe Kleider, Bodys, Perücken und Requisiten.
„Das ist aus allen 16 Jahren, die es uns gibt“, sagt Schneegaß. „Ah, daran erinnere ich mich. Das war mein erstes Travestie-Kostüm“, streicht er zärtlich über ein blaues, mit Pailletten besetztes Etwas, das die langen Beine der Künstler noch länger wirken lässt.
Nur schwer, meint er, könne er sich davon trennen. „Aber ich passe nicht mehr hinein“, bedauert er.
Vollgepackt mit Kleidern
Drei Garderobenständer sind vollgepackt mit Kleidern und Jäckchen. Und wer immer glaubt, etwas Passendes gefunden zu haben, kann sich nach der Anprobe selbst überzeugen, ob es tatsächlich an dem ist. John Idell, Travestiekünstler aus Jessen, verschwindet mit mehreren Stücken hinter die Bühne. Er ist etwas größer als die Diven, Federschmuck und Hauben sind da kein Problem. Kleider? „Das ist schwierig“, meint er. „Aber sie haben tolle Stoffe hier.“
Hin und her überlegt auch Heike Huth, hält mal dieses, mal jenes Kleid an. Schlüpft in einen Pelzmantel und hängt ihn wieder an. Er würde der Frau aus Dessau, die ein Programm mit Liedern von Hildegard Knef, Marlene Dietrich und Zarah Leander macht, sicher stehen. „Aber da singt man höchstens ein Lied drin, er ist sehr warm“, verrät Schneegaß das Offensichtliche. Also kein Mantel.
Nach einigem Zögern entscheidet sie sich für ein goldgelbes Kleid mit Umhang und Schleppe, die Anprobe findet Zustimmung. „Das wollte ich erst haben, aber es passt mir nicht“, erklärt John Idell, der es empfohlen hat. Schließlich kennt man sich. Er wirkt glücklich, dass sich ein Körper gefunden hat, an dem es wirkt. Er selbst ist nach einer halbstündigen Anprobe auch selbst fündig geworden. Fehlt nur noch der Preis, der ist dann Verhandlungssache.
Noch vor dem offiziellen Beginn des Verkaufs sind die ersten Neugierigen schon da. Dagmar Bartz etwa, die sich Stefans Perücke als Biertrinker Harry aus dem Sommerkabarett gesichert hat. Die sei Kult und eine Freundschaftserinnerung, findet sie.
„Wir kennen uns seit sechs oder sieben Jahren, seitdem bin ich regelmäßig hier und sehe fast alle Programme und Gastspiele“, erzählt die Berlinerin, die selbst ab und zu im Kabarett oder bei Live-Hörspielen auftritt.
„Diese dünnen Fummel, wer soll denn da reinpassen“, spottet hingegen Kristina Ackermann. Für die Operette seien die schrillen Kostüme so gar nicht geeignet. „Oder sollte ich mir ein anderes Programm überlegen“, scherzt sie. Letztlich wird es doch ein Kleid, ein anderes wird ihr sozusagen vor der Nase weggeschnappt.
Kabarettveranstaltung für sich
Vor knapp drei Jahren hatte es schon einmal einen Verkauf von Teilen des Fundus gegeben. „Damals sind wir schon viel losgeworden“, erinnert sich Stefan Schneegaß. So ein Verkauf schafft schließlich nicht nur Platz. „Die Leute haben ihren Spaß. Sie können selbst suchen oder einen Kaffee trinken und andere Leute beim Suchen beobachten. Das ist schon fast eine Kabarettveranstaltung für sich“, findet er.
Während manche Tiermaske (aus den Märchenspielen) für 50 Cent den Besitzer wechselt, ist für manch aufwendiges Kostüm durchaus ein dreistelliger Betrag fällig. Der deckt dann meist nur die Materialkosten für die maßgeschneiderten Stücke.
Ein besonderer Service für Käufer von Kleidern und Perücken wird im Clack an beiden Tagen auch geboten. Mit Schneiderin Katrin Deisinger und Birgit Funke-Taubert vom Haarstudio Carat gibt es Änderungen und Pflegetipps gleich vor Ort mit dazu.
Der Fundusverkauf im Clack-Theater Wittenberg, Markt 1, geht auch heute von 14 bis 19 Uhr weiter.
(mz)