Adventskalender Adventsserie Wittenberg Lydia Grauss ist verwurzelt in der Region

Wittenberg - In die weite Welt hat es Lydia Grauss nie hinaus gezogen, schließlich gibt es in der hiesigen Region genug Projekte, in die die 40-Jährige ihr Herzblut investieren kann. Angefangen hat alles mit einer Ausbildung zur Hotelfachfrau. Inzwischen ist die Mutter eines Teenagers und einer Grundschülerin Inhaberin des „Wittenburgers“, einem Burgerladen in der Wittenberger Innenstadt, und des Saison-Cafés „Abseits“ in Griebo, das direkt am Elberadweg liegt.
Dass sie einmal Café- oder Restaurantbesitzerin werden würde, hatte Lydia Grauss zwar nie ausgeschlossen, doch auf dieses Ziel hingearbeitet hat die heute 40-Jährige auch nicht. „Wir haben vor 13 Jahren in Griebo ein Grundstück gekauft, eine alte Villa.“ Nach der Verlegung des Elberadweges direkt an ihr Grundstück, scherzten sie und ihr Mann öfter darüber, dass vor allem bei schönem Wetter mit einem Kasten Bier sicher der ein oder andere Euro dazu verdient werden könnte. Aus den Scherzen wurde nach der Geburt ihrer Tochter ernst, ihren Job in der Gastronomie gab sie auf und wurde Cafébesitzerin.
„Es war eine tolle Gelegenheit und es hat alles gestimmt“, erinnert sich die Unternehmerin, die vor ihrer Selbstständigkeit in verschiedenen gastronomischen Einrichtungen gearbeitet hat.
Inzwischen hat sich der Saisonbetrieb in Griebo eingespielt. Von Ostern bis Oktober ist außer montags das Café von 11 bis 18 Uhr geöffnet, Lydia Grauss bedient und bekocht die Gäste komplett alleine. Neben Getränken und selbst gebackenem Kuchen bietet sie kleine Snacks an. Sie freut sich über die Gäste, die Ruhe in Griebo suchen. „Ich habe vor allem das typische Radfahrerpublikum. Alle sind sehr entspannt, denn sie sind ja im Urlaub.“
Auf den Tisch kommt bei Familie Grauss an den Weihnachtsfeiertagen ganz klassisch eine Gans. Am 24. Dezember gibt es Würstchen mit Kartoffelsalat sowie Piroggen und Frikassee.
Weihnachten selbst bedeutet Lydia Grauss nicht sehr viel. „Ich bin nicht der klassische Weihnachtstyp.“ Aber sie genießt die Zeit mit der Familie und schätzt die besinnliche Stimmung in der Adventszeit und zum Fest.
Nicht verzichten möchte die 40-Jährige auf den Kirchenbesuch. Um 15 Uhr geht es gemeinsam zum Gottesdienst nach Griebo oder Apollensdorf.
Vor einer größeren Weihnachtskatastrophe hat Lydia Grauss keine Bedenken.
Geht es in Griebo um Entschleunigung, läuft der Betrieb in unmittelbarer Nachbarschaft vom Wittenberger Marktplatz um einiges schneller. Lydia Grauss ist dort Chefin von fünf Angestellten und einigen Aushilfen im „Wittenburger“, der vor dreieinhalb Jahren eröffnete. „Damals ist ein Bekannter auf mich zugekommen und hat gefragt, ob ich mit arbeiten möchte“, erinnert sich die 40-Jährige. Inzwischen hat sie die Geschäftsführung übernommen und tut einiges für ihre „Bar“, wie sie das Burger-Geschäft liebevoll bezeichnet. Drei bis vier Mal pro Woche steht sie selbst hinter dem Tresen oder in der Küche. „Ich konnte mir einen Bürojob nie vorstellen.“ Den Kundenkontakt möchte sie nicht verlieren, nur mit Planung, Besorgungen und Organisatorischem wäre sie nicht glücklich.
Gerade in der Saison wird es deswegen aber auch immer wieder stressig. Ist der letzte Gast im „Café Abseits“ verabschiedet, geht es für eine Schicht dann noch in den „Wittenburger“. Gestört hat Lydia Grauss das nie. „Wenn die Saison im „Café Abseits“ im Oktober vorbei ist, bin ich doch erleichtert. Aber bevor es wieder los geht, bin ich immer ganz gespannt.“
Einfach sei es in der Gastronomie nicht, egal ob man ein reines Saisongeschäft betreibt oder ganzjährig geöffnet hat. Grauss hat ihre eigenen Rezepte entwickelt, mit immer neuen Ideen lockt sie die Kundschaft in den Burgerladen. Ungewöhnliche Getränke, wie etwa das Bier des Monats, wechselnde Burger und die Berücksichtigung von Kundenwünschen und -ideen sind wichtig.
Und auch die Qualität spielt eine wichtige Rolle, möglichst viele Zutaten sind Bio und aus der Region. Die gebürtige Wittenbergerin hat sich immer gern auf Neues eingelassen, aber auch ihr Können nie überschätzt. „Manche rüsten zum Reformationsjubiläum auf, ich überlege eher, wie ich meine Wittenberger Kundschaft wegen zu vieler Touristen halten kann und denke an die kommenden Jahre.“ In denen wird wohl noch das ein oder andere Projekt auf Lydia Grauss warten.
Für diesen Winter gibt es schon Pläne, nach deren Realisierung sich der Tätigkeitsbereich noch einmal erweitert. Auf dem Gelände in Griebo sollen einfache Übernachtungsmöglichkeiten für Radler und andere Gäste entstehen. „Zu unserem Grundstück gehören drei einfache Bungalows“, so blickt sie im Gespräch voraus, „die inzwischen von den früheren Pächtern aus Altersgründen aufgegeben worden sind. Die wollen wir über den Winter renovieren und einfache Übernachtungsmöglichkeiten einrichten, etwa für Pilger und Radfahrer.“ (mz)