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Campingplatz bei Pretzsch Campingplatz bei Pretzsch: Campen bei Eis und Schnee

Von Marcel Duclaud 07.01.2016, 17:08

Pretzsch - Draußen eine weite, kalte Schneelandschaft, drinnen wohlige Wärme. Auch wenn es gewöhnungsbedürftig klingt: Camping geht auch im Winter. Natürlich nicht im Zelt, mit Isomatte und Gaskartuschenkocher. Wer bei Minustemperaturen den Campingplatz ansteuert, der fährt ein Wohnmobil oder schleppt einen Wohnwagen mit. Und die sind bekanntlich mit allerlei Komfort ausgestattet, Heizung inklusive.

Ein Massenphänomen ist das Wintercamping nicht, eine Seltenheit aber längst auch nicht mehr. Das zeigt der Campingpark und Wohnmobilhafen „Am Großen Lausiger Teich“, der tatsächlich das ganze Jahr über geöffnet ist. Das Betreiberpaar, das vor zwei Jahren mit großem Ehrgeiz startete, will bewusst eine Marktlücke nutzen, kümmert sich intensiv um die Gäste und weiß, dass sich so etwas herumspricht in der Szene.

Der Erfolg der intensiven Bemühungen lässt nicht auf sich warten. André Otto bilanziert für 2015 ein Plus von 30 Prozent gegenüber 2014 (und auch da waren die beiden schon zufrieden mit der Resonanz). Pfingsten war das riesige Campinggelände mit seinen 200 Stellplätzen komplett ausgebucht. Dass das dieses Jahr ähnlich wird, deutet sich bereits an.

Derzeit kann von solcher Auslastung natürlich keine Rede sein und Otto räumt ein, dass sich das Offenhalten des Platzes im Winter finanziell nicht lohnt: „Wir kommen da vielleicht mit plus minus null raus.“ Dem Ruf dient es trotzdem. Wer einmal an den Lausiger Teichen campen war, der kommt gar nicht so selten wieder.

Zum Beispiel Stephan und Silvia Nossek. Die Familie aus Zeitz ist reiselustig - und kaum zwei Mal auf dem selben Platz. Ausnahme: Lausiger Teiche. Mit den Enkeln sind sie über Silvester gekommen. Und waren erfreut, beileibe nicht allein zu sein. Alle Mietunterkünfte waren belegt, zudem acht Stellplätze, bei der Party im geheizten Zelt trafen sich rund 30 Camper und waren schnell per Du.

Die Nosseks sind dann noch einige Tage geblieben. Als der Schnee kam, war nicht nur der Weg zu ihrem Wohnwagen geräumt, auch zwei Schlitten standen ungefragt vor der Tür. Die Jungs hatten schöne Tage mit Rodeln und Schneemann bauen. Im Wohnwagen konnten sie sich aufwärmen. „Es spielt sich alles auf engem Raum ab und mit dem Trocknen ist es schwierig“, räumt Silvia Nossek ein, im Sommer verbringt man mehr Zeit draußen beim Camping. Ihr Mann fügt hinzu, dass sich ein Vorzelt mit stabilem Gestänge empfiehlt, wegen der Schneelast.

Trotzdem möchten die Zeitzer das Campen nicht missen, eben auch im Winter. „Das bringt Freiheit, wir sind ungebunden und der Natur nahe.“ Dabei hatten sie schon mal aufgegeben: „Die Gemeinschaft auf den Plätzen nach der Wende war nicht mehr wie früher.“ Aber Hotelurlaub konnte keine Alternative sein. Sie haben ihren Transporter umgebaut, mit Vorzelt versehen und sind zu einer fünfwöchigen Tour rund um die Ostsee aufgebrochen: „In Estland haben wir gebadet, in Finnland hatten wir dann Schnee.“ Das hat die Nosseks auf den Geschmack gebracht. Ihr Traumreiseziel, nach der Berufstätigkeit: die Mongolei.

Neben dem Wohnwagen von Familie Nossek steht ein Wohnmobil, es gehört Evelyn Brigger, die aus der Nähe von Flensburg kommt - und mit ihren beiden kleinen Hunden eigentlich ständig auf Achse ist: sechs Monate im Sommer, zwei im Winter. Die reiselustige Norddeutsche hatte mal ein Haus, das war für sie allein viel zu groß. Sie hat es eingetauscht: gegen eine kleine Wohnung und das Wohnmobil. Seither sind die Fernreisen, die sie früher so gerne unternahm, vorbei. „Jetzt ist erst einmal Deutschland dran.“ Weihnachten hat Frau Brigger im Erzgebirge verbracht, über Meißen und Torgau ist sie in den Kreis Wittenberg gefahren: „Ich möchte Luther Guten Tag sagen.“ Das ist ein Grund, ein anderer, dass sie dringend einen Stellplatz mit Stromanschluss benötigt. Und offene Campingplätze im Winter haben scheinbar Seltenheitswert. An den Lausiger Teichen wird Evelyn Brigger ein bisschen länger bleiben. Die romantische Landschaft hat es ihr angetan.

Die Idylle da draußen, das sagen auch Sandra Plato und André Otto, ist ein großes Plus: „Der Naturpark Dübener Heide zieht. Der Campingplatz ist eine ruhige Ausgangsstation für Ausflüge in die Region.“ Sei es nach Berlin oder Leipzig, Wittenberg oder Torgau. (mz)

Ganzjährig geöffnet
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Klitzsch Lizenz
Wer es ruhig und idyllisch mag, der ist an den Lausiger Teichen gut aufgehoben. Auch im Winter.
Wer es ruhig und idyllisch mag, der ist an den Lausiger Teichen gut aufgehoben. Auch im Winter.
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Monatelang mit dem Wohnmobil unterwegs: Evelyn Brigger
Monatelang mit dem Wohnmobil unterwegs: Evelyn Brigger
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