Christuskirche in Wittenberg-West Christuskirche in Wittenberg-West: Sanierung und Renovierung steht bevor

Wittenberg - Stadt- und Schlosskirche in Wittenberg sind durchsaniert, jetzt rückt eine jüngere und, man kann es nicht anders sagen, ein wenig unscheinbare Schwester in den Blickpunkt: die Christuskirche in Wittenberg-West. Dort soll noch im Mai begonnen werden, die Winterkirche zu sanieren. Wie der zuständige Pfarrer vom Kirchspiel Dobien, Hans-Jakob Schröter, bei einem Vor-Ort-Termin der MZ erklärt, soll nach dem Konfirmationsgottesdienst am Pfingstsonntag die Baufreiheit hergestellt sein.
Gisela Kummetz, deren Vater von 1962 bis in die 80er Jahre Pfarrer an der Christuskirche war, ergänzt: „Die Ausschreibungen sind gelaufen.“ Im Übrigen werde eine kleine Gruppe schon an diesem Wochenende mit dem Ausräumen beginnen.
Küchenzeile inklusive
Zu den Vorhaben gehöre eine Erneuerung der Heizung, der Fenster und der Wärmedämmung zum Kirchenschiff hin. Darüber hinaus soll der Boden überarbeitet werden. Die Winterkirche ist vom Hauptschiff abgetrennt worden; daran, dass früher auch in diesem Bereich unter der Orgelempore Bänke standen, erinnern Betonflächen.
Dort sollen nun jene Sechskantsteine nachgelegt werden, die sich in Teilen der Winterkirche und im Schiff befinden. Kummetz zufolge sieht der zuständige Architekt eine Möglichkeit, die fehlenden Steine nachbrennen zu lassen.
Gebaut wurde die Christuskirche in Kleinwittenberg nach einem Entwurf von Friedrich Beisner 1907 und 1908. Am 8. November 1908 konnte sie eingeweiht werden. Eine alte Aufnahme, die Gemeindemitglied Gisela Kummetz, im Rahmen ihrer Recherchen für eine Jubiläumsschau entdeckt hat, zeigt, legt den Eindruck nahe, dass die Saalkirche aufs freie Feld gestellt wurde. Heute sieht es dort freilich ganz anders aus. Mit der Schau will Kummetz anhand von Fotos, Zeichnungen und Texten die Entwicklung der Christuskirche - beginnend bei den Planungen - nachvollziehbar machen. Während der Titel schon feststeht („Die Christuskirche von 1908 bis 2018 - Historie einer jungen alten Kirche in Wittenberg“) wird der Eröffnungstermin noch bekanntgegeben. Zuletzt war in der Christuskirche anlässlich des Reformationsjubiläums 2017 die von Kummetz kuratierte Schau „Der andere Luther“ zu sehen. Den Angaben zufolge wird an einem Katalog zu diese Ausstellung gearbeitet.
Zu den nächsten Veranstaltungen in der Christuskirche gehört unter anderem ein Konzert mit einem Chor aus Paderborn, das am 12. Mai um 16 Uhr beginnt.
Auch malerisch soll die Winterkirche überarbeitet werden. Dazu gehöre eine Neugestaltung der Kassettendecke, die weiß ausgemalt wurde, weil, wie Kummetz erinnert, ihr Vater einst fand, es müsse heller werden in dem Raum. Eine Farbgestaltung sei für die überstrichenen Säulen geplant. Es werde Abstimmungen mit der Denkmalpflege geben, sagt Schröter, der ansonsten betont: „Es soll wieder deutlich werden, dass die Winterkirche ein Teil des Kirchenschiffs ist.“
Als Auslöser für solche Maßnahmen kann der bevorstehende Einbau einer „verdeckten“ Küchenzeile bezeichnet werden, dies sei lange geplant. Sie soll nicht nur für Begegnungen (etwa die Seniorenkreise) zur Verfügung stehen, sondern auch im Anschluss an die Gottesdienste genutzt werden können. Für die Dauer der Baumaßnahme soll der Zugang zum Hauptschiff über die Sakristei und die Empore erfolgen. An einen anderen Ort gebracht werden müsse das Harmonium. Perspektivisch hoffen sie in der Christuskirche, weitere Sanierungsarbeiten durchführen zu können.
Allerdings werde man sich „nach und nach“ etwas vornehmen, schließlich ist es eine Finanzierungsfrage. Die Kosten für die bevorstehenden Maßnahmen beziffert Schröter auf gut 70.000 Euro, beteiligt ist der Evangelische Kirchenkreis Wittenberg. In der Summe bereits enthalten sei der Preis für den 2017 eingerichteten Sanitärtrakt.
Ausstellung wird vorbereitet
Unterdessen erwarten den Theologen, der in seinem Kirchspiel 14 Gemeinden mit etwa 1500 Mitgliedern und zwölf Kirchen betreut, noch andere Baustellen. So sollen die Dorfkirchen von Braunsdorf und Kerzendorf einer Holzwurmbehandlung unterzogen werden. Und in der Piesteritzer Glaubenskirche müsse man sich um die Elektrik kümmern.
Die Christuskirche ist dann doch eine von vielen - aber eine, in der sie in diesem Jahr noch ein Jubiläum feiern möchten: das 110-jährige Bestehen. Gisela Kummetz arbeitet sich insoweit durch Archive und was sie dort findet, kann schon mal an das Hier und Heute erinnern: „Reicht das Geld für den Planungs- und Baubeginn der Kirche?“, lautet etwa ein Eintrag aus dem Jahr 1898. Ja, es hat gereicht. An dies und mehr soll mit einer Ausstellung erinnert werden, die Kummetz plant. (mz)