Auf Tauchgang Auf Tauchgang: Harte Arbeit unter Wasser

Wittenberg - Mit dem Tauchen im Urlaub, um Fische und Korallenriffe zu bestaunen, hat der Beruf von Axel Lindemann wenig zu tun. Bei ihm ist eher handwerkliches Können unter Wasser gefragt, bei oft schlechter Sicht und manchmal starker Strömung. Dafür tauchen er und seine Mitarbeiter auch im Winter, wo es den unbedarften Zuschauer bei Eis und Schnee schon beim Hinsehen fröstelt.
Vom Hobby zum Beruf
Gemeinsam mit Gerd Wirth gründete Axel Lindemann 1991 ein Unternehmen, das auf Arbeiten unter Wasser spezialisiert ist. „Wir beide kommen aus der Sporttaucherei“, erzählt der 51-jährige Lindemann. „Gerd Wirth war schon zu DDR-Zeiten Berufstaucher in Rostock und hat danach in Hamburg bei einer Tauchfirma gearbeitet.“
So entstand nach der Wende die Idee, das Hobby zum Teil des Berufs werden zu lassen. Sechs Mitarbeiter zählt das Unternehmen, neben den beiden Chefs sind das drei Angestellte und ein Lehrling. Denn Lindemann ist Tauchmeister, darf also auch ausbilden, was für den Eigenbedarf des Betriebes geschieht.
Das Unternehmen wurde 1991 als Wirth und Lindemann GbR gegründet, seit 1998 ist es eine GmbH. Die Spezialgebiete der Industrie- und Bautaucher liegen in den Bereichen des Wasserbaus, Brückenbaus und Spezialtiefbaus. Die ausgebildeten Berufstaucher mit Qualifikationen zum Unterwasserschweißen führen unter anderen Montagen und Sanierungen durch, können dank spezieller Technik Spül-, Saug- und Reinigungsarbeiten sowie Säge-, Bohr- und Schleifarbeiten durchführen. Auch die Herstellung von Unterwasser-Betonsohlen und Unterwasser-Anstriche sind möglich. Dank vorhandener Videotechnik dokumentieren sie ihre Arbeit und können auch für Auftraggeber den baulichen Zustand von Brückenpfeilern, Schleusen, Wehren und Leitungen im Bild festhalten. (mz/kbl)
Zumeist kommen die Industrie- und Bautaucher aus handwerklichen Berufen und qualifizieren sich zwei Jahre weiter. Anstrengend sei die Arbeit im Wasser durchaus, merkt er an, jährliche ärztliche Untersuchungen müssen die Tauglichkeit bestätigen. „Ein Taucharbeitstag heißt ja nicht, dass man zwölf Stunden unter Wasser ist.“ Meist seien es drei bis vier Stunden am Stück, im Winter auch etwas weniger. In Flüssen und Seen, an Schleusen, Wehren und Wasserkraftanlagen fällt eine Menge Arbeit an.
Die reicht vom Reparieren von Leitungen über das Abdichten von Spundwänden, Verfugen von Naturstein etwa an Brücken, Anstreich-, Schweißer- und Sandstrahlarbeiten, Betonieren unter Wasser bis zu Fällarbeiten. Letzteres war an der Goitzsche gefragt, durch das schnelle Fluten beim Hochwasser 2002 waren viele Bäume stehen geblieben, die zur Sicherheit zweieinhalb Meter unter der Wasseroberfläche gekappt werden mussten.
Je nach Größe und Dauer des Auftrages nehmen die Mitarbeiter ihr Equipment entweder im Kleinlaster oder im Container mit. Die Aufträge kommen aus ganz Deutschland, eher selten aus dem Ausland, erklärt Axel Lindemann.
„In der Regel sind wir als Subunternehmer für größere Bauunternehmen tätig. Manche kennt man schon seit 20 Jahren. Öffentliche Ausschreibungen für reine Tauchleistungen gibt es nur selten.“
Gearbeitet wird in einer Tauchgruppe, bestehend aus zwei Tauchern und einem Signalmann. Der Anzug ist ein so genannter Trockentauchanzug, also wasserundurchlässig. Dazu kommen die Weste mit Blei, ein Helm mit Sprechfunk und Schweißerschild sowie Schlauchanschluss. Denn die Atemluft (gereinigte normale Luft) bezieht der Taucher durch einen Schlauch von der Oberfläche. Allerdings hat er zur Sicherheit eine Reserveflasche dabei. Spezielle Gasgemische müssen bei den Tauchtiefen von zumeist zehn bis 15 Metern nicht eingesetzt werden.
Jüngst bei Schweinitz im Einsatz
Jüngst war das Unternehmen an der Schwarzen Elster bei Schweinitz tätig, um im Auftrag des Landesbetriebs für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft Pfeiler einer alten Holzbrücke zu entfernen. Einige der alten Pfeiler konnten herausgezogen werden, andere wurden mit einer Spezialsäge unter Wasser abgetrennt. Ziel des Einsatzes war, das Absetzen von Schwemmgut (Gestrüpp wie auch Kies) zu verhindern.
Mit historischen Funden unter Wasser haben die Arbeitstaucher jedoch so gut wie nie zu tun. „Vielleicht ein paar alte Gründungspfähle, aber viel mehr nicht“, weiß Lindemann. „Dann schon eher Müll, der ins Wasser geschmissen wurde: Fahrräder, Einkaufswagen oder geknackte Zigarettenautomaten.“ Nein, romantische Tauchgänge in karibischen Gefilden sind etwas ganz anderes. (mz)
