Wirtschaft Wirtschaft: Agentur blitzt bei arbeitslosen Elektrikern nach wie vor ab

weissenfels/MZ - Derzeit einen guten Elektriker einzustellen, ist extrem schwierig. Diese Erfahrungen müssen Handwerksbetriebe in der Region immer wieder machen. Nicht erst seit gestern. „Wenn ich einigen arbeitslosen Elektrikern, die sich bei mir vorstellen, sagen würde, ,du kannst morgen anfangen’, dann wären die total enttäuscht“, erklärt Reiner Neitzsch von der gleichnamigen Elektrofirma in Weißenfels. Etwa drei bis vier arbeitslose Elektriker würden sich jährlich bei ihm vorstellen, aber ihr Begehren sei vordergründig nicht die Arbeitsaufnahme. „Sie kommen her, um sich lediglich den Stempel abzuholen, dass sie da waren“, ergänzt der Unternehmer.
Mit diesem Stempel wiederum können sie gegenüber der Arbeitsagentur nachweisen, dass sie sich um Arbeit gekümmert haben, die sie aber in Wirklichkeit gar nicht wollen. Fast noch schwieriger sei es, einen Lehrling einzustellen. „Mit Dreckarbeit wollen die nichts mehr zu tun haben“, sagt Neitzsch. Gefragt sei stattdessen von vielen jungen Leuten leichte Büroarbeit. Dem stimmt Falko Kühn aus Großkorbetha zu. Den letzten Lehrling habe er vor zwei Jahren eingestellt.
Ähnliche Erfahrungen hat Wolfgang Bodem, Innungsobermeister der Elektroinnung Sachsen-Anhalt-Süd, gemacht. „Ich würde sofort jemanden einstellen, aber es ist sehr schwierig, an einen guten Elektriker zu kommen“, erklärt er. Entweder scheitere das Vorhaben an der fehlenden Qualifizierung, am gesundheitlichem Zustand desjenigen oder dem Willen, eine Arbeit aufzunehmen. Wolfgang Bodem weiter: „Das ist fast unser größtes Problem.“ Arbeit gäbe es zur Genüge. 1 200 bis 1 500 Euro Brutto nennt die Arbeitsagentur als Verdienstmöglichkeiten, der Innungsobermeister meint ganz und gar, es wäre teilweise sogar noch mehr drin. „Ich habe ebenfalls beruflichen Einstellungsbedarf“, ergänzt Firmenchef Frank Meißner aus Markröhlitz. Er suche einen Elektriker, aber einen, der mit am Strang ziehe. Doch gute Arbeitskräfte zu bekommen, sei nahezu aussichtslos. Frank Meißner lobt zugleich die Zusammenarbeit mit der Weißenfelser Arbeitsagentur, die klappe einwandfrei.
Dass es nicht einfach ist, Elektriker in Arbeit zu bringen, bestätigt auch Arbeitsvermittler Steffen Meerboth von der Arbeitsagentur Weißenfels. So gab es im September dieses Jahres 18 registrierte arbeitslose Elektriker, im Oktober waren es aber immer noch 17. Nicht viel anders sah es im Vorjahr aus: Im September gab es 25 arbeitslose Elektriker, im Oktober 18. Bei warmen Wetter die Leute an das Telefon zu bekommen, sei fast nicht machbar. Etliche würden sich im Garten aufhalten, um dort die Zeit zuzubringen. „Ich habe dringend einen Elektriker gesucht, sieben wurden mir von der Arbeitsagentur genannt, aber nur zwei haben sich bei mir gemeldet“, erklärt Falko Kühn. Warum das so sei, könne er sich absolut nicht erklären.
In der Branche sei andererseits aber auch ständig Bewegung drin - die Elektriker wüssten genau, was sie wert seien. In der Praxis laufe es so ab, dass diejenigen, die sich nicht um Arbeit bemühen und Angebote der Agentur torpedieren, zum Gespräch eingeladen werden. Helfe alles nichts, gibt es Sperrzeiten: In dem Fall findet dann „plötzlich“ die Hälfte aller arbeitslosen Elektriker sofort einen Job. Zugegeben, ergänzt der Vermittler, oftmals seien die Stellen lediglich bis zum Winter befristet, dann würden sich etliche wieder arbeitslos melden. Meerboth weiter: „Ein guter Elektriker ist aber nie lange arbeitslos.“