1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Weißenfels
  6. >
  7. Wohnungsbaugenossenschaft Weißenfels: Wohnungsbaugenossenschaft Weißenfels: Der Chef sagt ade

Wohnungsbaugenossenschaft Weißenfels Wohnungsbaugenossenschaft Weißenfels: Der Chef sagt ade

Von Andreas Richter 29.12.2019, 14:00
Schilder in Martin Neumanns Büro erinnern an Wohnblöcke, die abgerissen wurden. Schlüssel erinnern an die Einweihung von Neubauten.
Schilder in Martin Neumanns Büro erinnern an Wohnblöcke, die abgerissen wurden. Schlüssel erinnern an die Einweihung von Neubauten. Andreas Richter

Weißenfels - Wenn Martin Neumann heute durch die Marienstraße im Weißenfelser Zentrum geht, dann hat er einen ganz speziellen Blick darauf. Immerhin war der lange Zeit umstrittene Bau der Passivhäuser, die den Straßenzug der Altstadt heute prägen, eines der großen Projekte der Wohnungsbaugenossenschaft Weißenfels/Saale (WBG) in den vergangenen zwanzig Jahren. Gut zwei Jahrzehnte, die Martin Neumann als Vorstand an der Spitze der WBG maßgeblich mit geprägt hat. Nun aber ist Schluss: Zum Jahresende geht Neumann in Ruhestand.

Dabei hatten die Wirren der Wende den Diplom-Ingenieur für Energieanlagen zunächst an vorderste Stelle in der Kommunalpolitik gespült: Bis Herbst 1992 war der gebürtige Weißenfelser Bürgermeister seiner Heimatstadt. „Um in der neuen Wirklichkeit anzukommen, ging es damals oft bis spät in die Nacht“, erinnert sich Neumann. Sechs Jahre lang reihte er sich danach in das große Heer der Berufspendler ein, arbeitete bei den Niederrheinischen Gas- und Wasserwerken im Raum Duisburg.

Rückkehr nach Weißenfels und der Beginn eines langen Weges

Schließlich die Rückkehr nach Weißenfels und der Beginn eines langen Weges bei der Wohnungsbaugenossenschaft. Da waren die vielen leerstehenden Wohnungen gleich eine große Herausforderung. „Es war die Zeit, da die Menschen den Glauben an die blühenden Landschaften längst verloren hatten“, sagt Neumann. Eine Vorreiterrolle in der Stadt spielte die WBG beim unvermeidlichen Abriss von Wohnungen. Knapp 500 davon haben sie schrittweise vom Markt genommen, wie es heißt.

Sie haben Balkons vergrößert, Terrassen aufgefüllt und leeren Wohnraum zu Bodenkammern umgestaltet - um Wohnungen attraktiver zu machen. „Das war schon eine spannende Zeit“, sagt der scheidende Vorstand. Heute stehen gut elf Prozent der Genossenschaftswohnungen leer, um das Jahr 2000 herum waren es bis zu 18 Prozent.

Genossenschaft hat heute rund 2.300 Wohnungen

Stolz ist Neumann darauf, dass es die Genossenschaft mit ihren heute rund 2.300 Wohnungen in all den Jahren geschafft hat, nicht nur den Bestand ordentlich zu verwalten, sondern immer wieder auch Neubauprojekte erfolgreich auf den Weg zu bringen. So wie die Wohnhäuser und das Altenheim in der Marienstraße. Oder die viergeschossige Wohnanlage „Nordstern“ in der Neustadt. Und jenes Projekt, das Martin Neumann zweifellos das größte Kopfzerbrechen bereitet hat: das Wohnhaus an der Ecke Jüdenstraße/Saalstraße.

Mehr als sechs Jahre lang hatte sich die Genossenschaft mit dem Lückenbau im Stadtzentrum beschäftigt - vom Architekturwettbewerb über den ersten Spatenstich und acht Monate Baustopp bis hin zum glücklichen Ende im Frühjahr dieses Jahres. Der späte Balsam für alle Mühen: Im Herbst hat das von den Architekten Thomas Dietzsch und Andreas Weber aus Halle entworfene Haus einen Architekturpreis des Landes Sachsen-Anhalt erhalten.

„Es ist gut, dass wir unmittelbar im Zentrum präsent sind“

Im Erdgeschoss hat die Genossenschaft jetzt ihr Vermietungsbüro. „Es ist gut, dass wir unmittelbar im Zentrum präsent sind“, sagt Neumann. Gut findet er auch, dass sich die WBG weiter an Neubauten heranwagt. Für das aktuelle Projekt, neue Mietwohnungen auf dem ehemaligen Reithallengelände in Weißenfels-West, hat der Stadtrat erst im November grünes Licht gegeben. Die Weichen hat Martin Neumann noch mit gestellt. Die alltäglichen Mühen dieses Projekts werden nun nicht mehr in seinen Händen liegen. „Ich blicke zufrieden auf mein Berufsleben zurück“, kann Martin Neumann spontan sagen. Mitglied der Genossenschaft bleibt er weiterhin.

Was er mit der neuen Freizeit anfängt? Um den Garten will er sich mehr kümmern. Und da sind auch noch fünf Enkel im Alter zwischen anderthalb und 13 Jahren. Und ab und zu schlendert Martin Neumann ja vielleicht die Marienstraße entlang und denkt im Stillen: Ich war dabei. (mz)