Biosphärenreservat Mittelelbe Biosphärenreservat Mittelelbe: Kontrolle vor Ort

Oranienbaum - „Was auf dem Spiel steht, ist der Titel“, sagt Thomas Schaaf. Der Wissenschaftler, viele Jahre bei der Unesco in Paris beschäftigt und nun Direktor des Beratungsunternehmens „Terra-Sana“ aus Freiburg im Breisgau, hat den Auftrag erhalten, das Biosphärenreservat „Flusslandschaft Elbe“ zu überprüfen. Solch eine Evaluierung geschieht alle zehn Jahre und dient hauptsächlich der Qualitätssicherung, dem Abbau von Defiziten und der Weiterentwicklung der Reservate. Denn jede Region, die sich mit dem Titel Biosphärenreservat schmücken darf, unterliegt strengen Kriterien. Das eine den Titel verliert, kommt vor, ist aber entlang der Elbe nicht zu erwarten.
Entlang der mittleren Elbe erstreckt sich eine naturnahe Stromlandschaft mit zahlreichen Flussauen von der Mittelelbniederung bis zur Norddeutschen Tiefebene. Fünf Bundesländer - Sachsen-Anhalt, Brandenburg, Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein - übergreifend, wird diese einzigartige, gewachsene Natur- und Kulturlandschaft durch das Biosphärenreservat „Flusslandschaft Elbe“ zusammengefasst. Der Flusslauf mit Ufersäumen, natürlichen Überflutungsbereichen wird umrahmt von den größten zusammenhängenden Auenwäldern Mitteleuropas. Das Biosphärenreservat umfasst Überschwemmungsflächen, Sandufer, Binnendünen und Brackwasser. Der Elbe-Biber findet hier ebenso Lebensraum wie der Fischotter und wie viele Storche im Sommerquartier. Das Biosphärenreservat bewahrt die Schönheit der Elbauen und erhält die Lebensgrundlagen der vielfältigen Tier- und Pflanzenwelt. Teil des Biosphärenreservats ist das Unesco-Welterbe Gartenreich Dessau-Wörlitz, so dass Besuchern neben der einzigartigen Landschaft ein umfangreiches ganzjähriges Kultur- und Freizeitprogramm geboten wird. (Quelle: Deutsche Unesco-Kommission)
Seit 1979 erfüllt das Biosphärenreservat „Mittelelbe“, dessen Ursprung im Naturschutzgebiet Steckby-Lödderitzer-Forst liegt, die Leitlinien des Unesco-Programms „Der Mensch und die Biosphäre“, ist somit international anerkanntes Biosphärenreservat. Seit Ende 1997 gehört es zum ebenfalls von der Unesco mit dem Titel ausgezeichneten Biosphärenreservat „Flusslandschaft Elbe“.
Schaaf, der sich in den vergangenen Wochen in den Reservatsgebieten von Brandenburg, Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein umgesehen und Gespräche mit den dort ansässigen Verwaltungen geführt hat, richtet jetzt seinen Blick auf Sachsen-Anhalt. In Oranienbaum trifft er sich mit Guido Puhlmann, dem Leiter der Verwaltung des Biosphärenreservates „Mittelelbe“, und seinen Mitarbeitern. Es geht um den Naturschutz, den Erhalt von Landschaften, Ökosystemen, Arten, um die genetische Vielfalt. Die möglichst nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung wird bilanziert, ebenso wie die Umweltforschung, insbesondere bezüglich der Wechselwirkungen zwischen Mensch und Natur. Wie hat sich das Reservat entwickelt? Die Antwort auf diese Frage wird erst am Ende der Prüfung stehen.
Schaaf schaut sich vor Ort um, etwa an der Elbe bei Apollensdorf, in der Wörlitzer Parklandschaft oder in der Oranienbaumer Heide. Sein erster Eindruck ist positiv. „Die Kriterien werden erfüllt, in Deutschland funktioniert das schon gut“, sagt er etwas allgemein. Verständlich, denn die Ergebnisse der Evaluierung werden schließlich erst im Jahr 2017 vorgelegt, nachdem sich unter anderem im Oktober 2016 das Nationalkomitee „Der Mensch und die Biosphäre“ in Wittenberg getroffen und die Region bereist hat.
„Natürlich gibt es auch hier etwas zu verändern“, sagt Schaaf, der wie die Verantwortlichen vor Ort die Prüfung durchaus als Chance zur Beseitigung von Defiziten sieht. Und so verbindet er das Lob an die Mitarbeiter, die sich „engagiert und voll Enthusiasmus in ihre Arbeit einbringen“, mit der Aussage, dass die personelle Ausstattung der Reservatsverwaltung verbessert werden sollte. (mz)