1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Wittenberg
  6. >
  7. Aktion in Wittenberg: Aktion in Wittenberg: Kühles Eis für heiße Tage

Aktion in Wittenberg Aktion in Wittenberg: Kühles Eis für heiße Tage

Von Alexander Baumbach 07.08.2015, 13:00
Thoralf Klagge fährt mit der Altstadtbahn Touristen durch Wittenberg. Die MZ Wittenberg hat Hans Schubert und Diana Behrendt vom NetworkOffice Wittenberg begleitet, die Eis an Menschen verteilt haben, die am heißesten Tag des Jahres arbeiten müssen.
Thoralf Klagge fährt mit der Altstadtbahn Touristen durch Wittenberg. Die MZ Wittenberg hat Hans Schubert und Diana Behrendt vom NetworkOffice Wittenberg begleitet, die Eis an Menschen verteilt haben, die am heißesten Tag des Jahres arbeiten müssen. Baumbach Lizenz

Wittenberg - Sommer, Sonne, Sonnenschein – und in der Wittenberger Altstadt herrschen am Freitagmittag bereits 34,6 Grad im Schatten. Unter Palmen will man da liegen. Oder in der Tiefkühltruhe. Das ist aber nicht jedem vergönnt – und um dem ganzen noch die Krone aufzusetzen: es gibt gar Leute, die in dieser tropischen Hitze arbeiten müssen. „Denen wollen wir eine Freude machen und ein Eis schenken, wenn sie uns verraten, wie sie mit der Hitze umgehen“, erklärt Hans Schubert vom Wittenberger NetworkOffice. Mit seiner Kollegin Diana Behrendt hat er sich auf den Weg gemacht, schleppt mit ihr abwechselnd die Kühltruhe durch die Stadt.

Verbrauch: sechs Liter. Wasser.

Der erste Überraschte ist Thoralf Klagge. Der Fahrer der Altstadtbahn hat sich auf die Hitze vorbereitet – ein Sonnenschirm klemmt hinter dem Fahrerhäuschen, in dem es keine Klimaanlage gibt. „Trinken, trinken, trinken. Anders ist das nicht zu schaffen. Ich brauche derzeit ungefähr sechs Liter Wasser am Tag“, erzählt er, bevor er sich mit der ersten Fuhre Touristen auf den Weg macht. Bis zur  14.15-Uhr-Runde ist er fest gebucht. Danach will er spontan entscheiden, ob es weitere Fahrten gibt. Viele Getränke empfiehlt auch Jörg Hänig im Umgang mit der Hitze – sicher nicht ganz uneigennützig, betreibt er doch die öffentliche Toilette (mit Gästebuch!)gegenüber der Schlosskirche. Was man nicht ausschwitzt, darf man – gegen kleine Gebühr - bei ihm lassen.

Zu weniges Schwitzen ist für Thomas Schröder und Polier Enrico Schulze auf der Baustelle des Schloss-Südflügels gar kein Problem. Die insgesamt 20 Kollegen, die hier buchstäblich im Schweiße ihres Angesichts arbeiten, trinken auch jeweils vier bis fünf Liter Wasser am Tag. „Das wird von der Firma gestellt. Man sieht natürlich zu, dass man möglichst im Schatten bleibt – aber immer geht das auf dem Bau halt nicht. Dann hilft nur Sonnencreme“, weiß Schulze. Nach dem Mittag soll für die Bauarbeiter dann aber auch der Hammer fallen.

Keine Kühlakkus im Akkuladen

So einfach ist das für Diana Krüger und ihre Kollegin Susanne Schulz vom Blumenladen in der Coswiger Straße nicht. „Es wird ja gerade auch bei dem Wetter geheiratet, da brauchen die Leute ihre Blumen“, weiß Diana Krüger. Mit „Augen zu und durch“ seien aber auch solche Sommertage zu schaffen. Hans Schubert und Diana Behrendt packen ihre Kühltruhe und ziehen weiter. In der Juristenstraße machen sie im Akkuladen halt. „Bei uns ist es eigentlich auszuhalten. Und wir können fast alles laden – bis auf eure Kühlakkus“, erzählt Rainer Tann, als er beherzt in sein geschenktes Eis beißt. Ganz anders sieht es wenige Meter weiter aus. Auf der Baustelle an der Kreuzung Juristenstraße und Pfaffengasse ist gerade Pressetermin mit den Archäologen. Zeichnerin Christine Schröder steht in der Baugrube und ärgert sich, dass sie ihren Schirm nicht dabei hat. „Den kann ich hier nicht stellen. Aber nach dem Mittag ist Feierabend, das halte ich noch aus“, erzählt sie.

Für Jasmin Krömke und Pia Braasch hat da der Arbeitstag in den Wallanlagen gerade erst begonnen. Sie stehen am Einlass zur Messe „LebensArt“ – und versuchen, nicht über die Hitze nachzudenken. „Wir machen noch bis etwa 19 Uhr – und dann gibt es eine kalte Dusche“, erzählt Pia Braasch. Ihre Kollegin schnappt sich einen Flyer und fächelt sich die warme Luft zu.

Auf dem Acker ist es schlimmer

Die Gemüse- und Obsthändler auf dem Marktplatz haben ähnlich altbewährte Mittel gegen die Hitze im Sortiment. „Ich arbeite einfach nicht so viel. Aber bei der Hitze kommen nach dem Mittag eh weniger Kunden her, die meisten haben schon am Morgen ihre Einkäufe erledigt“, weiß Matthias Möbius. Nebenan freut sich Elke Tittel über ein Eis aus Schuberts Truhe. „Hitzefrei gibt es für uns ja nicht“, weiß sie. Da ist sie sich einig mit Sylva Klauser vom Stand gegenüber. Und hinter dem Marktbrunnen wringen Regina und Gertraud Hanußek gerade ihre Waschlappen aus. „Der ist zum Schweißabwischen oder kühlt im Nacken“, erzählt Regina Hanußek. Zuhause in der Firma sei ihr Mann den ganzen Tag mit dem beregnen der Feldfrüchte beschäftigt. „Und auf dem Acker, da ist es viel schlimmer als hier am Stand“, weiß Oma Hanußek. (mz)