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100 Jahre Bauhaus 100 Jahre Bauhaus: Tiny House in Wittenberg ist klein aber oho!

Von Corinna Nitz 25.07.2019, 09:35
Wenige Minuten nach der Eröffnung des „Tiny 100“ am Mittwoch auf dem Wittenberger Markt herrschte schon Andrang vor dem Häuschen.
Wenige Minuten nach der Eröffnung des „Tiny 100“ am Mittwoch auf dem Wittenberger Markt herrschte schon Andrang vor dem Häuschen. Thomas Klitzsch

Wittenberg - Das Interesse ist beachtlich: Kaum haben Marlies Schmidt und Ioan Schmidt an diesem tropisch-heißen Mittwochmittag das „Tiny 100“ auf dem Wittenberger Marktplatz aufgeschlossen, kommen auch schon die ersten Besucher. Wer eintreten möchte, muss ein Ticket erwerben.

Etliche machen das auch; dass die Besichtigungsdauer in der Regel kurz ist, hat mit der Größe des Objektes zu tun: Das „Tiny 100“ hat nur sieben Quadratmeter, verfügt aber über das meiste, was die Grundbedürfnisse eines einzelnen Menschen abdecken soll.

Suche nach neuen Konzepten

Das Tiny House ist Bestandteil des Bauhäuschenfestivals, welches die Cranach-Stiftung Wittenberg in Zusammenarbeit mit der Tinyhouse Foundation und dem Berliner Architekten Van Bo Le-Mentzel realisiert. Nach dessen Entwürfen ist auch das „Tiny 100“ gebaut worden.

Das Festival will mit unterschiedlichen Veranstaltungsformaten und Angeboten neue Wohn- und Lebenskonzepte diskutieren. Dabei sehen Experten in den Entwürfen Le-Mentzels durchaus Verweise auf das Bauhaus, an dessen Gründung vor 100 Jahren 2019 vielerorts und nicht zuletzt im benachbarten Dessau erinnert wird.

Dass durch das Festival und die Tiny-100-Ausstellung auf dem Markt das Jubiläum nun auch nach Wittenberg kommt, findet Marlies Schmidt, die als Kunsthistorikerin der Cranach-Stiftung Le-Mentzel bereits 2018 in die Lutherstadt geholt hat. Damals war im Garten des Cranach-Hofes in der Schlossstraße 1 ein Tiny-House-Dorf entstanden und im Cranach-Haus Markt 4 gab es eine Exposition mit Hartz-IV-Möbeln. „Das würde gut ins Bauhausjahr passen“, habe sie, Schmidt, damals gedacht.

Das Bauhaus-Thema durchzieht konsequent das Bauhäuschenfestival. Bereits an diesem Sonnabend, dem 27. Juli, wird auch Van Bo Le-Mentzel erwartet. Um 19 Uhr hält er auf dem Cranach-Hof, Schlossstraße 1, einen Vortrag, in dem es um temporäre Tiny-House-Siedlungen geht.

Diese Initiative firmiert auch unter Co-Being House, man solle wegkommen von herkömmlichen Wohngebieten und - mit dem Tiny 100 - hin zu einer Art Mehrgenerationenhaus... Im Anschluss an den Vortrag wird der Film „Vom Bauen der Zukunft - 100 Jahre Bauhaus“ von Niels Bolbrinker gezeigt.

Und bei der vierten Wittenberger PechaKuchaNight, organisiert von Christian Treffler, stellen am 4. August Designer, Künstler und Kreative ungewöhnliche Projekte vor. Beginn ist um 20 Uhr, ab 21.30 Uhr gibt es im Sommerkino „Abstrakte stumme Filme“ zum Bauhausjubiläum - mit Livemusik.

Internationales Workcamp

Handwerklich wird es vom 10. bis 30. August für die Teilnehmer eines internationalen Workcamps: Auf dem Cranach-Hof in der Schlossstraße bauen sie ein neues Tiny-House, das nach Auskunft von Ioan Schmidt später zu einer Therapieeinrichtung im Brandenburgischen gebracht werden soll. Schmidt leitet das Projekt gemeinsam mit dem Halleschen Künstler Viktor Sobek.

Kooperiert wird mit der von Lothar Löber geleiteten Janusz-Korczak-Stiftung in Wittenberg, die seit vielen Jahren internationale Workcamps ermöglicht. Deren Teilnehmer haben sich schon an vielen Stellen nützlich und verdient gemacht, zuletzt wie berichtet 2018 bei einem Einsatz im Nabu-Zentrum im Stadtwald.

Mit dem Tiny-House-Bauworkshop ist das Bauhäuschenfestival noch nicht zu Ende. Bei www.cranach-stiftung.de steht das ganze Programm im Internet.

100-Euro-Wohnung

Das „Tiny 100“ wird auch 100-Euro-Wohnung genannt, weil es aufgrund seiner geringen Größe nur 100 Euro Miete kosten würde. Es soll als Beitrag zur Diskussion um bezahlbaren Wohnraum verstanden werden. Auf sieben Quadratmetern finden Küche, Schlaf- und Wohnraum und ein Bad Platz.

Besichtigt werden kann es in Wittenberg bis 30. Juli täglich, 12 bis 14 Uhr (Eintritt: 50 Cent).

Bei www.tinyfoundation.org stehen Projektinfos im Internet.

(mz)