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20 Jahre Tierheim Wittenberg 20 Jahre Tierheim Wittenberg: Am 1. Mai ist Tag der offenen Tür

Von Corinna Nitz 19.04.2018, 09:58
Isabell Starke ist seit Januar 2018 die neue Leiterin des Wittenberger Tierheims. Dort hat sie einst auch ihre Ausbildung zur Tierpflegerin für Tierheim und Tierpension absolviert und später in einer Tierarztpraxis gearbeitet. Mit dem Vorsitzenden des Tierheimvereins Jürgen Krause lädt sie zum traditionellen Tag der offenen Tür am 1. Mai ein.
Isabell Starke ist seit Januar 2018 die neue Leiterin des Wittenberger Tierheims. Dort hat sie einst auch ihre Ausbildung zur Tierpflegerin für Tierheim und Tierpension absolviert und später in einer Tierarztpraxis gearbeitet. Mit dem Vorsitzenden des Tierheimvereins Jürgen Krause lädt sie zum traditionellen Tag der offenen Tür am 1. Mai ein. Alexander Baumbach

Wittenberg - Der 1. Mai ist wie Weihnachten, sagt der Vorsitzende des Tierheimvereins Wittenberg, Jürgen Krause: „In beiden Fällen werden keine Tiere vermittelt.“ Und Isabell Starke, die junge neue Tierheimchefin seit dem ersten Januar, die auch ausgebildete Tierpflegerin ist, ergänzt: „Wer wirklich Interesse hat, kommt wieder.“

Fakt ist, am 1. Mai, an dem das Tierheim an der Belziger Chaussee traditionell zum Tag der offenen Tür einlädt, können Besucher die derzeitigen Bewohner zwar in Augenschein nehmen (und womöglich verlieren sie ja auch ihr Herz an die eine oder den anderen). Aber Vermittlungsgespräche sind angesichts des zu erwartenden Andrangs dann nicht möglich. Dafür braucht es Zeit und Ruhe.

Stadtrat ebnete den Weg

Geradezu idyllisch ruhig ist es an diesem Mittwochnachmittag, als Krause im Garten des Tierheims das Programm zum 1. Mai vorstellt (siehe auch „Mit Ehrennadeln“). Goldfische ziehen im Teich ihre Bahnen, Katzen dösen in Außengehegen in der Sonne und auch im nahe gelegenen großen Hundehaus wird es nur kurz laut, als ein „Bewohner“ vom Gassi- und Spaziergang zurückgebracht wird. 15 Hunde und 20 Katzen haben sie laut Krause aktuell im Heim.

2017 waren es insgesamt bei den Fundtieren 80 Hunde und 87 Katzen sowie 45 „Sonstige“, also beispielsweise Nager. Zu ihren Besitzern zurückgekehrt sind den Angaben zufolge 51 Hunde und vier Katzen - und die Pensionstiere (37 Hunde, 176 Katzen) wohl sowieso.

20 Jahre Tierheim und Tierpension „sind ein guter Grund zu feiern“, heißt es auf Seiten der Wittenberger Einrichtung, die damit zum traditionellen Tag der offenen Tür am 1. Mai einlädt. Gestartet wird um 10 Uhr mit einer Auszeichnung für verdiente ehrenamtliche Helfer und aktive Vereinsmitglieder. Dazu gibt es Ehrennadeln des Tierschutzbundes, insgesamt kündigt Jürgen Krause, Vorsitzender des Tierheimvereins sieben Personen an, eine sei die frühere Leiterin des Tierheims Marion Malbrich. Ab 10.30 Uhr gibt es Programm (musikalischer Frühschoppen mit Jan v. Suppengrün), 11.30 Uhr Tinas Tanzmäuse, 14 Uhr die Rettungshundestaffel Vockerode. Ganztägig wird u. a. ein Clown für Kinder angekündigt. Informationsstände soll es geben, so etwa von Zoo-Nicolaus und der Böttger-Apotheke.  

Die Einrichtung steht unter www.tierheim-wittenberg.de auch im Internet.

Dass der Vereinschef mit noch vielen weiteren Zahlen hantiert, hat einen einfachen Grund: 2018 bestehen Tierheim und Pension seit 20 Jahren. „Das hätte ich am Anfang nie gedacht“, sagt der Mann, der dieses Jahr 77 wird und noch als Stadtbediensteter den Vereinsvorsitz übernommen hatte. Krause erzählt, dass seine Frau ihn bei einem ersten Besichtigungstermin des ehemaligen Wasserwerkgeländes „für verrückt erklärt hat“.

Tatsächlich waren ja nicht nur die vorgefundenen äußeren Bedingungen, sagen wir hier einmal, mangelhaft. Auch die Begleitumstände der Gründung hätten idealer sein können: „Gerangel um Leitung des neuen Hauses“ titelte die MZ am 15. April 1998 (Hickhack gab es mit dem örtlichen Tierschutzverein). Zuvor hatte aber bereits im Oktober 1997 der Wittenberger Stadtrat den Weg frei gemacht für den Umbau des Wasserwerks zu einem Heim für Tiere - nachdem frühere Initiativen (Zappner in der Dresdener Straße, ein Heim in Wiesigk) keine Zukunft hatten. Bereits am 18. April 1998 erfolgte schließlich die Umsetzung der Tiere, respektive deren Transport aus Wiesigk in die neue Unterkunft in der Belziger Chaussee. Der Tierheimverein wurde Betreiber, Krause Vorsitzender - das ist er bis heute.

Eine Million Euro

Seit jenen Tagen haben sie also etwa 2 000 Hunde und rund 2 200 Katzen sowie reichlich 1 000 „sonstige“ Schutzbedürftige aufgenommen. Pro Jahr führen sie laut Statistik etwa 100 Kastrationen bei Katzen durch, 2017 seien es 90 gewesen. Im Falle von wild bzw. frei lebenden Katzen gebe es eine Vereinbarung mit den zuständigen Kommunen, dass die Fundkatzen an ihre Futterstellen zurückkehren können, da „90 Prozent“ von ihnen „nicht resozialisierbar“ seien. Eindrucksvoll nimmt sich aus, was Krause über die baulichen Aktivitäten der vergangenen 20 Jahre vorträgt: Zuletzt haben sie im vergangenen Jahr (weil 70 000 Euro Fördermittel flossen) das Sozialgebäude erneuert, die Elektroinstallation dito und ebenso die Dächer vom großen Katzenhaus bis hin zu den Hundehäusern.

Sie hätten auch den Tierfriedhof „optisch aufgebessert“, vom Tierschutzbund gab’s ein neues Auto und - ganz aktuell - von der Sparkassenstiftung haben sie einen Toilettencontainer bekommen für Kinder- und Jugendgruppen, die Projekttage im Tierschutzkabinett durchführen.

In Summe, rechnet Krause vor, wurde über den Verein in 20 Jahren rund eine Million Euro investiert. Der Betrag speise sich aus Mitteln der öffentlichen Hand, von Lotto-Toto und Firmen; nicht zu vergessen „die vielen Kleinspender, auch einige Erbschaften sind eingeflossen“. Und wenn es um Kofinanzierung von Lotto-Mitteln gehe, komme Förderung auch vom deutschen Tierschutzbund. Der hatte die Wittenberger Einrichtung als erste ihrer Art in Sachsen-Anhalt mit der Tierheim-Plakette ausgezeichnet. (mz)