Artistentreffen Artistentreffen: Bis nach Monte Carlo

Reinsdorf - „Es ist ein Traum, dass wir hier alle immer wieder zusammenkommen“, schwärmt Helmut Schumann. „Es ist immerhin ein Stück gemeinsame Lebenszeit.“ Den Magdeburger verbinden zahlreiche Erinnerungen mit vielen ehemaligen Artisten, und jedes Frühjahr gibt es ein großes Hallo in der Reinsdorfer „Hohen Mühle“.
Zweite Karriere als Trainer
Zum 24. Mal kamen Artisten und Künstler in Wittenberg zusammen, fast alle haben ihre Ausbildung auf der Artistenschule in Berlin genossen. Doch auch Sänger, Humoristen und Moderatoren nehmen das Angebot gern an. Mancher ist sogar noch aktiv wie Angelika und Bernd Flügel. Einst zeigte sie ihr Können synchron am Vertikalseil, er absolvierte eine Ausbildung als Parterresprung-akrobat, zeigte sein Können mit Wurfstangen („Russischer Barren“) und machte Kraftakrobatik. 2010 haben sie zwar als aktive Artisten aufgehört, sind aber nun als Trainer aktiv.
In Berlin bringen sie Kindern und Jugendlichen zwischen vier und 18 Jahren die Grundlagen der Artistik bei. Dort gibt es seit über 20 Jahren „Cabuwazi“ (was für „chaotisch bunter Wanderzirkus“ steht), der in Schulprojekten und nachmittags in festen Gruppen arbeitet (siehe „Vom Einradfahren...“). „Am Anfang steht ein Schnupperkurs mit Trampolin, Trapez, Akrobatik und Drahtseillauf. Dann können sich die Kinder für eine Richtung entscheiden“, erläutert Angelika Flügel das Projekt, für das sie und ihr Mann am Standort Marzahn arbeiten. „Ich hole mir meinen Applaus jetzt durch die Kinder“, ist Angelika Flügel glücklich darüber, ihr Wissen an junge Menschen weitergeben zu können.
Roswitha Triebsees erinnert sich gern an ihre aktive Zeit. „Ich habe meinen Ursprung in der Wittenberger Artistengruppe um Paul Pohl“, erzählt sie. Die gebürtige Abtsdorferin (da hieß sie noch Friede) tourte mit den „Roswings“ durch die Welt und turnte am Doppelvertikalseil. Mit ihrem Mann Folker trat sie am Vertikal-Schwungseil als die „2 Majaros“ unter anderem 1967 beim Zirkusfestival in Monte Carlo auf. „Das war schon ein Höhepunkt und auch nicht mit einer normalen Darbietung zu vergleichen. Es ist eher ein Wettkampf“, schildert sie die Atmosphäre. Zwei Preise haben sie damals bekommen, da hing sogar ein bisschen Westgeld dran, was sie allerdings nicht behalten haben.
Mit einer zweiten Darbietung, als „Duo Bokai“, ging das Paar ab 1982 auf Tournee, Schlangen und Kaimane waren dabei ihre Begleiter. „Nach der Wende ist mein Mann dadurch Krokodiltrainer im Heidepark Soltau geworden“, fügt Roswitha Triebsees hinzu. 15 Jahre waren sie in Soltau, zogen dann nach Berlin zurück. Während die Arbeit mit den Reptilien interessant gewesen sei, war die Akrobatik „sehr kräftezehrend. 90 Prozent Schinderei und zehn Prozent Beifall“. Rückblickend auf ihr Berufsleben meint sie: „Es ist gut gelaufen. Wir können uns nicht beklagen.“
Haus in Beschlag genommen
Für Margrit Lipinski, die gemeinsam mit Marina Boden die Treffen organisiert, ist die „Hohe Mühle“ ein idealer Ort. Die etwa 100 Artisten und Künstler nehmen für einen Nachmittag im Jahr fast das ganze Haus in Beschlag. Für das nächste Jahr, wenn das 25. Wiedersehen steigt, planen sie einige Besonderheiten. Eine, die sich schon darauf freut, ist Bärbel Greif. Die Chemnitzerin hat einst auf Kreuzfahrtschiffen mit Musik und Tanz für Unterhaltung gesorgt. „Hier ist es immer schön. Und den Termin, den hält man sich einfach frei“, sagt sie.