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Blick über die Landschaft als Kapital

Von Markus Wagner 14.10.2005, 15:36

Pretzsch/MZ. - Familien-Tradition

Dass er einmal in die Gastronomie geht, war dagegen klar. "Der Vater war Koch, der Bruder ist Koch, da wird der jüngste Sohn sicher nicht Kfz-Mechaniker", sagt Schultz. Er habe das Leben rund um die Gastronomie immer gemocht, "und eigentlich wollte ich auch Koch werden". Doch dafür gab´s 1989 keine Lehrstelle, also lernte Schultz Restaurantfachmann in Leipzig. "Im Hotel Astoria, das ist nicht die schlechteste Adresse", meint er.

Das soll auch der Golmer Weinberg wieder werden. Auch wenn Schultz es noch vor einem Jahr nicht gedacht hatte, hier einmal zu landen. Er war acht Jahre Restaurantleiter in der Sackwitzer Mühle, seine Frau Ute ebenfalls dort beschäftigt. Irgendwann, sagt Schultz, hat man seine eigenen Ideen, wie man es denn machen sollte. "Wenn man selbständig ist, kann man die leichter verwirklichen." Und so haben sich im Frühjahr, als der Golmer Weinberg ausgeschrieben war, zwei gefunden. Ein Anwesen, aus dem man etwas machen kann, und ein Pächter, der etwas aus dem Anwesen machen will.

Dabei sieht Schultz in der Abgeschiedenheit gerade einen Vorteil. Individualtouristen soll die locken. "Mit Bussen fangen wir erst gar nicht an", meint Schultz. Stattdessen will es der Hotelier mit gutem Service versuchen. "Und natürlich ist auch der Blick unser Kapital." Der soll auch in Zukunft in Ruhe genossen werden können - nicht zuletzt von den Einheimischen. Denn gerade mit denen will sich der neue Pächter gut stellen. Schließlich liegt der Golmer im "Drei-Dörfer-Eck" Merschwitz-Trebitz-Splau. "Es ist wichtig, dass die Leute zu uns kommen", sagt Schultz. Um Wittenberger oder Torgauer auf den Golmer zu locken, hat sich Schultz Schlemmerabende ausgedacht, an denen man gleich im Hotel übernachten kann.

Alle müssen ran

Überhaupt soll die Küche mit Wild und Fisch bestechen. Allerdings ist vielleicht auch der Pflaumenkuchen nicht zu verachten. Die wichtigste Zutat wächst gleich auf den Bäumen nebenan, gebacken wird er im Ernstfall auch mal von der Schwiegermutter. "Eltern, Schwiegereltern und Geschwister, alle müssen ran, sonst ginge es gar nicht", sagt Schultz, der das Hotel mit Frau, Hausmeister und einer Köchin betreibt.

Drei Jahre Aufbauphase

Irgendwann einmal wird der Golmer Weinberg vielleicht den Schultzens gehören. Drei Jahre gibt sich der Hausherr, dann muss die "Aufbauphase" abgeschlossen sein. "Dann muss es laufen", sagt Schultz. Bis dahin ist der Gewölbekeller umgestaltet, in der Scheune wird das eine oder andere Theaterstück gespielt, und die Terrasse mit Blick auf Pretzsch und die Elbe ist ausgebaut. Und irgendwann hat sich der Golmer Weinberg auch "mit ein bisschen Wellness" einen Namen gemacht. Doch im Moment gibt es für den Hausherrn etwas Wichtigeres. "Wir sind am Kämpfen, dass sich der gute Ruf wieder einstellt."