1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Wittenberg
  6. >
  7. André Chmilewski, der Nicht-Direktor in Wittenberg

Tourismus André Chmilewski, der Nicht-Direktor in Wittenberg

Früher war André Chmilewski beruflich viel in Südostasien. Jetzt leitet er die Cranach-Herberge in Wittenberg. Eine Stippvisite.

21.04.2021, 07:59
André Chmilewski ist seit Februar Leiter der zur Cranach-Stiftung Wittenberg gehörenden Cranach-Herberge.
André Chmilewski ist seit Februar Leiter der zur Cranach-Stiftung Wittenberg gehörenden Cranach-Herberge. Foto: Thomas Klitzsch

Wittenberg - „Ich bin gekommen, um zu bleiben. Das Haus ist es wert.“ Was für ein Satz! André Chmilewski sagt ihn im kleinen Frühstücksraum der Cranach-Herberge in Wittenberg. Es ist, wie er erzählt, nach Zimmer 2-0-2 (von dort habe man den schönsten Blick auf den Hof) sein zweitliebster Ort in dem Gebäude. Zurückhaltend in der Ausstattung, aber mit besonderer Atmosphäre: Tatsächlich meint man, weit weg zu sein von allem. Keine Geräusche, nichts. Wo ist noch mal der Marktplatz?

Künstlerisch gestaltet

Nicht von der Hand zu weisen ist eine allgemeine Ruhe im gesamten Objekt. Das hat natürlich mit der Corona-Pandemie zu tun und trifft so ziemlich alle Beherbergungsstätten. Wer kann schon reisen in diesen Zeiten? Ja, sie haben Gäste, aber die sind nicht touristisch unterwegs. Wenn sich das wieder ändert, soll auch die Cranach-Herberge neu aufgestellt sein.

Und verantwortlich für diesen Neustart zeichnet der 52-jährige Chmilewski. Früher, bis Corona die Geschäfte zerschlug, hat der Wittenberger Reiseziele in Südostasien entwickelt und vermarktet. Seit Februar setzt er seine fachliche Kompetenz für jenen Teil der Cranach-Stiftung ein, der mit seinen bisherigen Leitern wenig Fortune hatte - so zumindest konnten die Wechsel nach außen wirken. Chmilewski selbst lehnt eine Bewertung ab. Manchmal, sagt er, passt es eben nicht.

Gekommen, um zu bleiben: Chmilewski hat ein gewinnendes Lächeln und wer ihm durch die mit historischer Bedeutung aufgeladenen Räume folgt, schließlich lebte und arbeitete in der Immobilie einst Malerstar Lucas Cranach, bekommt den Eindruck, dass es dem Neuen sehr ernst ist. Das beginnt schon im Eingangsbereich an der Schlossstraße, der nicht mehr schmucklos ist, sondern künstlerisch gestaltet wurde und in dem ein Bild das Signet des älteren Cranach, die geflügelte Schlange, interpretiert.

Darunter steht: „Hotel mit Weltkultur.“ Das Hotel in den Untertitel zu nehmen, war Chmilewski, der sich nicht als Hoteldirektor, umso entschiedener als Herbergsvater sieht (so steht es auch auf seinem Namensschild), es war ihm wichtig. Weil mit Herberge offenbar viele eine Einrichtung nur für bestimmte Kreise verbunden haben. Gestaltet hat das Logo die Künstlerin Bärbel Mohaupt, von der noch weitere Arbeiten zu sehen sind. Wie überhaupt plötzlich Kunstwerke die unterschiedlichen Räume zieren. Neu ist auch, dass die Zimmer nach bekannten Zeitgenossen von Cranach benannt wurden, über die der Gast Informationen erhält.

Schöne Aussichten

Die Liste dessen, was ansonsten bereits getan wurde (unter anderem Renovierungen) und der geplanten Vorhaben ist lang. Worauf es André Chmilewski nicht zuletzt ankommt, sind mögliche Synergien mit den Anrainern der Herberge, neben der Apotheke sind dies Hofwirtschaft und historische Druckerstube sowie in besonderem Maße die Jugendkunstschule: Aus letzterer sind schon jetzt zahlreiche Werke ausgestellt, gearbeitet werde an „neuen Themen“.

Konkret heißt das, es sollen „Zwei-Drei-Tageskurse als Paket“, also mit Unterbringung, konzipiert und vermarktet werden. Die Rede ist auch von Seminar-Konzepten. Chmilewski setzt zudem auf bestehende Kontakte in der Stadt, etwa zur Touristinfo - und er will die Digitalisierung voranbringen. Der Internetauftritt wird überarbeitet und soll künftig nicht nur Online-Buchungen ermöglichen, sondern abbilden, „was wir können“. Schöne Aussichten. (mz/Corinna Nitz)