Anfragen sogar aus Kassel
KROPSTÄDT/MZ. - "Wir sind eine eher kleine Einrichtung", sagt Leiter Horst Schmidt. Die allerdings hat auch ihre Vorteile. Jugendämter brächten ihre Schützlinge wegen der ländlichen Lage hier unter. Das Haus sei übersichtlich und in den Gruppen achte man auf familienähnliche Strukturen. Mehr als neun Jugendliche in einer der Gruppen gibt es nicht. Davon wiederum gibt es mehrere. Die Heimgruppe mit Rundumbetreuung, die Fünf-Tages-Gruppe, deren Mitglieder am Wochenende zu ihren Eltern dürfen, die Trainingsgruppe, die sich auf ein Leben allein vorbereitet - etwa im Betreuten Wohnen in Wittenberg. Und es gibt die Tagesgruppe in Plossig.
Bei seiner jüngsten Sitzung im Schloss Kropstädt besichtigte der Jugendhilfeausschuss des Kreises das Kinderheim auf dem ehemaligen Gutshof des Schlosses. Rund 86 Prozent der Kinder werden vom Wittenberger Jugendamt nach Kropstädt geschickt. Es gibt auch Kinder aus Dessau und Köthen, sogar aus Kassel war schon einmal angefragt worden. "Es kommt immer darauf an, was für das Kind das Beste ist", sagt die Fachdienstleiterin in der Kreisverwaltung, Petra Wistuba. Mal achte man darauf, das Kind in der Nähe der Eltern zu lassen, mal wäre das genau das Falsche. Mal ist die ländliche Umgebung genau das Richtige, ein verhaltensauffälliges Kind kommt vielleicht in der Pretzscher Schule samt Kinderheim besser zurecht. "Das muss individuell entschieden werden", so Frau Wistuba.
Da hilft natürlich auch der Ruf. Kropstädt hat einen guten. Bekannt geworden war das Haus in Kropstädt eigentlich als Mütter- und Säuglingsheim. Von 1951 bis 1991 existierte das - und nutzte auch das inzwischen privatisierte Schloss. Schon ab 1945 waren hier Kinder betreut worden. "Nach der Wende kam die Umstrukturierung", erinnert Heimleiter Schmidt. Das Schloss war für das Haus nicht mehr zu halten. Heute arbeite man eng mit dem dort angesiedelten Hotel zusammen. An die 20 Praktika, zählt Schmidt, haben seine Schützlinge dort absolviert.
23 Mitarbeiter betreuen die Jugendlichen. Einige von ihnen leben in Wittenberg in betreuten Wohnungen, andere bereiten sich in Kropstädt auf ein eigenständiges Leben vor. "Verselbständigung" ist ein Begriff, der Schmidt immer wieder über die Lippen kommt. Unterm Dach des gut ausgestatteten Hauses leben zum Beispiel diejenigen, die sich schon selbst um Wäsche, Essen und Putzen kümmern müssen. Und irgendwann, so hofft es Schmidt, gründen sie ihre eigenen Familie. Zu sehen bekommt man sie in Kropstädt dann durchaus mal wieder. "Sie kommen auch mit dem Nachwuchs auf dem Arm zu Besuch."