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Christian Kroll und Ecosia Christian Kroll und Ecosia: Cranach-Preis für die Aufforster

Von Corinna Nitz 25.11.2020, 09:07
Christian Kroll ist Gründer und CEO von Ecosia.
Christian Kroll ist Gründer und CEO von Ecosia. Ecosia

Wittenberg - 15 Millionen Nutzer, bereits 114 Millionen gepflanzte Bäume. Das ist die jüngste Bilanz der ökologischen Suchmaschine Ecosia, mit deren Nutzung Wiederaufforstungsprojekte weltweit unterstützt werden. Der Gründer von Ecosia, Christian Kroll, kommt aus Wittenberg. Jetzt ehrt seine Heimatstadt den 36-Jährigen mit dem Sonderpreis des Lucas-Cranach-Preises.

Nichts für Aktionäre

Der Erfolg indes kam nicht über Nacht. Ecosia ist jetzt elf Jahre alt, der Anfang war auch entbehrungsreich, eine Vorgängersuchmaschine habe nicht funktioniert. Kroll wollte sie in Nepal etablieren, dort lebte er nach seinem Studium der Betriebswirtschaftslehre für sechs Monate. Es habe in dem Himalaya-Staat auch Hindernisse ganz profaner Art gegeben, etwa hatten sie nicht ständig Strom. Nepal ist zwar reich an Kultur, aber wirtschaftlich arm. Der Aufenthalt jedenfalls hat den Reisenden verändert. „Ich habe gemerkt, wie viel Glück ich hatte dadurch, dass ich in Deutschland geboren wurde“, sagt Kroll und spricht von der „tiefen Motivation, etwas zurückzugeben“.

Bei Ecosia funktioniert das, weil es sich um ein „Non-Profit-Unternehmen“ handelt, das auch nicht verkauft werden könne. Ja, sie verdienen Geld. Und selbstverständlich zahlen sie Gehälter. „Aber was übrig bleibt, geht nicht an Aktionäre, sondern in die Anpflanzungen“, betont Kroll. Inzwischen sei Ecosia die größte europäische Suchmaschine mit 70 Mitarbeitern, die zu einem großen Teil in Berlin sitzen, aber eben auch auf der Welt verteilt seien, etwa in den Baumpflanzprojekten.

Mit Bäumen könne man auch unbewohnbare Gegenden „in kleine Paradiese verwandeln“. Bäume binden CO2 und darum geht es: „Wir müssen versuchen, den Klimawandel zu lösen“, sagt Kroll, der nach seinem Aufenthalt in Nepal in Argentinien lebte und dort - Stichwort: Abholzung - gemerkt habe, „wie sehr wir unseren Planeten zerstören“.

2007 ist das gewesen, damals war vom Klimawandel noch kaum die Rede und bis zum Weltklimaabkommen von Paris, erst recht bis zur Gründung von globalen Protestaktionen wie „Fridays for Future“ sollten noch etliche Jahre vergehen. Wenn Kroll sich heute etwas wünschen dürfte, dann dies: „Dass wir es als Gesellschaft schaffen, den Klimawandel zu lösen.“

Einen Ansatz bietet die Internetsuchmaschine Ecosia. Nach Angaben ihres Gründers, der übrigens als Gymnasiast in Wittenberg auch mal mit Aktien handelte und dem schon während des Studiums bewusst geworden sei, dass ihm Reichtum egal sei, genügen 50 Suchen für einen Baum. Manchmal reiche schon ein einziger Klick. Je nach Gegend, nehmen wir mal Burkina Faso in Westafrika, wird der Boden zunächst so vorbereitet, dass sich Wasser sammeln kann. Danach kommen Samen in die Erde, Setzlinge, sagt Kroll, würden dort vertrocknen. Gepflanzt wird in zahlreichen Ländern.

Der Stadt verbunden

Für sein Geschäftsmodell hat Ecosia inzwischen einige Auszeichnungen erhalten. Über den Lucas-Cranach-Preis der Lutherstadt sagt Christian Kroll zur MZ, dass er sich darüber „sehr freut“. Auch sei er Wittenberg noch immer „sehr verbunden“.

Der Lucas-Cranach-Preis der Lutherstadt Wittenberg

Die Stadt Wittenberg vergibt ihren Lucas-Cranach-Preis jährlich seit 2016. Die Auszeichnung ist nicht dotiert, allerdings erhalten die Gewürdigten eine Urkunde und eine kleine silberne Schlange, das Wappentier des Namensgebers. Vergeben wird der Preis in drei Kategorien: „Arbeit im Ehrenamt“, „Kunst und Kultur“, „Impulse für die Stadt“ -, außerdem kann es, wie auch diesmal wieder, einen Sonderpreis geben.

Für den Jahrgang 2021 heißen die Preisträger Peter Conrad (Künstler), Veronika Dorn (ehemalige Ortsbürgermeisterin von Pratau), Heiner Lück (Rechtshistoriker) und Ecosia GmbH bzw. Christian Kroll, Gründer der ökologischen Suchmaschine Ecosia. Die MZ wird in loser Folge alle aktuellen Preisträger vorstellen. (mz)

Die Internetsuchmaschine Ecosia unterstützt weltweit Aufforstungsprojekte wie hier im Senegal.
Die Internetsuchmaschine Ecosia unterstützt weltweit Aufforstungsprojekte wie hier im Senegal.
Ecosia Gmbh